Freilandhaltung 20.000 Legehennen am Dorfrand?
20.000 Legehennen auf zehn Hektar vor den Toren Altmerslebens? Der Ortschaftsrat enthielt sich der Stimme.
Altmersleben l Eine Anlage für 20.000 Legehennen in Freilandhaltung soll nordwestlich von Altmersleben, etwa 300 Meter vom Ort entfernt, errichtet werden. Dies sind die Pläne von Jörg Otte. Der Altmerslebener ist Landwirt im elterlichen Betrieb, der eine Feldwirtschaft betreibt. Nach den vergangenen Dürrejahren möchte sich Jörg Otte mit der Haltung von Legehennen nun ein zweites Standbein aufbauen. Einen Antrag auf immissionsschutzrechtliche Genehmigung hat er bereits beim Altmarkkreis Salzwedel gestellt. Dem Altmerslebener Ortschaftsrat und zahlreichen Einwohnern stellte er seine Pläne vor.
So erläuterte Otte, dass die Hennen auf einer Nutzungsfläche von insgesamt zehn Hektar untergebracht werden sollen. Für jedes Tier bedeutet dies, dass ihm vier Quadratmeter zur Verfügung stehen. Die Hennen können dabei jederzeit den Stall nutzen sowie den Auslauf, den Versorgungsbereich und sogenannten Wintergarten, eine Voliere. Die gesamte Auslaufläche soll begrünt werden. Außerdem werden 40 Schutzhütten aufgestellt sowie Obstbäume gepflanzt, um Zuflucht vor Greifvögeln und vor der Sonne zu gewähren. So setze er Standards um, die Tierwohl, Regionalität und Nachhaltigkeit unter einen Hut brächten, so Otte. Er sprach von einer „Freilandhaltung mit Standards, angelehnt an die Bioentwicklung“. So könne er später jederzeit zur Haltung nach Bio-Kriterien wechseln, dabei werden pro Huhn sechs Quadratmeter gefordert.
Geplant ist das Aufstellen von drei Futtersilos. 50 Prozent des Futters will Otte selbst anbauen. Außerdem soll eine bepflanzte Zaunanlage als Sicht- und Staubschutz für den Ort entstehen. Dazu sollen Hecken dreireihig angelegt werden. Als positiven Effekt für den Ort nannte Otte die für den Betrieb zwingende Schaffung eines Löschteiches. Diesen möchte er so anlegen, dass er auch bei einem Brandfall im Ort genutzt werden könnte.
Über einen Termin des Baustarts konnte der Investor noch keine Angaben machen. Derzeit befindet sich das Projekt im Genehmigungsverfahren. „Im Falle einer Genehmigung müssen im Anschluss erst noch Angebote von Baufirmen eingeholt werden“, sagte er.
Bedenken der Anwohner, die bereits an ihn herangetragen worden sind, Sorge vor Krankheiten und Milbenbefall sowie Geruchsbelästigung, setzte der Landwirt entgegen, dass seine Tiere einer regelmäßigen Überprüfung durch das Veterinäramt unterzogen würden. Laut eines Windgutachtens sei mit Geruchsbelästigung kaum zu rechnen. Dies sah der Ortschaftsrat aber anders. Ortsbürgermeister Bernd Pawelski hat beim Deutschen Wetterdienst Erkundigungen eingeholt. Demnach komme der Wind häufig aus westlicher Richtung. Mit Geruchsbelästigung sei damit also doch zu rechnen, meinte er. Otte bot den Einwohnern eine Fahrt in eine gleichwertige Anlage an, die etwa 30 bis 40 Autominuten entfernt sei. Vor Ort könnten sich die Altmerslebener dann ein Bild machen.
Während der Sitzung machten die anwesenden Dorfbewohnern keinen Hehl daraus, dass sie den Plänen zur Errichtung einer Legehennen-Anlage in Ortsnähe kritisch gegenüberstehen. Unmut äußerten sie darüber, dass sie an diesem Abend keine Fragen zum Thema stellen durften. Einheitsgemeinde-Bürgermeister Karsten Ruth begründete: Rechtlich sei dies nicht vorgesehen, damit durch die Meinungsäußerung der Anwesenden das Gremium in seiner Meinungsbildung nicht beeinflusst werde.
Die Entscheidung über die Genehmigung der Anlage liege aufgrund ihrer Kapazität nach intensiver Untersuchung allein beim Altmarkkreis Salzwedel, wie Reike Ebneter, Mitarbeiterin im Kalbenser Bauamt, erläuterte. Dies bedeutet, dass auch dann, wenn sich der Ortschaftsrat und in der kommenden Woche der Bauausschuss und der Stadtrat dagegen aussprechen sollten, der Landkreis dennoch die Anlage genehmigen könne.
Ein Votum vom Altmerslebener Ortschaftsrat war dennoch gefordert. Ratsmitglied Steffen Liermann sagte, dass er den Mut des Landwirtes befürworte, aber die Bedenken der Einwohner verstehe. Er enthielt sich der Stimme. Ebenso argumentierten die übrigen Mitglieder. Der gesamt Ortschaftsrat enthielt sich. Ratsmitglied Hans-Georg Otte, Vater des Antragstellers, beteiligte sich nicht an der Abstimmung.