Diavortrag Mit dem Rucksack durch Tansania
Durch Tansania mit leichtem Gepäck reisten Christel Schwerin und Silke Niebur. Jetzt berichteten sie in Mieste von ihrer Reise.
Mieste l „Oh ja, ich hatte ganz viel Angst“, gestand Silke Niebur schon zu Beginn des Vortrags. Die Schneidermeisterin aus Rohrberg war mit ihrer besten Freundin, der Miester Gemeindepädagogin Christel Schwerin zur Ruchsacktour durch Tansania aufgebrochen. Letztere eher burschikos und durch ihren Afrika-Aufenthalt fünf Jahre zuvor schon vorbereitet, erstere kurz nach der Landung des Flugzeugs nach zwölfstündigem Flug schon kurz vor dem Umdrehen: „Es war schon dunkel, da standen schon mal dreißig, vierzig, fünfzig Afrikaner, diese Menschen, das waren so viele, die kamen auf uns zu.“ Alle wollen ihnen ein Taxi anbieten. Dann der Weg durch die Stadt, dunkle Häuser, enge Nebenstraßen, der Stopp vor einem obskuren Hoteltor: „Hätte mir da einer gesagt, Silke, im Flieger, da ist ein Platz frei, den kannst du haben, ich wäre sofort eingestiegen“, gesteht die Rohrbergerin. Ein typischer „Kulturschock, wie ihn Europäer oft haben beim ersten Kontakt, analysiert Christel Schwerin. „Ich hatte ja schon Erfahrung.“
Doch bald waren beide in der fremden Kultur angekommen. Und so hatten sie viel zu berichten von ihrer abenteuerlichen Reise durch das Land. Mitgenommen hatten sie nichts als zwei Rucksäcke mit dem Nötigsten. Und dieses wenige Gepäck mussten sie weiter verkleinern, da sie für einen Inlandsflug nur Handgepäck in den Maßen 60 mal 30 Zentimeter mitnehmen durften. Man kommt mit sehr wenig aus.
Schnell stellt sich der Lebensrhythmus um. Von 6 bis 18 Uhr Sonnenlicht, dann Nacht, Finsternis, ringsum keine Aktivität. Elektrisches Licht, Strom- und Wasserversorgung gibt es manchmal. Aber Strom ist Luxus und fällt oft aus. Einmal wacht Silke Niebur davon auf, dass etwas im Dunkeln über ihren Arm läuft. „Wir haben gesucht und gesucht und nichts gefunden. Aber wir leben beide noch“, sagt sie.
Sansibar, die Pfefferinsel, ein Erlebnis. Gewürze, die wir in Deutschland nur in Pulverform kennen, sahen die beiden als Stauden, Blüten, Rinde. Ein Stück Zimtholz zum Dran-Schnuppern hatten die beiden Frauen nach Mieste mitgebracht. Filmaufnahmen von auf Palmen kletternden, singenden Afrikanern, die den Rucksack-Touristinnen mal eben eine Kokosnuss pflücken, oder ein Mitschnitt einer fröhlichen Trommelrunde am Abend brachten viel Atmosphäre und Lebensgefühl herüber. Dass die beiden sich mit einem „Dat du mien leewsten büst“ revanchierten, wurde vom afrikanischen Publikum offenbar mit Begeisterung aufgenommen. Aber es gab auch Bilder, die traurig stimmten und dem Zuschauer eine Gänsehaut über den Rücken jagten. Aufnahmen vom einstigen Sklavenmarkt, von den Kellern, in denen die Sklaven bis zur Versteigerung eingesperrt waren. Statuen, die an die Gefangenen erinnerten. Der Baum, an dem sie ausgepeitscht wurden, um ihre Widerstandsfähigkeit zu überprüfen. Kein schönes Kapitel.
Viel Schönes dagegen wussten die beiden von Begegnungen mit den heutigen Tansaniern zu erzählen. Auch davon, dass trotz der Kolonialvergangenheit Deutsche offenbar dort sehr willkommen und beliebt sind. Alte Wasserspeicher aus der Zeit vor über hundert Jahren sind dort noch immer für die Versorgung zuständig.
Besuche in Gottesdiensten waren genauso spannend wie die Begegnung mit einer alten mechanischen Tret-Nähmaschine, an der sich Schneidermeisterin Niebur sofort versuchen musste. Ein bunter Wickelrock mit der Aufschrift „Ich will keine Konflikte“ wanderte genau so als Andenken in den Rucksack wie zwei kleine, zusammenrollbare Ölbilder von Zebras.
Gefreut hat die beiden, dass die Einwohner gelernt haben, dass ihnen die Elefanten lebendig wesentlich nützlicher sind als tot. Der Tourismus zählt zu den wichtigsten Einnahmequellen des Landes. Und die Elefanten, die gelassen zwischen den Jeeps hermstolzieren, wissen offenbar ganz genau, dass ihnen hier niemand etwas tun wird.
Kostengünstig sind die beiden auf jeden Fall gereist. Einmal belauschten sie ein paar Touristen im Pool eines Luxushotels, die hatten 12.000 Euro pro Person hingeblättert. Sie selbst hatten – mit Flug, Unterkunft, Essen und Andenkenkauf jeweils nur 1300 Euro ausgegeben, rechnete Schwerin vor.
Und ein ganz wichtiges Wort haben die Zuhörer an dem Abend auch gelernt: „Choo“. Das heißt Toilette. Unverzichtbar auf Reisen.