Schulung von Kameraden der freiwilligen Feuerwehren zeigt Gefahren auf, die in Kleinkraftwerken lauern "Biogasanlagen sind keine tickenden Zeitbomben"
Den Umgang mit dem Gefahrenpotential übten Feuerwehrleute aus Potzehne, Jerchel, Wannefeld, Roxförde, Letzlingen und Gardelegen an einer neu errichteten Anlage in Jeseritz.
Jeseritz l "Wir wissen jetzt, wo die Gefahrenschwerpunkte sind. Man kann eine Gefahr zwar nie völlig ausschließen, aber man kann sie durch Wissen minimieren", so Olaf Wendorff, Ortswehrleiter von Jeseritz. Zusammen mit seinen Kameraden, den Brandbekämpfern aus Potzehne, Jerchel, Wannefeld, Roxförde, Letzlingen und Gardelegen schaute er sich vor wenigen Tagen die neuerrichtete Biogasanlage vor den Toren des Ortes an.
"Obwohl hier Gas produziert wird, ist es keine tickende Zeitbombe", sagte Norbert Tendler, Landwirt aus Jeseritz und Betreiber der Biogasanlage. Die Anlage den Feuerwehrleuten vorzustellen und damit die Gefahrenquellen aufzuzeigen, sei das Anliegen der Besichtigung gewesen, so der Landwirt. Zu den Blauröcken und dem Landwirt kam auch Arno Wilke vom Planungsbüro Elbe-Bioenergie aus Stendal, der die Jeseritzer Anlage geplant hatte. Er erläuterte die Begebenheiten und die Funktionsweise. Dabei sprach er von gewissen "Ex-Zonen" - Bereiche, in denen Explosionsgefahr bestehe. Eine davon sei oberhalb der Gülle in den Fermentern, den großen runden Betontürmen. "Es wird eigentlich nur so viel Gas produziert, wie der Motor verbrennen kann." Wenn dieser Motor allerdings ausfalle, entstehe auch weiterhin das Gas Methan. Dann schaltet sich die sogenannte Gasfackel ein. Dabei wird das Methan verbrannt.
"Ältere Anlagen haben diese Einrichtung noch gar nicht", erklärte Tendler. Dort springe dann die Überdrucksicherung an und das Gas wird direkt in die Atmosphäre abgegeben. Ein fauliger Geruch liege dann in der Luft. "Allerdings ist die Konzentration dann nicht so hoch, dass sie für den Menschen schädlich sein könnte", so Arno Wilke. Wenn die Gasfackel an der Jeseritzer Biogasanlage durch beispielsweise technische Probleme nicht zünden würde, greift auch hier die Überdrucksicherung.
Wenn die Biologie in den Fermentern kippen würde, das Futter nicht die gewünschte Qualität hätte oder eine Futterumstellung vorgenommen werden würde, könnte es dazu kommen, dass zu wenig Methan produziert werden würde. Durch eine Sicherheitskette setzt sich dann die Unterdrucksicherung in Gang, die Luft in den Fermenter einströmen lässt, damit kein Vakuum entstehen und weiterhin Methan produziert werden kann.
"Wenn durch technische Probleme allerdings zu viel Sauerstoff einströmt, würde explosionsfähiges Gas entstehen. Dann könnte es zu einer größeren Verpuffung, allerdings nicht zu einer Explosion kommen", versicherte Wilke den Brandschützern. Es gebe allerdings zahlreiche technische Sicherheitsvorkehrungen, die diesen Ernstfall verhindern. Der größte Sicherheitsmangel zeigte sich bei anderen Biogasanlagen in der Vergangenheit durch menschliches Versagen.
Auch wenn im Motor-, Heizungs-, Pumpen- oder Schaltraum Gas austreten oder ein Feuer entstehen würde, gebe es sofort eine Warnung auf die Telefone von Norbert Tendler und seinen Mitarbeitern, die dann die Feuerwehr alarmieren würden. Wie die Kameraden dann verfahren werden, besprachen sie anhand eines Planes der Anlage. Wie Olaf Wendorff versicherte, werden demnächst alle Kameraden entsprechend geschult.