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Gardelegener Braugesellschaft Das Garley ist zurück: Von einer Schnapsidee zur Brauerei

Wer am Sonnabend gen Himmel schaute, der konnte es auf einem Flugzeugbanner in den Wolken lesen: Das Garley Bräu ist zurück in der Hansestadt Gardelegen.

Von Stefanie Brandt 28.06.2021, 04:45
Die Gesellschafter Jens und Lars Vogel, der neue Braumeister Steffen Kleine und der jetzt beratende, frühere Brauer Reiner Finke (von links) freuen sich über die Eröffnung.
Die Gesellschafter Jens und Lars Vogel, der neue Braumeister Steffen Kleine und der jetzt beratende, frühere Brauer Reiner Finke (von links) freuen sich über die Eröffnung. Stefanie Brandt

Gardelegen - Stolze, glückliche und gerührte Verantwortliche eröffneten am Sonnabend die Brauerei Am Lindenberg in Gardelegen offiziell und beleben damit eine lange Tradition neu. Gesellschafter Lars Vogel, der die Idee gemeinsam mit Bruder Jens Vogel umgesetzt hatte, blickte in einer kleinen Rede vor geladenen Gästen zurück auf die letzten Monate: „Wir haben dieses Projekt, das eigentlich aus einer Schnapsidee heraus entstanden ist, doch in ein bisschen mehr als einem Jahr realisiert. Dabei haben wir sehr viel Unterstützung von allen Seiten erfahren, sind überall offene Türen eingerannt.“

Auf dem Hansefest 2019 war das Hanse Urtrunk 1356, gebraut noch in Tangermünde, erstmals angeboten worden – die Rezeptur angelehnt an das frühere Garley Hell. „Es ist auf dem Volksfest so gut eingeschlagen, dass wir gesagt haben, wir können die Leute nicht enttäuschen, wir müssen irgendwie weitermachen“, denkt Vogel zurück. Am Traum vom Wiederbeleben der Brauereikunst in Gardelegen wurde seitdem gearbeitet.

Dank an die Handwerker

Dass es keine riesige Brauerei werden würde, sei klar gewesen. Im Juni 2020 kam dann der positive Fördermittelbescheid und die Arbeiten begannen. Eine besondere Herausforderung sei der Fußboden gewesen, der abgeschrägt werden musste. Vogel nutzte die Gelegenheit am Sonnabend, um noch einmal einen Dank an alle Handwerker auszusprechen, „die auf den Punkt da waren.“ Die Anlage sei in nur fünf Tagen aufgebaut worden.

Der erste Sud wurde im März 2021 in Gardelegen angesetzt. „Damit war die Unterbrechung der Brautradition in Gardelegen nach zehn Jahren beendet“, berichtet der Gesellschafter, der aber zugibt: „Wir können zwar alles organisieren, aber vom Handwerk haben wir nicht so doll Ahnung.“ Ein „Glücksgriff“ sei deshalb Braumeister Steffen Kleine gewesen. „Er ist ein junger Mann, der noch richtig brauen möchte, nicht nur Knöpfe drücken, und der sich wirklich Gedanken macht.“ Starke Unterstützung gibt es zudem von Reiner Finke. Dieser hatte früher rund 30 Jahre als Brauer in Gardelegen gearbeitet und brachte das nötige Fachwissen für die alten Rezepte mit.

1000 Liter Bier pro Woche

Inzwischen wurde in Gardelegen schon der 18. Sud angesetzt, geplant war dies eigentlich erst für den September oder Oktober. Doch das neue, alte Bier kommt gut an. „Wir brauen jede Woche 1000 Liter, füllen jede Woche 1000 Liter ab und verkaufen die auch. Damit sind wir kostendeckend“, verkündet Vogel stolz. Nun wolle man langsam in die Gewinnzone fahren, „damit wir eventuell schon im nächsten Jahr den einen oder anderen Tank zur Erweiterung anschaffen müssen.“

Rechtzeitig zur offiziellen Eröffnung der Brauerei gab es auch die ersten Flaschen, die wieder der alte Garley-Schriftzug ziert, wenn auch mit leicht verändertem Design – in Anlehnung an die Ära der Gebrüder Haase. Dem war ein langer Kampf um die Markenrechte vorausgegangen (Volksstimme berichtete).

Ein historischer Tag

„Das ist eigentlich ein historischer Tag heute, ich bin richtig gerührt“, gestand Reiner Finke, der den Gästen dann auch noch einen kleinen Einblick in die Gardelegener Brau-Geschichte gab.

Ein Flugzeug mit dem Werbebanner zog am Samstag über der Garley-Brauerei seine Kreise.
Ein Flugzeug mit dem Werbebanner zog am Samstag über der Garley-Brauerei seine Kreise.
Stefanie Brandt