Genehmigung Ruheforst-Projekt stockt bei Trinkwasserfrage
Die Nachfrage nach dem geplanten Ruheforst Krumke ist ungebremst. Aktuell stockt es allerdings, was dessen Genehmigung betrifft.
Krumke l „Es brennt den Leuten unter den Nägeln“, sagt Ralf Abbas. Er ist Geschäftsführer des Graf-Bernstorffschen Forstbetriebes und soll als solcher auch den im Krumker Wald auf Privatgrund der Familie von Bernstorff geplanten Ruheforst unter seinen Fittichen haben. Vor gut einem Jahr sagte der Stadtrat Osterburg Ja zu dem Vorhaben. Die Hansestadt soll per Gesetz Betreiber werden, will sich zur Erfüllung der Aufgaben nach dem Bestattungsgesetz einer eigenständigen GmbH bedienen. Bereits 2019, hieß es, könnte der Ruheforst Gestalt annehmen. Nun steht Weihnachten bald vor der Tür – und unter allen Wipfeln im Krumker Wald ist immer noch Ruh. Aber in einem so nicht gewollten Sinne, das Projekt Ruheforst steckt bei Genehmigungsfragen fest.
Wie der Landkreis Stendal auf Nachfrage mitteilt, seien „die Auswirkungen auf die öffentliche Trinkwasserversorgung und die Qualität der Grundwasserneubildung zum jetzigen Zeitpunkt nicht absehbar“. Erst wenn eine negative Beeinflussung auf das Grundwasser ausgeschlossen werden könne, ist eine Genehmigung möglich. Denn grundsätzlich sei das Betreiben von Friedhöfen in Trinkwasserschutzgebieten, welches der Krumker Forst ist, nicht zugelassen. Die im Rahmen des Genehmigungsverfahrens eingegangenen Stellungnahmen seien sowohl positiv als auch negativ gewesen.
Nico Schulz als Bürgermeister der Einheitsgemeinde Osterburg sagt, dass die Trinkwasserproblematik von Anfang an bekannt gewesen sei, das Schutzgebiet von den möglichen Einstufungen her mit der „3“ aber die am wenigsten strenge habe, sprich innerhalb der Kategorisierung vom Wasserwerk am weitesten weg ist. Schulz selbst könne sich nicht vorstellen, dass verrottbare Urnen und Asche sich negativ auf das Trinkwasser auswirken sollen. „Wir hoffen mal, dass weitere Untersuchungen genau das zum Ergebnis haben.“ Diese sind nämlich laut Landkreis angestrebt, „eine zeitliche Abgrenzung der Bearbeitung“ könne aber derzeit nicht erfolgen. Was auch Schulz schade findet, denn er werde immer wieder auf den Ruheforst angesprochen. „Auch von Leuten, von denen ich das gar nicht erwartet hätte.“
Waldeigentümer Adrian von Bernstorff möchte den Ruheforst auf zunächst vier Hektar Eichen- und Buchenwald nordwestlich von Osterburg einrichten. „Er wäre ausdehnbar auf acht Hektar“, sagt Dipl.-Forstwirt Ralf Abbas. Der Ruheforst werde nicht eingezäunt, lediglich alle zehn Meter gesetzte Eichenpfähle sollen die Grenze optisch markieren. Um ausgewählte vitale Bäume herum – 400 sind es bis dato – werden die Bestattungen im Uhrzeigersinn vorgenommen. Pro Baum ist Platz für elf bis zwölf Urnen. Diese müssen freilich verrotten, aus Holz, Stärke oder minimal gebranntem Ton sein. Die Urnen werden in 90 Zentimeter Tiefe eingelassen. Im Gartower Ruheforst, der auch von der Familie von Bernstorff betrieben wird, gab es noch nie das Problem, dass Tiere die Urnen ausgebuddelt hätten. „Die sind total uninteressant für sie“, so Abbas. Die Bäume bleiben auf Garantie mindestens die nächsten 99 Jahre unangetastet. Sie sind nummeriert, an ihrer Rinde hängen Plaketten mit den Namen der Verstorbenen. Grabschmuck ist nur zur Bestattung zulässig, ansonsten übernehme die Natur die Pflege. Vom Ruheforst Gartow wisse Abbas, dass der Trend zur Waldbestattung groß ist. „Ganze Kegelclubs suchen sich zu Lebzeiten einen Baum aus, damit sie für alle Zeit zusammen sind.“ Für die Beratung, das Begleiten von Bestattungen, Führungen und Co würden auch für den Krumker Ruheforst zwei Arbeitsplätze geschaffen, betont Abbas. Man sollte Freude am Umgang mit Menschen haben, aber natürlich auch mit dem Tod umgehen können. „Die Mitarbeiter werden geschult.“
Soweit ist es aber noch nicht, die Genehmigung muss noch in trockene Tücher. Dann brauchen auch Betattungshäuser ihre Kunden nicht mehr zu vertrösten. „Es wird sich regelmäßig bei uns nach dem Ruheforst erkundigt“, sagt etwa Peter Jahrend, Geschäftsführer des Osterburger Bestattungsunternehmens Moldenhauer. „Wir erleben ja seit Jahren einen Bestattungswandel, der Trend geht vom klassischen Grab auf dem Friedhof weg.“