Friedhof Dolchau Keine Bestattungen mehr
Der Friedhof in Dolchau erhitzt die Gemüter. Der Grund: Das Kirchspiel Jeetze, zu dem der Ort gehört, plant, dieses Areal aufzugeben.
Dolchau l Wer seit Jahrzehnten in einem Ort lebt, der möchte in aller Regel auch dort begraben werden. In Dolchau allerdings soll das künftig nicht mehr möglich sein. Das Kirchspiel Jeetze, zu dem auch dieser Ort gehört, sieht sich gezwungen, den Friedhof, der sich direkt in der Dorfmitte und gleich neben dem Gotteshaus befindet, aufzugeben. Schon jetzt werden Anfragen zu dortigen Beerdigungen nicht mehr positiv beschieden – es sei denn, es handelt sich um ein Familiengrab, in dem bereits einer der Ehepartner liegt. „Ansonsten erteilen wir keine Zulassung mehr“, sagt Annette Roth, die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates.
Sie weiß, dass diese Regelung für viele Dolchauer nur schwer nachvollziehbar ist. Sie erklärt allerdings auch, warum sich die Kirchgemeinde als Träger des Friedhofes dazu durchringen musste. „Dieser Friedhof übersteigt unsere Möglichkeiten“, so ihre Worte. Denn das Problem sei, dass es dort nur noch rund 30 Grabstellen gäbe, wobei bei einigen davon schon bald die Liegezeit ablaufen werde. Pro Grab würden im Jahr 10 Euro Gebühren verlangt. Doch damit ließen sich nicht annähernd die Kosten für die Grünpflege decken. Letztere werde auf der Grundlage einer Vereinbarung von Mitarbeitern der Stadt Kalbe vorgenommen. Und die stelle das der Kirchgemeinde entsprechend ihrer regulären Gebührensätze in Rechnung. Dadurch sei inzwischen ein dickes Minus entstanden. Und leider, so Annette Roth, sei es trotz mehrfacher Versuche in Dolchau auch nicht gelungen, jemanden zu finden, der die Mahd für einen günstigeren Kostensatz übernehme. „Meistens handelt es sich ja in solchen Fällen um Leute, die auch in dem Ort zu Hause sind“, erklärt Annette Roth.
Auf die Frage, warum denn nicht die jährlichen Grabgebühren erhöht würden, um die Kosten decken zu können, machte die Gemeindekirchenratsvorsitzende deutlich, dass hier bereits nach entsprechenden Lösungsansätzen gesucht werde. „Denn auch ein Friedhof muss sich tragen“, so Annette Roth. Sie habe deshalb das Kreiskirchenamt in Salzwedel darum gebeten, entsprechende Berechnungen anzustellen. Der Gemeindekirchenrat werde sich dann demnächst mit einer deutlichen Gebührenerhöhung beschäftigen müssen.
Und wo sollen sich Dolchauer nun künftig begraben lassen? Da gebe es mehrere Möglichkeiten, betonte Annette Roth. Es stünden sowohl kirchliche Friedhofe in Nachbarorten zur Verfügung, deren Trägergemeinden entsprechende Anfragen beantworten würden. Die Angehörigen könnten sich aber auch an die Stadtverwaltung Kalbe wenden, die dann Liegeplätze auf kommunalen Friedhöfen in der Einheitsgemeinde zuweise.
Sie wisse, so betonte Annette Roth, dass das Thema ein sehr sensibles sei. Nichtsdestotrotz könne sich das Kirchspiel nicht davor verschließen und müsse es nun anpacken. Und Dolchau sei auch nicht der einzige Fall, der ihr in diesem Zusammenhang Kopfzerbrechen bereite, betonte Roth. In Siepe sehe es ähnlich aus.
Sowohl dieser Ort als auch Dolchau haben in den vergangenen Jahren immer wieder zu jenen Orten gehört, in dem, prozentual gesehen, ein besonders großer Einwohnerschwund zu verzeichnen gewesen war. Für Dolchau wies die Jahresstatistik für 2016 nur 55, für Siepe sogar nur 44 Einwohner aus.