Bauarbeiten an der B188 Bauarbeiten an der B188 bei Weteritz: Frust über die Umleitung
Die lange Umleitung für die Sanierung der B188 und der L25 im Bereich der Haarnadelkurve in Weteritz mit Komplettsperrung der Bundesstraße sorgt für Frust.
Weteritz - „Es ist das blanke Chaos.“ Dirk Kuke aus Weteritz ist mit seiner Meinung offenbar nicht allein. Denn viele Weteritzer schimpfen auch in den sozialen Netzwerken über die aktuelle Situation. Ein Mann aus Weteritz schickt sogar „ärgerliche Grüße aus Modderitz“, dazu ein Foto von der offiziellen Zufahrt zum Weteritzer Gewerbegebiet, ein Wirtschaftsweg, der zuvor „ertüchtigt wurde“, wie es das Bauministerium im Vorfeld der Bauarbeiten auf der Bundesstraße erklärt hatte. „Ertüchtigt“ mit etwas Schotter – nach den Niederschlägen eine einzige Modderpiste.
Aktuell wird die Bundesstraße im Bereich der Abfahrt nach Weteritz saniert. Zugleich finden dort Forschungsarbeiten der TU Darmstadt statt. Es geht um eine Optimierung des Bindemittels für die verschiedenen Tragschichten der Fahrbahnen. Das alles erfolgt bei kompletter Vollsperrung der B?188. Die offizielle Umleitung für die Richtung Wolfsburg-Stendal ist weiträumig ab Mieste über Breitenfeld und Zichtau zur B?71 und umgekehrt zur B?188 ausgewiesen.
Schwerlaster entdecken Schleichwege
Ortsansässige nutzen die Kreisstraße über Potzehne und Kenzendorf nach Gardelegen. Unterdessen hat aber auch der überregionale Schwerlastverkehr diese Strecke für sich erkannt, so dass auch 40-Tonner und Beton-Mischer-Fahrzeuge dort langfahren.
Die Randstreifen der schmalen Kap-Straße zwischen Potzehne und Roxförde sind zerfahren. Doch nicht nur das: Auch Waldwege werden genutzt. So etwa Wege bei Weteritz, der dortigen Radweg nach Gardelegen und auch der Waldweg am Jercheler Friedhof vorbei in Richtung Ipse und Ziepel, was aufgrund der tiefen Löcher mit einem normalen Pkw eigentlich nicht möglich ist. Die Kennzeichen machen deutlich: Nicht nur Einheimische, auch viele Auswärtige fahren dort lang.
Ordnungsgeld für Weteritzer
Aber besonders betroffen seien eben die Weteritzer, betont Dirk Kuke. Ärgerlich, denn es habe eine mündliche Absprache mit dem Bauleiter der Firma gegeben, wonach die Weteritzer nach Feierabend oder an Wochenenden und Feiertagen über die Baustelle fahren dürften – auf eigene Gefahr. Stattdessen kontrolliere die Polizei und kassiere ab. „Ich musste nach Solpke zum Bahnhof, um meine Familie abzuholen“, erzählt Kuke. Und da sei er über die Baustelle gefahren. Ein Polizeiwagen sei vor Ort gewesen. Er habe ein Ticket bekommen. 20 Euro müsse er bezahlen. Er wird Widerspruch einlegen, auch wenn er weiß, dass er mit der Baustellenfahrt eine Ordnungswidrigkeit begangen habe. Trotz alledem habe er sich nun arrangiert, sagt Kuke. Er fahre jetzt auch über Potzehne. „25 Kilometer hin nach Gardelegen und 25 Kilometer wieder zurück“, so Kuke.
Ärger bei den Breitenfeldern
Auch die Umleitung in anderer Richtung sorgt für Frust. „Gleich als es losging, wurde ich schon morgens auf dem Weg zur Arbeit von Anwohnern abgefangen“, erzählt der Breitenfelder Ortsbürgermeister Christian Henneick. Als wäre die Umleitung über die holprige Ortsdurchfahrt nicht schon Belastung genug, habe es in den ersten Tagen auch noch zusätzliche Probleme gegeben. Erst fehlte ein Umleitungsschild an der Kirche, so dass die Lkw-Fahrer geradeaus in eine Sackgasse fuhren, um dann mit ihrem laut piepsenden Gefährt den Rückwärtsgang einzulegen. Schnell wurde herausgefunden, dass die Geschwister-Scholl-Straße als Abkürzung durch den Ort dienen kann. Unbeachtet dessen, dass diese teils sogar aus einer Spielstraße besteht. Nach Rücksprache mit Bürgermeisterin Mandy Schumacher sei allerdings sofort gehandelt und ein entsprechendes Schild aufgestellt worden. Ein weiteres Problem sei eine fehlende Ampel.
„Wenn sich in der Kurve am Dorfteich zwei Lkw begegnen, kommen sie nicht so aneinander vorbei, deshalb wird der Gehweg benutzt. Ich verstehe nicht, warum das nicht mit einer Ampel geregelt wird“, zeigt sich Henneick verärgert. Zu befürchten sei, dass dieser Gehweg durch das Befahren beschädigt wird. Die Breitenfelder seien jedenfalls froh, wenn die Sperrung der B?188 wieder aufgehoben ist. „Jetzt weiß man erst, wie schön und ruhig das Landleben vorher war. Aktuell kommen die Gläser ja von alleine aus dem Schrank“, so Henneick.
Waldwege werden kontrolliert
Seitens der Polizei soll nun verstärkt kontrolliert werden, vor allem im Bereich Weteritz, auch was die Waldwege betrifft. „Es gibt eine verkehrsrechtliche Anordnung, und daran sind wir gebunden“, betont Holger Budras, im Salzwedeler Polizeirevier für die Verkehrsorganisation zuständig. Da könne es auch keine Ausnahmen für die Weteritzer geben, was etwa das Befahren der Baustelle betrifft. Die langen Umleitungen seien nicht unbedingt erfreulich, zeigt Budras Verständnis. Aber ändern könne man das nicht.
Das bestätigt auch Andreas Tempelhof, Pressereferent im Landesbauministerium. Man habe sich aber aufgrund der Volksstimme-Anfrage bezüglich der Umleitungssituation noch einmal mit der Baufirma abgestimmt. Ende Juni sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Dieser Termin sei auch Bestandteil des Vertrages mit der Baufirma. Die habe auch versichert, alle Prioritäten auf die B?188 und L?25 zu legen. Aktuell seien die Bauarbeiten auch im Zeitplan. In Breitenfeld seien Umleitungsschilder ergänzend aufgestellt worden. Eine Ampel sei bisher nicht installiert worden, da „die Kreuzung eigentlich übersichtlich ist und für alle der Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung gilt mit Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme“, betont Tempelhof. Die Straßenverkehrsbehörde habe die „Sache aber im Blick mit der Option, bei größeren Problemen den Verkehr doch mit einer Ampel zu regeln“.