Rund 108000 Euro EU-Fördergeld für die Sanierung des Gutshaus-Obergeschosses bewilligt Lindstedts neue Mitte

Von Donald Lyko 30.07.2011, 06:29

In einigen Tagen soll es mit der Sanierung des Obergeschosses des Lindstedter Gutshauses richtig losgehen. Das Geld dafür ist da, denn für das Leader-Projekt gibt es 108000 Euro von der Europäischen Union.

Gardelegen. "Das Gut hat des Potenzial, wieder Lindstedts neue Mitte zu werden." Der das sagt und der ganz fest davon überzeugt ist, ist Marcel Heins, Vorsitzender des Fördervereins Historische Region Lindstedt. Als der Verein vor Jahren gegründet worden war, hatten sich die Mitglieder das alte Gutshaus als Vereinssitz auserkoren. Erste Arbeiten fanden statt, um im Obergeschoss Räume für die Vereinsarbeit und für öffentliche Veranstaltungen wie Vorträge zu schaffen. Die Vorträge hatte es in der Anfangszeit auch gegeben, doch zuletzt nicht mehr.

Das soll sich nach der Sanierung aber ändern, kündigte Vorstandsmitglied Mathis Schubert am Donnerstagnachmittag an. Er, Marcel Heins und Vereinsmitglied Jan Bauditz, der als Planer die Sanierung begleitet, trafen sich auf dem Gut mit Verena Schlüsselburg, Vorsitzende des Lokalen Aktionsgruppe (LAG) Altmark, und Heike Zimmermann vom LAG-Management. Mit dabei war auch Gardelegens Bauamtsleiter Engelhard Behrends. Der Grund ihres Treffens: die Zusage, dass es für die seit 2009 beantragte Sanierung nun endlich mit der Fördergeldzusage geklappt hat und dass die Arbeiten beginnen.

"Die Möglichkeit, auf dem flachen Land Praxis für die Forschung anzubieten"

Mit mehr als 108000 Euro beteiligt sich die EU an dem Projekt im Rahmen des Leader-Programmes. Das Geld stammt aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes. Insgesamt werden rund 197000 Euro investiert. An der Kofinanzierung des Vorhabens beteiligen sich die Hochschule Anhalt mit 18000 Euro, der Altmarkkreis Salzwedel mit rund 6800 Euro und die Hansestadt Gardelegen mit 3000 Euro. "Ohne diese Hilfe hätte man die bereitstehenden Fördermittel der EU nicht nutzen können", sagte die LAG-Vorsitzende Verena Schlüsselburg, die Bürgermeisterin der Einheitsgemeinde Stadt Bismark ist.

Einen Teil gibt auch der Förderverein Historische Region Lindstedt als Eigenmittel dazu. Für seine Arbeit hatte der Verein Geld unter anderem von der Firma Enercon erhalten, die derzeit nahe Lindstedt einen Windpark errichtet. Sie freue sich, so Verena Schlüsselburg, "nun mit der Umsetzung des ambitionierten Vorhabens beginnen zu können".

In der ersten Septemberwoche soll das Gerüst an der Vorderfront aufgebaut werden, kündigte Jan Bauditz an. Zu den ersten Arbeiten gehört das Auswechseln der Fenster im Obergeschoss. Zudem werden Schäden im Mauerwerk beseitigt. Danach kommen die Innenarbeiten an die Reihe. Unter anderem wird der sogenannte Rittersaal, der repräsentativste Raum in dem 1704 erbauten Gutshaus, zum Veranstaltungsraum hergerichtet. Geplant sind zudem Toiletten, eine kleine Küche und eine Stipendiatenwohnung. Denn Anliegen des Vereins ist es, die bisherige Zusammenarbeit mit der Hochschule Anhalt auszubauen.

Den Studenten für eine bestimmte Zeit eine Bleibe zu bieten, soll für diese eine Motivation sein, sich für Projekte in der Altmark zu begeistern. In den vergangenen Jahren hatten schon Bernburger Studenten in Lindstedt gearbeitet, unter anderem eine Abschlussarbeit über die Entwicklung der Kindertagesstätte Entdeckerland zur naturnahen Erlebnispädagogik geschrieben. Der Verein hofft, mit dem Angebot die "jungen Kreativen" nach Lindstedt zu holen, die sich auf die für sie neue Region einlassen wollen und neue Ideen mitbringen. Marcel Heins fasste es so zusammen: "Das Dorf als Campus." Und Heike Winkelmann fügte hinzu: "Es bietet die Möglichkeit, auf dem flachen Land Praxis für die Forschung anzubieten."

Der Verein freut sich aber auch über die Fördergeldzusage, weil er endlich aus dem Gutshaus eine "richtige Bleibe" für sich machen kann, sagte der Vorsitzende. Doch das allein will der Verein nicht. Er möchte das Gut zur "neuen Mitte" des Dorfes machen. Solchen historischen Orten wohne "der Geist inne", so Heins. Der "Geist", das Potenzial, soll nun "herausgekitzelt werden".

Das Lindstedter Projekt ist eines von 32 laufenden Vorhaben auf der Prioritätenliste der LAG Mittlere Altmark für dieses Jahr. Die LAG umfasst eine Fläche von 2674 Quadratkilometern und erstreckt sich über weite Teile des Altmarkkreises Salzwedel und des Landkreises Stendal. Bisher wurden 55 Projekte umgesetzt, dafür standen rund 3,5 Millionen Euro zur Verfügung. Im Budget der LAG Altmark befinden sich noch 1,2 Millionen Euro, die bis 2013 ausgegeben werden können.