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Flugplatz Gardelegen Belgier und Niederländer schlagen ihr Fliegerlager in der Altmark auf

Was die flächenmäßige Größe angeht, macht der Hansestadt Gardelegen ohnehin kaum eine Stadt in Deutschland etwas vor, nun kann die „Altmark-Metropole“ quasi auch noch auf einen internationalen Flugplatz verweisen.

Von Stefanie Herrmann 22.07.2023, 17:07
Per Handzeichen wird angegeben, dass das Flugzeug bereit zum Start ist. Gleich danach hat die Pilotin alle Hände voll zu tun, denn der Siegelflieger muss während des Starts gerade in der Bahn gehalten werden.
Per Handzeichen wird angegeben, dass das Flugzeug bereit zum Start ist. Gleich danach hat die Pilotin alle Hände voll zu tun, denn der Siegelflieger muss während des Starts gerade in der Bahn gehalten werden. Foto: Stefanie Herrmann

Gardelegen - Besuch aus gleich zwei europäischen Staaten landete in den vergangenen zwei Wochen auf dem Flugplatz im Nordosten der Stadt.

Mit Wohnmobilen – wie sonst – und großen Anhängern waren insgesamt knapp 50 Belgier und Niederländer mit zwölf Flugzeugen in die Altmark gereist, um die grundsätzlich guten Segelflugbedingungen hier zu nutzen. Weil nicht an jedem Tag perfektes Wetter herrschte, erkundeten die Flieger auch die Stadt, die einen guten Eindruck bei ihnen hinterließ, wie sie erklärten.

Die Vereine Venlo Eindhoven Zweefvlieg Club (VEZC) und Koninklijke Aeroclub Keiheuvel (KAK) übten mit ihren Mitgliedern, vom Studenten, der noch in Begleitung fliegt, bis hin zum Ausbilder, den Seilwindenstart.

Selbst gebaute Seilwinde

Und eine riesige Seilwinde, die sie vor Jahren sogar selbst gebaut haben, brachten die Gäste aus dem Ausland extra mit nach Gardelegen. Alleine deren Transport mit einem Tieflader kostete 2000 Euro. Mit der Winde mit eingebautem 231-PS-DAF-Motor werden die je nach Sitzzahl 300 bis 600 Kilogramm schweren Segelflugzeuge mittels eines etwa einen Kilometer langen Seils aus modernstem Kunststoffgewebe in die Luft gebracht. Mit einer Geschwindigkeit von etwa 100 Stundenkilometer wird das Seil, an dem die Maschine eingeklinkt ist, dafür aufgewickelt. Ist die finale Höhe von etwa 450 Metern erreicht, wird der Kontakt gelöst.

Und dann kreisen sie, die schönen weißen Flieger – und zwar nicht über, sondern unter den Wolken, wie Bernhard van Hout betont. Und das entweder nur wenige Minuten für einen Übungsflug, oder sogar über etliche Stunden.

Ohne Treibstoff bis zu 500 Kilometer weite Flüge

500 Kilometer weit und etliche Stunden lang können sie so segeln – ganz umweltfreundlich ohne Treibstoff und zudem praktisch geräuschlos. Mit einer Gleitzahl von 1:40 kommt ein modernes Segelflugzeug mit einem Kilometer Höhe gleich 40 Kilometer weit. Das bringt allerdings auch ein Problem mit sich, denn ein Klo passt natürlich nicht in so ein Flugzeug. Behältnisse oder „Pampers“ für natürliche Bedürfnisse seien selbstverständlich, erklärt van Hout. Und natürlich wird auch Verpflegung eingepackt.

Darum müssen sich diejenigen, die in einem älteren Flieger aus Holz sitzen, weniger kümmern, denn deren Gleitzahl liegt nur bei etwa 1:25, sie kommen also nicht ganz so weit. Passt der Wind nicht, kann es dann auch mal zu ungeplanten Landungen kommen. Wie Leo Nagelkerke lachend erzählt, sei unter anderem seine Tochter erst am Donnerstag erstmals auf einem Acker gelandet. Dort muss das Flugzeug dann auseinandergebaut und wieder verladen werden. Ziel ist es also grundsätzlich, wieder auf dem Flugplatz zu landen.

Und hier fühlten sich die Gäste auch sehr wohl. Sie übernachteten entweder im Wohnmobil, in Zelten oder im „Hilton“, wie sie berichteten.

Bernhard van Hout und Leo Nagelkerke (von links) an der selbstgebauten Seilwinde, mit der die Flieger in die Luft gebracht werden.
Bernhard van Hout und Leo Nagelkerke (von links) an der selbstgebauten Seilwinde, mit der die Flieger in die Luft gebracht werden.
Foto: Stefanie Herrmann

Die Gäste übernachten im Gardelegener „Hilton“

„Das hat hier zwar nur sieben Zimmer, heißt aber trotzdem so“, lachten die Gäste über den Namen der Unterbringung auf dem Flugplatz. Die scherzhafte Bezeichnung motivierte die gut gelaunten Besucher zu einem eigenen Streich. Kurzentschlossen stellten sie am Weg zur Startbahn ein Schild „Venloerstraße“ auf. Das klingt doch, als ob eine Rückkehr der „fliegenden Holländer“ geplant ist.