Abschied Genthiner Geher stirbt mit 85 Jahren
Vor zwei Wochen verstarb die Genthiner Sportlegende Siegfried Lefanczik im Alter von 85 Jahren. Wegbegleiter erinnern sich an ihn.
Genthin l Er war eine echte Genthiner Sportlegende und besonders den älteren Kanalstädtern immer noch ein Begriff: Siegfried Lefanczik. Vor zwei Wochen ist er im Alter von 85 Jahren verstorben. Im Gedächtnis geblieben ist er bei den meisten als Geher in den 1950er und 60er Jahren. Ihm ist es zu verdanken, dass es damals das große Mai-Gehen und einen Länderwettkampf in Genthin gab. „Das waren große Ereignisse, bei denen die Zuschauer die Straßen säumten“, erinnert sich Fritz Mund, heutiger Vorsitzender des SV Chemie Genthin.
In diesem Verein startete Lefanczik einst seine sportliche Karriere. „Als junger Mensch war ich natürlich von seinen Erfolgen begeistert“, sagt Mund. Ähnlich erinnert sich Siegfried Hünecke, heute Vorsitzender des Lauf- und Triathlonvereins. „Als Junge von zehn Jahren, bin ich mit meinen Freunden mit dem Fahrrad zu den Geher-Wettkämpfen in Genthin gefahren, die ganze Stadt war voller Menschen und wir waren stolz wie Bolle, dass wir Siegfried Lefanczik gesehen haben.“ 1955 holte Lefanczik den DDR-Meistertitel, reiste für seinen Sport quer durch Europa, wurde bei den Europameisterschaften in Stockholm siebter über die 20-Kilometer-Strecke. Eine Olympia-Medaille blieb ihm versagt. Während des Laufs über 20 Kilometer nahm ihn der oberste Kommissar bei den Spielen in Rom 1960 wegen unsauberen Gehens aus dem Rennen - auf Platz fünf liegend. Doch beinahe wurde der Sportler dadurch zur Legende.
„Er hat mir erzählt, dass der Erste, der ihn damals getröstet hat, Täve Schur gewesen ist“, erinnert sich Stadtrat Horst Leiste. „Ich kenne beide und für mich sind sie gleich bedeutende große Sportler“, meint Leiste, der auch dabei war, als sich Lefanczik im vergangenen Jahr ins Goldene Buch der Stadt Genthin eintragen durfte. „Sie haben sich um Ihre Heimat verdient gemacht. Sie sind eine Sportlerlegende und durch Ihre Arbeit als Fotograf und Bautechniker vielen Genthinern bekannt“, sagte Bürgermeister Thomas Barz damals. Lefanczik, vielen noch als agiler umtriebiger Sportsmann in Erinnerung, war da schon von schwerer Krankheit geschwächt, genoss aber die Würdigung, plauderte mit den Gästen über alte Zeiten und interessierte sich für die Kamera des Fotografen. Denn das war lange Jahre ein weiteres Steckenpferd.
Zu gesellschaftlichen Höhepunkten in Genthin und Umgebung war Lefanczik stets mit seiner Kamera dabei und dokumentierte die Veranstaltungen. In seiner Zeit im VEB Waschmittelwerk Genthin war er Mitglied der Betriebszeitung „Fanfare“ und ehrenamtlich bei der Volksstimme tätig. „Es gibt eine ganze Reihe Bilder, die heute von großem Wert für uns sind“, sagt Lisa Wolf, Vorsitzende des Fördervereins Genthiner Stadtgeschichte. Besonders seine Fotos der 800-Jahr-Feier Genthins werden bei der Vorbereitung des kommenden Stadtfestes von Bedeutung sein. Zudem bereitete der Förderverein eine weitere Broschüre, in der Lefancziks Bilder zu neuen Ehren kommen sollen. „Die Fotos sind ein echter Schatz, bei ihm spielte das Motiv und die Bildkomposition eine wichtige Rolle.“ Somit bleibt die Arbeit Lefancziks als Fotograf über den Tag hinaus ein Teil der Genthiner Geschichte.