Neunjährige Hannah aus Tangermünde Weihnachten in der Altmark: Von Wichteln und Gedichten
Von einem Wichtel, der der Familie in der Vorweihnachtszeit Streiche spielt, berichtet ein junges Mädchen aus der Altmark. Die Neunjährige hat ein besonderes Talent.
Tangermünde/Gardelegen - Heiligabend in der Altmark. Die Spannung ist fast fühlbar. Vor allem für die Kinder. Nur heute noch müssen sie durchhalten, zumindest bis zum Abendessen oder wenigstens bis nach dem Kaffee. Dann steht fest, ob der Weihnachtsmann den Wunschzettel tatsächlich auch gelesen hat. Und sicher gehen zwischen Arendsee und Tangerhütte, zwischen Havelberg und Jübar heute noch ganz viele Wünsche in Erfüllung.
Geschenke liegen plötzlich unterm Weihnachtsbaum, manchmal bringt sie der Weihnachtsmann sogar selbst. Seit hunderten von Jahren ist das so. Auch das macht Weihnachten so zauberhaft. Altvertraute Rituale, erinnerungsträchtige Symbole und Geschichten sorgen für ein Gefühl des Vertrauten.
Neue Bräuche und Rituale in jeder Generation
Dennoch entstehen von Generation zu Generation immer mal wieder neue Geschichten und Bräuche und wundersame Rituale. Vor allem dort, wo Kinder wohnen ...
Zum Beispiel in Tangermünde. Dort wartet nämlich heute Abend Hannah auf den Weihnachtsmann. Hannah ist neun. Ihre Brüder Jakob und Justus sind sechs und zwei. Und alle drei sind schon ziemlich gespannt, klar, aber Hannah ist auch ein bisschen wehmütig, denn schließlich geht nun auch die spannende Vorweihnachtszeit zu Ende. Und die ist im Hause Neumann wirklich was besonderes.
Ein Wichtel verkürzt die Wartezeit auf Weihnachten
In ihrer Familie passieren nämlich im Dezember allerlei „lustige Sachen.“ Im Advent wird die Familie tatsächlich jedes Jahr ein kleines bisschen größer. Wobei die Betonung exakt auf „kleines“ liegt. Denn bei Neumanns zieht im Advent ein winziger Besucher ein. Ein Wichtel namens Juri. Und mit ihm haben die drei Geschwister in den vergangenen Wochen schon eine Menge Drolliges erlebt.
Natürlich hat ihn noch nie jemand gesehen. „Er kommt ja immer nur nachts“, erklärt Hannah. Aber wenn er da war, hinterlässt Juri Spuren.
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Zum einen ganz wortwörtliche. Die winzigen Abdrücke seiner kleinen Schuhe finden die Kinder morgens immer mal wieder. Dann wissen sie, dass Juri unterwegs war. Übrigens hauptsächlich, um Schabernack zu treiben. Das sind die anderen Spuren von ihm.
Juri versteckt zum Beispiel verschiedene Dinge. Natürlich nur die, die der Kleine tragen kann. Neulich fanden sich morgens mal die kleinen Kunststofftiere von Jakob in den Bücherregalen.
Ach ja: „Bücher hat er auch schon gemopst“, sagt Hannah. Daran hatte er aber wohl ganz schön zu schleppen, denn wie gesagt: Er ist winzig.
Aber er ist wohl auch schon ein bisschen stärker geworden, seit dem vergangenen Jahr. „Da hat er immer nur Erdnüsse versteckt“, erzählt die Neunjährige begeistert.
2023 war Juri übrigens zum ersten Mal da. Damals kannten die Neumann-Kinder aber noch nicht mal seinen Namen.
Daran, wie sie schließlich herausgefunden haben, wie er heißt, erinnert sich Hannah gern: „Wir haben ihm einen Zettel geschrieben und ihn gefragt, wie er heißt“, erzählt sie. Aber Juri ließ Hannah und Jakob erst mal ein bisschen rätseln. Und zwar vier Mal. „Jedes Rätsel reimte sich“, weiß Hannah noch. Immer kam am Ende ein Buchstabe heraus. Vier an der Zahl. „Aber die Reihenfolge war durcheinander. Das mussten wir erst noch sortieren.“ Erst Tage später, stand dann schließlich fest, dass der kleine Wichtel Juri heißt.
Wunschzettel wird dem Weihnachtsmann überbracht
Und der hat mittlerweile längst seinen festen Platz in den Herzen der Kinder. Deshalb durfte der in diesem Jahr auch den Wunschzettel der Kinder mitnehmen und dem Weihnachtsmann überbringen. Ein ziemlich verantwortungsvoller Job für den kleinen Kerl. Hannah ist aber guten Mutes, dass das klappt.
Die unglaubliche Geschichte von Hannah hat die Volksstimme aber erstmal in Erstaunen versetzt. Recherchen ergaben indes, dass es gar nicht so selten ist, dass in der Vorweihnachtszeit Wichtel in die Stuben der Familien einziehen. Offensichtlich ist das in den vergangenen Jahren immer häufiger passiert. Zahlreiche Eltern berichten davon. Und auch im Internet finden sich unzählige Geschichten über Weihnachtswichtel und sogar „echte“ Beweisfotos.
Für ältere Generationen ist dieser Brauch eher unbekannt. Hannahs Oma, Andrea Neumann, gibt jedenfalls zu, dass sie sowas vorher noch nie gehört hat.
Sie lebt in Gardelegen, lässt sich von Hannah und Jakob aber selbstverständlich regelmäßig von Juris Streichen berichten. Und natürlich staunt auch sie über den lustigen Wicht, der die Wartezeit ihrer Enkel wohl auch erheblich verkürzt, denn „es ist immer so spannend, wenn wir morgens aufstehen“, versichert Hannah.
Alte Traditionen bleiben in Tangermünde und Gardelegen erhalten
Trotzdem ist Oma Andrea Neumann ganz schön froh darüber, dass auch die alten Werte und Traditionen in ihrer Familie wichtig bleiben. Ihre Enkelin hat sie in diesem Jahr dahingehend sogar mit einem besonders bezaubernden Brief überrascht. Die Neunjährige hat nämlich gedichtet. Ein echtes Weihnachtsgedicht. „Und ich finde das so rührend, dass so ein junger Mensch auch mal so was schreibt“, sagt die stolze Oma.
Hannah, die in Tangermünde die Commeniusschule besucht, will übrigens mal Lehrerin werden. Deutsch mag sie besonders. Das dürfte sich auch auf den Wunschzettel ausgewirkt haben. Denn Hannahs Schrift ist toll. Der Weihnachtsmann konnte alles sicher prima lesen.
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Ob er sie persönlich dafür lobt, heute Abend? „Im letzten Jahr war er da. Er hat aber natürlich viel zu tun“, sagt die kleine Altmärkerin verständnisvoll. Trotzdem wäre es diesmal schon toll, wenn er selbst vorbeikommen würde. Hannah wüsste natürlich zu gern, wie ihr Gedicht bei ihm ankam.
Die Chancen stehen gar nicht schlecht. Generell ist auf den Weihnachtsmann ja Verlass. Und falls er doch nicht persönlich kommen kann, könnte er ja in Hannahs Geschenk eine Nachricht verstecken, und ihr schreiben, was er von ihrem schriftstellerischen Talent hält ...
Und falls alles schief geht, kann vielleicht Wichtel Juri die Grüße vom Weihnachtsmann ausrichten. Falls er noch da ist?!
In der wunderbaren Weihnachtszeit ist schließlich alles möglich ...