Hundeerziehung mal anders Altmärker Hundetrainerin hält nichts von Leckerlis zur Belohnung
Tanja Kassühlke berät Hundehalter bei der Erziehung ihrer Vierbeiner - gibt auch Kurse zum Thema Silvesterlärm. Ihr Konzept ist allerdings ungewöhlich.
Thüritz. - Tanja Kassühlke aus Thüritz wurde in ihren Job als mobile Hundetrainerin regelrecht hineingezogen. Alles begann nämlich mit einem Spaziergang, bei dem sich ihre eigenen drei Hunden nicht so gut benahmen. Heut weiß sie mehr. Und sie macht einiges anders als viele - auch berühmte - Kollegen.
Damals war sie mit ihren Tieren unterwegs, als die anderen Vierbeinern „nur mal eben Hallo“ sagen wollten. Dabei brachten sie die anderen Tiere aber zu Fall und ließen sie im Graben liegen.
Hundeerziehung ohne Leckerlis: Tanja Kassühlkes innovative Ansätze
„So will ich nicht mit meinen Hunden zusammenleben.“ Da musste sich was ändern. Die Konsequenz: Tanja Kassühlke hat eine Ausbildung zur Hundetrainerin begonnen, die sie mit der Prüfung und Zulassung beim Veterinäramt im Frühjahr 2020 abschloss. Es folgte im März 2023 eine zusätzliche Prüfung als zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein.
Die Thüritzerin ist in der ganzen Altmark unterwegs und wird auch überregional für Seminare gebucht. Tanja Kassühlke betont, dass es ihr darum gehe, die Besitzer des Hundes dazu zu befähigen, mit dem Tier harmonisch zusammen zu leben.
Verhaltensberatung für Hunde: Warum Konditionierung nicht alles ist
„Ich erziehe nicht den Hund der Besitzer, das müssen sie schon selbst machen. Ansonsten müsste ich ja bei jedem Kunden einziehen“, sagt Kassühlke. Aber sie gibt ihnen wichtige Informationen und Trainingsanleitungen für die Alltagstauglichkeit des Hundes.
Ich erziehe nicht den Hund der Besitzer. Das müssen die schon selber machen.
Tanja Kassühlke, Hundetrainerin
Ein weiterer Punkt ist, dass sie nichts von der permanenten Hundeerziehung mit Leckerlis hält. Auch wird unterschieden zwischen Konditionierung und Erziehung. Das seien zwei verschiedene paar Schuhe. Sie möchte mit dem Hund eine Freundschaft haben. Eine Freundschaft lebt aber nicht von Bestechung und Erpressung, sondern, man achtet aufeinander, man respektiert sich gegenseitig, man hat Spaß miteinander, man ist fair zueinander. Sie setzt vielmehr auf Zuspruch und Lob für das Tier.
Ein Gefühl des „stolz sein auf seinen Hund“, dem Hund das Gefühl der Wertschätzung geben. Die Thüritzerin fragt, was ein Kind besser finden würde? „Wenn ein Kind etwas gut macht, stecke ich ihm auch nicht für jeden kleinen Erfolg Süßigkeiten in den Mund. Ich zeige ihm, dass ich stolz bin, nehme es in den Arm, sage ihm wie toll es etwas gemacht hat“, erklärt Tanja Kassühlke.
Training ist bei jedem Hund anders
Ja, es gebe Hunde, da werde mit Futter gearbeitet oder Spielzeug als Belohnung, aber das habe andere, viel tiefer gehende Gründe, und auch bei einem Welpen sei mal ein Leckerchen nicht verkehrt. Das sei alles sehr individuell und hundebezogen und nichts könne im Hundetraining das Nonplusultra sein. Was dem einen schade, könne einem anderen Hund sehr gut tun. Aber dieses Thema sei sehr komplex.
„Klar bekommen meine Hunde Leckerchen“ sagt Kassühlke und fügt lächelnd hinzu: „Aber sie müssen dafür nichts tun.“
Neben den Ausbildungsstunden bei den Hundehaltern, bietet die Trainerin auch Kurse in Thüritz an. Auch wenn dieses Ereignis noch eine Weile hin ist, steht am 13. Oktober ein Vortrag zum Thema „Alle Jahre wieder – Silvesterstress beim Hund“ auf dem Programm.
Silvesterstress bei Hunden vermeiden: Langfristiges Training ist der Schlüssel
„Es bringt absolut nichts, ein oder zwei Tage vor dem Jahreswechsel sich über das Thema Gedanken zu machen. Da können dann in manchen Fällen nur noch Medikamente helfen“, sagt Kassühlke.
Sie betont, dass die Furcht, die die Vierbeiner an Silvester entwickeln, sich auch in verschiedenen Situationen das ganze Jahr über zeigen könne – beispielsweise bei Gewittern. Deshalb sei es wichtig zu lernen, wie Frauchen und Herrchen ihren Hund unterstützen können, um solche Situationen zu meistern.
Es bringt nichts, sich kurz vor dem Jahreswechsel Gedanken über das Thema zu machen.
Tanja Kassühlke, Hundetrainerin
Ein falscher Weg sei, Ereignisse, die Furcht oder Unbehagen beim Hund auslösen, zu vermeiden. „Wenn wir mit einem Menschen bei einem Gewitter im Wald sind, ist das beste, was wir machen können, seine Hand zu nehmen und zu sagen, dass wir die Situation meistern“, erläutert Kassühlke, „Mitleid hilft demjenigen dann nicht.
Und genau das müssen wir auch im Umgang mit dem Hund schaffen.“ Welche Hilfsmittel es gibt, was trainiert werden kann, welche alternativen Präparate es für den Hund gibt und viele weitere Punkte sind am 13. Oktober Thema.