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Bauvorhaben Alter Rewe mit unklarer Zukunft

Artur Juskys, Besitzer des alten Rewe in Gardelegen, fühlt sich zum Nichtstun verdammt und hofft auf eine Änderung des Bebauungsplanes.

Von Cornelia Ahlfeld 17.02.2021, 00:01

Gardelegen l Artur Juskys ist etwas ratlos. Vor anderthalb Jahren hat er gemeinsam mit einem Freund den alten Rewe-Markt an der OdF-Straße gekauft. Er will investieren, braucht dazu aber auch sichere Mieter. Doch viele Möglichkeiten gibt es da nicht. Er hofft nun, dass der Bebauungsplan für den Einzelhandelsstandort OdF-Straße, beschlossen Ende 2016, geändert wird, was die Sortimentsregelung betrifft.

Eine Kaufhalle stand dort schon zu DDR-Zeiten. Nach der Wende wurde sie abgerissen. 1992 wurde neu gebaut – ein großer Lebensmittelmarkt nach modernen, damals gültigen Vorgaben. Langjähriger Mieter war die Rewe-Kette. Doch mit Eröffnung der Märkte an der Stendaler Straße gingen die Umsätze zurück. Mehrere Jahre hatte Rewe nach einem geeigneten Standort für einen Neubau gesucht und ihn am Kreisverkehr Gifhorner Straße gefunden. Zudem gab es Uneinigkeiten zwischen Rewe und dem damaligen Besitzer der Immobilie. Ende 2016 bestätigte der Stadtrat die Planungen für den Rewe-Neubau. Und zugleich auch einen Bebauungsplan für den Einzelhandels- standort an der OdF-Straße, um baurechtliche Voraussetzungen für den Erhalt und die Weiterentwicklung dieses Standortes zu sichern. Doch offenbar wird dieser Plan den neuen Besitzern zum Verhängnis.

Vor anderthalb Jahren hat Artur Juskys aus Salzgitter gemeinsam mit einem Freund die Immobilie erworben. Es habe sich um ein günstiges Angebot gehandelt. Von den Vorgaben seitens der Stadt habe er zu diesem Zeitpunkt nichts gewusst, erzählt Juskys im Volksstimme-Gespräch. Und dieses Objekt will er nun ausbauen, investieren, weiterentwickeln. Doch das gehe nur mit Mietern, die ihrerseits etwas verkaufen wollen.

„Doch nach dem Auszug des Rewe-Marktes dürfen viele Sortimente, die vorher möglich waren, nicht mehr angeboten werden. Ich bin verurteilt, gar nichts machen zu können. Und das kann es ja wohl nicht sein“, betonte Juskys. Keine Fahrräder, keine Lebensmittel, keine Backwaren, keine Sportartikel, kein Media-Markt, zählte Juskys einige Beispiele auf.

Im Februar 2020 habe er noch einen Interessenten an der Hand gehabt, der in der einstigen Kaufhalle ein großes Fitnesscenter einrichten wollte. „Das wäre auch passend gewesen, vielleicht noch mit einem Café dran, doch dann kam Corona“, schilderte Juskys die Situation. Der Interessent sei wieder abgesprungen und wird wohl auch nicht wieder anklopfen nach dem zweiten Lockdown.

Er habe unterdessen auch Kontakt mit der städtischen Wirtschaftsförderung aufgenommen. Sein Ziel: Der Bebauungsplan müsse geändert werden. „Wenn jemand gut ist, spielt es doch keine Rolle, ob er im Stadtzentrum etwas verkauft oder etwas außerhalb“, so Juskys. Man müsse schließlich mit der Zeit gehen. „Das hier ist aber sozialistisches Denken, wenn so gehandelt wird, tut mir leid. Ich kann aber eine Innenstadt auch nicht retten, indem man alles verbietet“, stellte Juskys klar. Er sei für alles Mögliche bereit, kleine Geschäfte, größere Geschäfte, ein Café oder Online-Handel. „Wir wollen ja auch investieren. Es soll schön werden. Das funktioniert aber nur, wenn wir auch Mieteinnahmen haben“, betonte der Geschäftsmann, der von 1993 bis 2003 als Elektroingenieur in der VW-Forschung tätig war und sich danach mit einer Baufirma selbstständig gemacht hat – mit 60 Angestellten. Über 200 Häuser habe er in Salzgitter geplant und gebaut. Jetzt sei er nicht mehr im Beruf, verwalte nur noch einige Immobilien. Dazu gehört nun auch das etwa 9000 Quadratmeter große Grundstück mit der Halle und einem Parkplatz mit 180 Stellplätzen.

Doch derzeit sehe die Zukunft nicht gerade rosig aus. Unterdessen hätten Randalierer das Objekt für ihre Zerstörungswut ausfindig gemacht. Scheiben seien eingeworfen worden, Müll werde dort entsorgt, Räume im Inneren mit dem Inhalt eines Feuerlöschers verdreckt, die Fassade beschmiert. Eine Notverglasung sei in Auftrag gegeben worden.

„Wir wissen nicht, wie lange die Versicherung das mitmacht. Wir können doch dort keinen Zaun ringsrum ziehen“, so Juskys. Und weiter: „Wir müssen doch frei entscheiden können, was da rein kommt.“

„Wir sind die letzten, die kein Interesse daran haben, dass dort wieder Leben einzieht. Im Gegenteil, wir würden uns freuen“, versicherte Julia Schlüsselburg, in der Stadtverwaltung für die Wirtschaftsförderung zuständig. Aber es sei nun mal so, dass entsprechend des Bebauungsplanes für den Standort bestimmte Sortimente ausgeschlossen sind. Einen Lebensmittelvollversorger, wie einst Rewe, wird es dort also nicht mehr geben können. Nach Bekanntwerden des Eigentümerwechsels habe die Stadt mit dem neuen Besitzer des Gespräch gesucht. „Wir wollten wissen, was hat er vor, was will er machen, und haben gemeinsam auch Ideen entwickelt, wie Tagespflege, Fitnessstudio oder Ärztezentrum. Aber es braucht dazu natürlich auch die Interessenten“, so Schlüsselburg.

In den vergangenen zwei Jahren habe es acht Anfragen nach Immobilien gegeben. „Vier davon haben wir an den Rewe-Markt-Eigentümer weitergeleitet“, betonte die Wirtschaftsförderin. Ob man den Bebauungsplan mit der Sortimentseinschränkung wieder aufheben kann, sei so ohne weiteres sicher nicht möglich. Und wenn, sei das mit einem hohen Aufwand verbunden – der Bebauungsplan umfasst allein 67 Seiten. „Das müsste vermutlich, wie beim ersten Plan auch, mit einer Auswirkungsanalyse auf den gesamten Einzelhandel der Stadt wieder belegt werden. Grundsätzlich aber „stehen unsere Türen immer offen, wir sind immer gesprächsbereit und helfen, wo wir können“, versicherte Schlüsselburg.