Besenderungsprojekt Eissprossenzehner im Fangnetz
Ein Rothirsch konnte im Revier Starenberg bei Letzlingen mit einem Sender ausgestattet werden.
Letzlingen l Der Schnee brachte den Erfolg. Am 7. Januar gelang es Christian Trothe vom Institut für Wildtierbiologie Göttingen, dass ein Rothirsch, ein Eissprossenzehner, ins Netz ging. Im wahrsten Sinne des Wortes. Trothe saß im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft (AG) Rot- und Damwild im Revier Starenberg im Bundesforst ganz in der Nähe von Letzlingen an und beobachtete den Futterplatz, der schon etliche Tage vorher angelegt worden war. Gegen 18 Uhr trat der Hirsch alleine zum Futterplatz – und Trothe löste den Knopf aus, dass das 100 Quadratmeter große Netz fiel.
Nach etlichen Pleiten beim Besenderungsprojekt der AG in der jüngsten Vergangenheit freute sich AG-Leiter Ralf Pieper sehr, diesen Erfolg verkünden zu können. Der drei bis vier Jahre alte Hirsch soll nun mindestens zwei Jahre Daten liefern, wohin er sich bewegt, wie lange er wo bleibt. Und Pieper hofft nun noch auf winterliche Tage. Denn es sei ganz klar zu merken, dass das Rotwild bei Schnee eher die Futterplätze, die ausschließlich für das Projekt genehmigt sind, nutzt.
Seit 2012 läuft das Projekt in der AG bereits, seit 2015 sind die Göttinger mit im Boot. Mehrere Wochen müsse das Netz bereits aufgestellt sein, damit „Tiere Vertrauen entwickeln und darunter das Futter aufnehmen“. Neben dem Bundesforst ist ein weiteres Netz im Bereich Polvitz/Kenzendorf in 2,50 Meter Höhe aufgestellt. Aus ungefähr 50 Metern Entfernung kann es dann ausgelöst werden, wenn sich ein Tier darunter befindet. Auf fünf Holzpfählen ist das Netz befestigt. Stellt sich regelmäßiger Besuch am Futterplatz ein, der durch Wildkameras ermittelt wird, kommen die Forscher aus Göttingen und versuchen ihr Glück.
Vom Besenderungsprojekt erhoffen sich die Jäger der AG, das Raumnutzungsverhalten des Rotwildes besser zu beurteilen und dadurch wiederum sinnvolle Jagdstrategien entwickeln zu können. Doch dazu sind noch deutlich mehr besenderte Tiere nötig. Ist das Tier im Netz gefangen, nimmt das Auswickeln die meiste Zeit in Anspruch. „Der Hirsch war eingewickelt wie ein Roulade“, so Pieper. Das eigentliche Anlegen des Senders ist schnell und unkompliziert. Christian Trothe holte sich Hilfe beim zuständigen Jäger Hagen Wojak.
Pieper mahnte, dass bei der noch bis 31. Januar möglichen Jagd auf Hirsche der besenderte Eissprossenzehner unbedingt zu schonen sei. Mit seinem leuchtenden Halsband sollte das Tier allerdings gut zu erkennen sein.
Daten liefert neben dem jungen Hirsch auch ein Alttier . „Das ist relativ standorttreu.“ Es bewege sich zwischen Kenzendorf, Potzehne, Jerchel, Sachau und Weteritz. In rund vier Monaten wird das mehrere tausend Euro teure Halsband abfallen, es kann dann wieder verwendet werden. Ein Schmalspießer hatte 2013/2014 Daten geliefert, er musste jedoch abgeschossen werden, weil das Halsband nicht mehr sendete und es nicht verloren gehen sollte. „Wir waren überrascht, welche Wege so ein junges Tier zurücklegt.“ Der Spießer hatte zweimal die Heide bis zum Drömling durchquert. Pieper hofft, dass es in den nächsten Wochen gelingt, noch weitere Tiere zu besendern.