Altes Gardelegen Viertel und Märkte in der Hansestadt
Hans-Joachim Mertens aus Weteritz ist Hobby-Historiker aus Leidenschaft und Chronist. Er hält vieles für die Nachwelt fest. Dieses Mal hat er sich der Stadt Gardelegen und ihren Straßen gewidmet.

Gardelegen (vs) - Einst wurde ich von einem Kollegen vom Weteritzer Stammtisch befragt, ob ich nicht über ein Thema schreiben könnte, was alle Zeitungsleser interessiert. Über die Liebe, über das Kochen, über die Politik schreiben andere. Ich aber will der Heimatgeschichte treu bleiben. Und dazu fiel mir eine Befragung auf dem Amt ein.
Wie ist ihr Name? Wo wohnen sie? In welchem Ort? Welche Hausnummer? Nach der Straße fragten sie gleich mehrmals. Daran merkte ich, dass die Straße von große Bedeutung ist. Aus einer alten Zeitung von 1928 will ich nun einiges wiedergeben über Straßennamen der alten Stadt Gardelegen.
Die Stadt war in der Vergangenheit in drei Viertel eingeteilt. Das Stendalische Viertel, das Salzwedler Viertel und das Magdeburger Viertel. Wahrscheinlich hatte diese Einteilung ursprünglich den Zweck, die Gardelegener Bürger zur Bewachung und Verteidigung der Stadt mit ihren drei großen Eingangstoren zu verpflichten. Das kleine Tor am Ende der Burgstraße diente nur der Verbindung zwischen der Burg und der Stadt. Es war auch nicht immer geöffnet.
Sandstraße mit nur17 großen Häusern
In dem Bericht wurden auch noch zwei alte Straßen genannt. Der Schwepriem und der Hakenboden. Ich konnte darüber nichts erkunden. Wer kann helfen? Andere Bürger und auch ich würden sich über eine Antwort freuen.
Nun zu den alten Vierteln: Das Stendalische Viertel hatte im Jahr 1567 insgesamt 190 Häuser mit vielen Handwerkern, Bierbrauern, einzelne Bauern, Gastwirte, Barbiere und einfache Arbeitern. Die meisten kleinen Häuser standen in der Burg und an der kleinen Verbindungsstraße. Es waren die Straßen der kleinen Leute.
Merkwürdig verschlammt, mit einer großen Kurve war dagegen die Sandstraße im Salzwedler Viertel mit nur 17 großen Häusern. Es waren auffällige hohe, stattliche Herrenhäuser mit weitläufigen Gehöften bis an die Stadtmauer und Milde. Diese Grundstücke gehörten den reichen Leuten im Westen der Stadt. Also waren „früher“ auch schon die Reichen im Westen. An dieser Straße wohnten unter anderem die großen Bierbrauer, Handelsleute, Stadtbeamte, Bürgermeister, Besitzer von Fuhrgeschäften, Färber, Goldschmiede und Fahrzeugbauer. Daher kommt wohl der alte Spruch: „De Garlegschen wollen Junker sien.“
Holzmarkt, Gemeinmarktund Viehmarkt
So ähnlich war auch das Magdeburger Viertel, mit der Gardelegener Hauptstraße, die Magdeburger Straße, mit reichen Kaufleuten und Apothekern, mit dem Alvenslebeschen Stadthaus, Schlachtern und der Gaststätte „Das Deutsche Haus“. Auch Brauhäuser, die Post, das Rathaus, eine alte Kapelle auf dem Rathausplatz und die Marienkirche gehörten dazu. Und trotz seiner großen Ausdehnung gehörten nur 157 Häuser zum Viertel. Die meisten Häuser von ihnen standen an der Burgstraße, nämlich 61 Stück. An dieser Burgstraße wohnten die „kleinen Leute“.
In Gardelegen gab es drei Märkte. Zum einen den Holzmarkt, er war der Größte, mit einem schönen viereckigen Platz. Hier wurden vor allen Dingen Holz versteigert. Der Gemeinmarkt befand sich rund ums Rathaus. Der Viehmarkt war in der Poststraße und an der Ecke an der Sandstraße.