Wolf Pony-Halter in Angst vor dem Wolf
Das Thema "Wolf" beschäftigt die Pferde- und vor allem Pony-Halter in der Altmark, weiß Conny Stegert vom Ponyzuchtverband.
Parleib l Sie sind zuckersüß und zutraulich: die Shetland-Ponys, die Conny Stegert in Parleib hält. Doch diese Eigenschaften könnten den kleinen Vierbeinern zum Verhängnis werden. Die Züchterin hat große Sorge, dass ihre Lieblinge künftig statt Kinderponys Wolfsfutter werden. Die Zuchtleiterin des Pferdezuchtverbandes Brandenburg-Anhalt, Antje Lembke, machte kürzlich im Gespräch mit der Volksstimme auf das Problem „Wolf“ aufmerksam: „Wir wollen die Weidetierhaltung beim Pferd. Die Frage ist, wie lange diese noch aufrecht erhalten werden kann. Gerade bei den Ponyzüchtern ist das in der Diskussion. Ihre Ängste sind in meinen Augen berechtigt“, betont Lembke.
Conny Stegert, Vorsitzende der Ponyzuchtgemeinschaft Drömling, bestätigt, dass die Ponyzüchter der Altmark Angst davor haben, dass ihre Tiere gerissen werden, in Panik durch Zäune laufen oder durch den Schock im Falle eines Angriffes verfohlen. Unberechtigt scheinen diese Sorgen nicht, auch wenn es bisher noch keinen Wolfsangriff auf Pferde oder Ponys in der Altmark gab. Stegert wohnt in Parleib, nur einen Kilometer entfernt von Potzehne, wo es nachweislich bereits mehrere Wolfsangriffe gab. In einem Damwildgatter wurden Kälber gerissen, in einem weiteren Fall fielen Schafe dem Raubtier zum Opfer. „Das Wildgatter hat einen hohen Zaun und sogar eine Stromlitze. Der Wolf hat sich einfach drunter durchgebuddelt“, sieht Stegert kaum Chancen, die Tiere zu schützen.
Sie berichtet auch, dass ihr Hengst auf einem Plattenweg in Richtung Jeseritz an einer Stelle immer wieder sehr nervös wurde. Vor ein paar Wochen erzählten ihr dann Bekannte, die dort mit ihren Hunden spazieren gehen, sie hätten an dieser Stelle einen Wolf gesehen. Für Stegert die Bestätigung, dass die Gefahr real ist. Die Vorsitzende der Ponyzuchtgemeinschaft Drömling, die im Gebiet zwischen Klötze und Gardelegen, aber auch in Dähre, Tangermünde und Burg immerhin 114 Mitglieder hat, hält und züchtet selbst seit 15 Jahren Shetland-Ponys. Das ist eine besonders kleine Rasse, deren Stockmaß nur rund einen Meter misst. Weil diese ursprünglich, wie der Name schon verrät, von den Shetlandinseln kommen, sind sie besonders robust. „Deshalb werden sie von uns auch so gehalten. Im Stall schwitzen sie schnell und werden krank“, erläutert Stegert.
Sorgenvoll denkt sie deshalb aktuell an das Frühjahr. „Wir erwarten ab März drei Fohlen. In den vergangenen Jahren kamen die nur in den ersten drei Wochen nachts noch rein, standen sonst auf der Weide. Das war immer die schönste Zeit im Jahr, mit den Ponys auf den Weiden. Aber jetzt? Die Fohlen sind so klein, die haben doch keine Chance, sich zu verteidigen.“
Die Familie hat sich inzwischen zwei Labrador Retriever angeschafft, in der Hoffnung, dass die Hunde ihr Revier abstecken und einen möglichen Eindringling melden. „Die Angst, dass man morgens rauskommt und etwas passiert ist, ist das Schlimmste. Wir hören hier nachts jedes Geräusch.“
Conny Stegert will nun einen Schutzzaun über das ALFF (Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten) beantragen, hat aber wenig Hoffnung, da auch viele Schafshalter auf solche Zäune warten und man „als Pferdemensch da eher belächelt wird“.
Inzwischen hat die Familie einen Auslauf am Haus 1,60 Meter hoch eingezäunt und vierreihig mit Strom gesichert. Dies wäre in den Augen des ALFF ein „wolfsgerechter“ Zaun, so dass man im Falle eines Risses einen „Materialwert“ ersetzt bekäme.
„Für ein Pferd sollen das bis zu 5000 Euro sein. Für eines meiner Shettys wäre es sicher viel weniger. Aber darum geht es auch gar nicht. An meinen Ponys hängt mein Herzblut, da hilft es mir nicht, wenn ich Geld dafür kriege, wenn sie tot sind“, so Stegert, sichtlich emotional bewegt. Sie stellt klar: „Ich sage ja nicht, dass der Wolf ausgerottet werden muss, aber er darf seine Scheu nicht verlieren. Und den Eindruck hat man schon, wenn er so dicht ans Dorf herankommt.“
Im Stich gelassen fühlt sich die Altmärkerin vom Wolfskompetenzzentrum. Wochenlang habe sie versucht, dort jemanden ans Telefon zu bekommen. „Man ist ja gewillt, sich Ratschläge zu holen, aber wenn man die nicht erreicht, ist das auch keine Hilfe.“ In den Verbänden und auch in der Kommunalpolitik wird das Thema ernst genommen. Zur nächstmöglichen Sitzung des Ausschusses für Bau- und Ordnungsangelegenheiten, bei der auch wieder Bürger vor Ort sein dürfen, soll ein Vertreter des Wolfskompetenzzentrums erscheinen. Eine Zusage dafür habe er schon, informiert Conny Stegerts Mann Oliver, der als SPD-Stadtrat den Ausschuss leitet.
Auch die Zuchtverbände und die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN – Dachverband aller Züchter, Reiter, Fahrer und Voltigierer) beschäftigt das Thema inzwischen. „Das ist das Wichtigste, dass die Pferdebesitzer und -züchter gemeinsam ihre Stimme erheben. Die Gesellschaft muss wach werden“, fordert Conny Stegert im Namen der Pony-Halter.