1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Gardelegen
  6. >
  7. "Mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge"

Dr. Uta und Dr. Peter Müller übergeben in dieser Woche ihre Zahnarztpraxis "Mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge"

Von Conny Kaiser 03.01.2012, 04:23

"Wir sind stolz auf das, was wir hier geschafft haben", sagen Dr. Uta und Dr. Peter Müller. Dennoch freuen sie sich auf das, was nun kommt. Denn in dieser Woche übergeben sie ihre Zahnarztpraxis an ihre Nachfolgerin.

Kalbe l "Wir sind und bleiben Kalbenser." Das stellen Dr. Uta und Dr. Peter Müller unmissverständlich klar. Auch wenn sie am kommenden Donnerstag, 5. Januar, ihre Gemeinschaftspraxis an Zahnärztin Franziska Schiebe übergeben, werden sie der Milde-Stadt nicht den Rücken kehren. Nach 40 Jahren wollen die beiden nirgendwo anders mehr leben.

Dabei sind sie keine gebürtigen Altmärker. Während Uta Müller aus Magdeburg stammt, ist Peter Müller - und das lässt sich bis heute nicht verleugnen - Zwickauer, also ein waschechter Sachse. Kennengelernt hat der heute 68-Jährige seine um ein Jahr jüngere Ehefrau einst im Studium. Beide ließen sich in der damaligen Sowjetunion zu Zahnärzten ausbilden. Eine Zeit, die sie bis heute prägt und die sie auf keinen Fall missen möchten.

Weil aber der Ärztemangel in der Altmark kein Phänomen ist, das es erst seit ein paar Jahren gibt, nahmen die Müllers 1972 das Angebot an, nach Kalbe zu kommen. Immerhin gab es dort sowohl eine Wohnung für das junge Paar als auch den sogenannten Landzuschlag. Ärzte auf diese Weise in die Provinz zu locken, ist also keine Erfindung der Neuzeit. Und Peter Müller wurde damals trotz seines jungen Alters auch gleich Kreiszahnarzt im Kreis Kalbe. Während seine Frau anfangs noch an der Thälmannstraße tätig war, arbeitete er von Beginn an in jenem Haus, in dem sich bis heute die Müller´sche Praxis befindet. In den 70er Jahren beherbergte es nämlich das Landambulatorium und später die Stomatologie, in der sich nicht nur Zahnarztpraxen, sondern auch das Labor befanden. 1990 machte sich das Ehepaar Müller dort selbständig. Vier Jahre später erwarb es das Gebäude vom Kreis und baute es für seine Zwecke um. In den oberen Etagen wurden Wohnungen eingerichtet. In einer davon fanden dann auch die Besitzer ein neues Zuhause.

Und so werden sie auch künftig immer wieder ihrem Praxis-team und ihrer Nachfolgerin begegnen. Die, so erzählt Uta Müller, "war schon als Kind Patientin bei mir". Als sie dann erfahren habe, dass die Altmerslebenerin Zahnmedizin studieren wolle, habe sie damit begonnen, so Müller, die junge Frau als Nachfolgerin zu werben. Mit Erfolg. Wie einige andere Jungärzte vor ihr ist auch Franziska Schiebe in den vergangenen Jahren durch die Müller´sche Schule gegangen. Nun übernimmt sie ihre Ausbildungspraxis. Dazu wird es auch einen Umbau geben. Das bedeutet, dass die Praxis ab nächste Woche erst einmal geschlossen bleibt. Doch sie soll möglichst noch in diesem Monat wieder geöffnet werden, wie Uta und Peter Müller wissen.

Dem letzten Arbeitstag am kommenden Donnerstag "sehen wir mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge entgegen", sagt Peter Müller. Denn natürlich sei es eigenartig, nach so vielen Arbeitsjahren Zange und Bohrer aus der Hand zu legen. "Aber wir haben uns bereiterklärt, im Notfall auszuhelfen", ergänzt seine Ehefrau.

Und was fangen sie und ihr Mann künftig mit dem deutlichen Mehr an Freizeit an? "Och, da gibt es viele Pläne", sagt Uta Müller. Sie seien zwar schon in verschiedenen Teilen der Welt gewesen, doch Neuseeland sei bis heute ein Traum geblieben. Nun solle dieser verwirklicht werden. Auch der Baikalsee im asiatischen Teil Russlands ist so ein Reiseziel, das die Müllers gern sehen möchten. Und dann gibt es da ja auch noch Regensburg, wo Tochter Jana und die beiden Enkel regelmäßig besucht werden wollen.

Doch Bayern zu werden, das können sich Müllers derzeit nicht vorstellen. Sie lieben es, durch die hiesige Natur zu walken. Und Uta Müller hat sich ganz fest vorgenommen, sich künftig ehrenamtlich in der Volkssolidarität zu engagieren. "Dazu", sagt sie, "fehlte mir ja bisher immer die Zeit".