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Franz von Assisi heißt der neue Stamm der weltgrößten Jugendorganisation in Estedt Eine Jurte, viele Knoten und acht neue Pfadfinder

Von Gesine Biermann 15.10.2012, 03:28

Der zweite Pfadfinderstamm Gardelegens ist am Wochenende in Estedt gegründet worden.

Estedt l Es riecht nach Kartoffeln und Kräuterquark, später nach Lagerfeuer, aber vor allen riecht es nach Abenteuer im Estedter Pfarrgarten. Und ein bisschen Romantik ist tatsächlich dabei, auch wenn Gemeindepädagoge Lutz Brillinger keine Klischees bedienen will. Doch eine Jurte mit Feuerstelle, Kinder, die Knoten binden, Stöcke schnitzen und anschließend selbst kochen sind ja irgendwie doch etwas Besonderes.

Schon am Freitag sind sie angereist: 21 Mitglieder der Pfadfinderstämme Mieste und Salzwedel. Sie wollen acht künftige Mitglieder des neuen Stammes bei ihrem ersten Treffen unterstützen. Vor allem aber wollen sie Annika Marschner, Pauline Lüder, Riccardo Aderhold, Sarah Gastmeier, Karl und Paul Brillinger und Jacob Mühe in ihre Reihen aufnehmen. Aus ihnen werden, je nach Alter, Wölflinge und Jungpfadfinder, zu erkennen an den Farben der berühmten gedrehten Halstücher.

Und ein solches trägt auch Holle Huygen-Thurn, Leiterin des Salzwedeler Stammes. Sie hat auch die Jurte mitgebracht - "Eine Leihgabe des VCP (Verband Christlicher Pfadfinder)" - und erklärt, worum es bei den Pfadfindern geht: Die nämlich seien die größte Jugendorganisation weltweit. "Mit den Jungen Pionieren, wie manche vermuten, haben wir allerdings gar nichts zu tun", versichert sie. Das Wichtigste bei den Pfadfindern seien die Gruppe und das Gemeinschaftsgefühl. Alle sollten füreinander da sein. So lässt sich auch der Handgruß erklären: Der Daumen hält den kleinen Finger fest. "Der Große schützt den Kleinen", erklärt es Huygen-Thurn.

Der Gruß übrigens heißt "Gut Fahrt", denn natürlich sind Pfadfinder viel unterwegs. Lernen sollen sie dabei, miteinander und mit der Natur klarzukommen. Knoten binden, Pflanzen bestimmen, mit Wunden umgehen - dazu ist am Sonnabend schließlich Realistiker Michael Boest vor Ort, der die Kinder mit ziemlich echt aussehenden aber natürlich nur geschminkten Wunden konfrontiert - aber auch Fertigkeiten wie draußen kochen und Feuer machen stehen auf dem Plan. Weil man dazu ein Messer braucht, gehöre ein solches natürlich zur Kluft, bestätigt Lutz Brillinger. Er hat im Vorfeld mit den Kindern eine Messerprüfung abgelegt. "Wer die bestanden hat, darf es auch tragen. Unser Motto ist: Du willst es, Du kannst es, wir trauen es Dir zu und zeigen Dir, wie es richtig geht", sagt Brillinger. Und das kommt offensichtlich an.

So richtig offiziell wurde es übrigens dann am Sonntag. Zum Gottesdienst anlässlich der Neugründung des Stammes hatten sich nämlich sogar Vertreter der Landesleitung des VCP in Estedt angekündigt.

Wie es sich anfühlt, ein echter Pfadfinder zu sein, wissen die jungen Estedter allerdings bereits seit Samstagabend. Da nämlich wurden sie in einem geheimen Ritual - auch intensives Nachfragen brachte niemanden dazu, etwas zu verraten - in der selbst aufgebauten Jurte bei dem mysteriösen Getränk Chai in den großen Kreis aufgenommen. Übrigens auch Lutz Brillinger selbst. "Ich dürfte aber wohl kein Wölfling oder Jungpfadfinder, sondern schon Pfadfinder werden", äußerte er hoffnungsvoll vor der Zeremonie.