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Künstlerstadt Kalbe Nachhaltige Entwicklung im Fokus

Studenten der Hochschule Bochum wollen das Projekt Künstlerstadt Kalbe über mehrere Jahre wissenschaftlich begleiten. Am Montag stellten Studierende der Fachrichtung Nachhaltige Entwicklung sich und ihren Studiengang in den Kalbenser Ratsstuben vor.

Von Andreas Puls 10.06.2015, 03:17

Kalbe l Immerhin, rund 15 Personen hatten sich in den Kalbenser Ratsstuben eingefunden. Denn an diesem informativen Abend im Rahmen des Künstlerstammtisches ging es um nichts weniger als das Thema Nachhaltigkeit. Über das Wort redet fast die ganze Welt, aber wohl nur wenige können überhaupt erfassen, was sich genau dahinter verbirgt.

Corinna Köbele, Initiatorin der Künstlerstadt Kalbe, brachte ihre Freude zum Ausdruck, dass die wissenschaftliche Begleitung des Projektes nach knapp zwei Jahren der Vorbereitung nun konkrete Formen annehme. Dafür sei der erste Besuch der vier Studierenden von der Hochschule Bochum, Juliane Dienemann, Jana Hannowell, Johannes Fischer sowie der aus dem Iran stammenden Farah Nourineyardfard ein Beleg. Leider vergeblich hatten die Organisatoren des Künstlerstammtisches gehofft, dass der Einladung in die Ratsstuben zumindest einige junge Leute aus der Region Kalbe folgen würden, die sich für die Studienrichtung Nachhaltigkeit interessieren.

Mit einem Film, der auf eine Leinwand projiziert wurde, gestalteten die Studenten den Einstieg in das Thema. Der von einer amerikanischen Forscherin moderierte Trickfilm zeigte, was auf der Erde, allen voran verursacht von den reichen Industrienationen, seit Jahrzehnten grundverkehrt läuft.

Mit dem Ziel eines permanenten Wirtschaftswachstums würden die natürlichen Ressourcen rücksichtslos verbraucht, die Natur rasant zerstört, das Treibhaus Erde angeheizt und zugleich Millionen von Menschen, vor allem in den Entwicklungsländern, rücksichtslos ausgebeutet. Zugleich würde das gesamte Ökosystem der Erde mit Schadstoffen und Abfällen immer weiter belastet. Und das alles, um möglichst viele Menschen zu immer mehr Konsum zu animieren.

Der Verkaufspreis der Waren spiegele nicht ansatzweise den tatsächlichen Wert der verbrauchten Ressourcen wider. Zudem landeten die meisten Konsumprodukte nach kurzer Zeit wieder auf dem Müll. Diesen fatalen Kreislauf, so die Botschaft des Films, gelte es zu durchbrechen. Genau dort setze die Idee der nachhaltigen Entwicklung an.

Als Beispiele wurden die Abfallvermeidung durch Recycling, die Nutzung erneuerbarer Energien, eine gerechte Entlohnung von Arbeitskräften und vieles mehr genannt. Die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe ist ein weiterer wichtiger Aspekt.

Das Thema regte in der Runde zu einer sehr angeregten Diskussion an. Gerd Rimpel aus Kalbe meinte, dass der Gedanke der Nachhaltigkeit zwar wünschenswert und auch notwendig sei, aber die Bereitschaft der Menschen, Abstriche von ihrem bereits erreichten Lebensstandard zu machen, sei kaum ausgeprägt. Außerdem, würde der Verzicht auf Konsum zum Verlust von Arbeitsplätzen, ja zum Kollaps des bestehenden Wirtschaftssystems führen.

"Etwas erreichen lässt sich nur, wenn man die Zusammenhänge kennt" - Juliane Dienemann, Studentin

Das sahen andere Diskutanten anders. Es wurden eine Reihe von Beispielen genannt, wo bewusst auf Konsum verzichtet werde - nicht nur um Geld, sondern auch um Ressourcen zu sparen. Nachhaltigkeit, so die Studentin Juliane Dienemann, bedeute schließlich nicht, auf jeglichen modernen Lebensstandard verzichten zu müssen. Es gebe eine Fülle von klugen Ansätzen und Ideen, auf dem Weg der Nachhaltigkeit wirklich voran zu kommen. Allerdings sei dazu ein Umdenken in der Politik und Wirtschaft erforderlich. "Etwas erreichen lässt sich nur, wenn man die großen Zusammenhänge kennt und versucht gegenzusteuern. Darum haben wir uns für diesen Studium entschieden", sagte Juliane Dienemann.

Anschließend stellten die vier Gäste ihren Studiengang Nachhaltige Entwicklung näher vor, den es an der Hochschule Bochum seit zwei Jahren gibt. Das Bachelor-Studium dauert insgesamt sieben Semester und besteht zu jeweils zirka 50 Prozent aus Nachhaltigkeitswissenschaften sowie aus Natur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die möglichen Arbeitsfelder nach Studienabschluss seien sehr unterschiedlich, wie die Studenten berichteten. Die Möglichkeiten reichten von Beratern für Unternehmen (etwa im Bereich Produktentwicklung) über Jobs in Nicht-Regierungsorganisationen oder Tätigkeiten für Kommunen, zum Beispiel im Bereich nachhaltige Verkehrsentwicklung, bis hin zu Laufbahnen in der Politik oder in der Wissenschaft. Das dritte Thema des Abends lautete Kunst und Nachhaltigkeit.

Die Hochschule Bochum will die Entwicklung des Projekts Künstlerstadt Kalbe über mehrere Jahre hinweg begleiten. Entstehen sollen unter anderem Hausarbeiten. Das nächste Mal werden die vier Studenten zum Sommercampus in der Künstlerstadt erwartet, der vom 25. Juli bis zum 13. September stattfindet.