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Jagdschloss Letzlingen Ein Schatz kehrt zurück ins Letzlinger Jagdschloss

Nach 101 Jahren kehrt der Schreibtisch des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. an seinen ursprünglichen Platz im Letzlinger Jagdschloss zurück.

Von Stefanie Brandt 26.06.2021, 04:45
Der Schreibtisch des preußischen Königs ist zurück in Letzlingen.
Der Schreibtisch des preußischen Königs ist zurück in Letzlingen. Stefanie Brandt

Letzlingen - Ein Besuch im Letzlinger Jagdschloss lohnt sich immer – seit Donnerstag gibt es aber noch einen guten Grund mehr dafür.

Ein Schreibtisch, der bereits 1866 erstmals auf der Liste des Schlossinventars erwähnt wurde, hat nach mehr als 100 Jahren an seinen ursprünglichen Standort zurückgefunden. Am reich verzierten Tisch haben der preußische König Friedrich Wilhelm IV. und nach ihm Wilhelm I., Kronprinz Friedrich Wilhelm und Wilhelm II. gesessen und Briefe geschrieben. Zu vermuten ist ebenso, dass ihn auch Königin Elisabeth, Ehefrau Friedrich Wilhelms IV., bei verschiedenen Aufenthalten in Letzlingen für ihre Korrespondenz genutzt hat.

Dr. Christian Philipsen, Generaldirektor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, verweist auf die kunsthistorisch herausragende Bedeutung des Tisches, den der prominente Architekt Friedrich August Stüler (unter anderem auch Neues Museum Berlin) entwarf. Die Schreibplatte ist mit hochwertigen Einlegearbeiten, die verschiedene Jagdszenen zeigen, reich dekoriert. Es darf angenommen werden, dass der Berliner Maler Eduard Grawert (1808–1864) dafür die Entwürfe lieferte. Den stark zurückgesetzten Aufsatz bekrönt eine Zierbalustrade, flankiert von zwei spitzbogigen Kassettentüren mit darunterliegenden Schüben. Die Profile bestehen aus Eiche, Palisander und Mahagoni, die teils gravierten Furniere aus Eiche, Nussbaum und Ahorn. Den dreischübigen Zargenkasten schmückt florales Schnitzwerk.

Zur Präsentation des Schreibtisches des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. in Letzlingen waren zahlreiche Ehrengäste erschienen, darunter auch Georg Friedrich Prinz von Preußen, das Oberhaupt des Hauses Hohenzollern (Fünfter von links).
Zur Präsentation des Schreibtisches des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. in Letzlingen waren zahlreiche Ehrengäste erschienen, darunter auch Georg Friedrich Prinz von Preußen, das Oberhaupt des Hauses Hohenzollern (Fünfter von links).
Stefanie Brandt

„Wir sind schon seit sechs Jahren an diesem einzigartigen Stück dran“, berichtet Philipsen. Die Finanzierung habe erst abgesichert werden müssen. Dabei konnte die Kulturstiftung auf ihre Partner, die ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Kulturstiftung der Länder, setzen. Zur Höhe der Summe wollte sich allerdings kein Offizieller äußern.

Die Präsentation nahmen dann Philipsen und Prof. Dr. Konrad Breitenborn von der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt sowie Michael Ziche, Landrat des Altmarkkreises, gemeinsam mit den Förderern Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, Friedrich-Wilhelm von Rauch, Geschäftsführer der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, und Hans-Jürgen Behr, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Altmark West, gemeinsam vor.

„Es ist gelungen, mit einer breiten Kooperation und langem Atem dieses bedeutende Möbelstück der Geschichte für Letzlingen und die Region zu sichern. Gemeinsam mit der Sparkasse Altmark West haben wir uns gerne beim Ankauf engagiert. Die Besucher können sich nun selbst ansehen, wo Geschichte im wahrsten Wortsinne geschrieben wurde“, sagte Friedrich-Wilhelm von Rauch.

Dass es so lange dauerte, bis der Schreibtisch an seinen Ursprungsort zurückkehrte, lag nicht nur an der Finanzierung. Jahrzehntelang galt er als verschollen. Michael Sulzbacher, ein Kunsthändler aus Westfalen, entdeckte den Tisch dann bei einer öffentlichen Auktion und ersteigerte ihn – noch ohne genau zu wissen, welchen Schatz er sich damit sicherte: „Erst als ich das Stück zu Hause genauer untersucht habe, bin ich auf den Inventaraufkleber gestoßen. Dann war klar, woher es kommt. Der Schreibtisch war zuvor sehr lange in Privatbesitz, über 30 Jahre nachweisbar in einer Familie.“

Weil der Tisch doch „in einem ziemlich ramponierten Zustand“ war, unter anderem fehlten Teile der Schnitzereien, musste eine grundlegende Restaurierung vorgenommen werden. Sulzbacher setzte sich dann über Kunsthistoriker mit Prof. Dr. Breitenborn in Kontakt, der sich sehr engagiert dafür einsetzte, dass der Tisch zurück nach Letzlingen kommt.

Welche Bedeutung dieses Stück hat, zeigte dann wohl auch die Anwesenheit von Georg Friedrich Prinz von Preußen am Donnerstag. Er ist das aktuelle Oberhaupt des Hauses Hohenzollern, dem auch Friedrich Wilhelm IV. entstammt.