Diplommediziner Diethard Kersten arbeitet künftig als Augenarzt in Gardelegen Doppelter Blick tief in die Augen
Ein neuer Facharzt ist seit gestern in Gardelegen zu finden. Diethard Kersten arbeitet von nun an als Partner gemeinschaftlich mit der Augenärztin Sabine Kollmann zusammen. Für Patienten mit Augenerkrankungen wird sich die Terminlage von nun an also deutlich entspannen.
Gardelegen. "Leider können wir Ihnen erst einen Termin in drei Monaten geben." Wer kennt sie nicht, diese oder ähnlich formulierte Auskünfte im Vorzimmer ärztlicher Spezialisten. Gerade in der dünn besiedelten Altmark sind Fachärzte rar, die Terminkalender der wenigen niedergelassenen Mediziner hoffnungslos voll. Patienten müssen vertröstet werden. Manch einer reagiert darauf mit Unverständnis.
Unbefriedigend ist die Situation aber sicher für beide Seiten. Auch Augenärztin Sabine Kollmann kennt dieses Problem nur zu gut. Zuweilen mussten Patienten monatelang auf einen Behandlungstermin in ihrer Praxis warten, bestätigt sie. Dass sie dabei hoffnungsvoll lächeln kann, hat indes einen guten Grund. Er ist männlich, 48 Jahre alt und startete gestern mit sichtlicher Freude auf die neuen Aufgaben in Gardelegen. Diethard Kersten wird von nun an als gleichberechtigter Partner in Sabine Kollmanns Praxis tätig sein. Eine gute Nachricht vor allem für die Patienten. "Die Terminlage wird sich deutlich verbessern", versicherte der neue Mediziner gestern dann auch optimistisch.
Darüber hinaus wird sich aber auch das Spektrum an ärztlichen Leistungen erheblich erweitern. Denn Kersten bringt eine langjährige Erfahrung als Operateur mit. "Noch am Dienstag stand ich in Haldensleben im OP", erzählt er im Gespräch mit der Volksstimme. Erst am Donnerstag der vorigen Woche hatte er seinen letzten Arbeitstag an der Sana-Ohre-Klinik in Haldensleben. 20 Jahre lang hatte er dort als Oberarzt gearbeitet und wird zeitweise auch weiterhin dort operieren. Denn nach Absprache steht ihm dort der Operationsbereich für all jene Patienten zur Verfügung, die, zum Beispiel bei einer chirurgischen Behandlung des Grauen Stars, nach einem Eingriff stationär beobachtet werden müssen.
Unkompliziertere Operationen wird Kersten indes direkt in der Gardeleger Praxis vornehmen. "Kleinere Lidgeschwülste" können von nun an vor Ort ambulant entfernt werden. Zudem sind in der Gemeinschaftspraxis Kollmann/Kersten ab sofort Injektionen in die Netzhaut möglich, die vor allem bei älteren oder Diabetespatienten einer Veränderung in der Netzhautmitte entgegenwirken können.
Verbessern wird sich aber auch die Diagnostik. Neue Technik ermöglicht einen tiefen Blick ins Auge des Patienten. "Die Netzhaut wird in Schichten dargestellt", erklärt Kersten. Denn nur wo sicher diagnostiziert wird, könne schließlich auch entsprechend behandelt werden. Heute seien Therapien möglich, die noch vor Jahren nicht denkbar gewesen seien. Dies und die demografische Entwicklung werde den Strom an Patienten sicher nicht abreißen lassen, sagt Kerner. Und für sie wird künftig nun täglich ein Augenarzt in Gardelegen Dienst haben. Praxismitarbeiterin Andrea Behrens nahm gestern schon die ersten Termine für Diethard Kersten entgegen. Auch sie freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen zweiten Chef. Eine weitere Kollegin wird neben Sabine Kollmanns Ehemann das Praxisteam im Vorzimmer zusätzlich unterstützen. Denn natürlich wird auch ein größerer Verwaltungsaufwand auf die Gemein- schaftspraxis zukommen.
Doch dass das alles gut funktionieren wird, dessen sind sich die beiden neuen Partner sicher. "Es wird ein bisschen wie eine Ehe sein", sagt Kersten augenzwinkernd. Denn der Uthmödener ist glücklich mit einer Kinderärztin verheiratet und zweifacher Familienvater.
"Man muss sich darauf einlassen", gibt auch Sabine Kollmann lächelnd zu. Aber "wir sind uns sehr sympathisch". "Und hier ist alles wirklich ganz unkompliziert", versichert Kersten, bevor ihn Sabine Kollmann bittet, sich den nächsten Patienten einmal selbst anzuschauen, der schon in der kommenden Woche von ihm operiert werden möchte. So wird dem älteren Herrn gestern gleich ein doppelter fachmännischer Blick in die Augen zuteil. "Es ist gut, wenn man die Last auf vier Schultern verteilen kann", hatte Sabine Kollmann kurz zuvor bemerkt.
Und noch besser auf vier Expertenaugen.