Die drei wichtigsten Anweisungen Achtung: Hier regelt ein Polizist den Verkehr
Ein Polizist regelt an einer Kreuzung den Verkehr - eine ziemlich ungewöhnliche Situation. Autofahrer reagieren verdutzt. So auch vor zwei Wochen in Burg. Polizeihauptmeister Michael Blanke zeigt nun, welche Zeichen Kraftfahrer beachten müssen.
Burg l "Siehst du Brust und Rücken, musst du auf die Bremse drücken." Diese Regel haben alle motorisierten Verkehrsteilnehmer einst während ihrer Fahrschule gelernt. Und doch kann sich offenbar kaum einer daran erinnern. Viele Auto- und Lasterfahrer schauten vor zwei Wochen verdutzt, als auf der Zerbster Kreuzung in Burg ein Polizist den Verkehr regelte. Die Fragezeichen standen ihnen ins Gesicht geschrieben. Wie war das jetzt noch mal? Darf ich jetzt fahren oder nicht? Die meisten reagierten zögerlich, stoppten lieber. Gut so, denn die Situation ist selbst für Polizisten in der technisierten Verkehrswelt ungewöhnlich. Deshalb stehen sie heute besser zu zweit auf der Straße.
Dabei folgt die Regelung per Kelle und Hand nur drei einfachen Prinzipien, sagt Polizeihauptmeister Michael Blanke. Er steht seit Jahren auf deutschen Straßen, regelte schon in Leipzig und Berlin an Messetagen auf großen Kreuzungen, insbesondere zu DDR-Zeiten. Jetzt arbeitet er im Revier Jerichower Land.
"Eigentlich ist es ganz einfach", sagt Blanke. "Zeigt die Kelle nach oben, müssen alle Fahrer stoppen. Stehe ich mit ausgestreckten Armen auf der Kreuzung, dürfen die Autos von der Seite fahren - allerdings nur geradeaus oder nach rechts abbiegend. Alle anderen müssen halten."
Etwas schwieriger, "aber eigentlich auch ganz einfach", sei die Drei-Seiten-Sperrung für den abbiegenden Verkehr (siehe Grafik). Immer wieder lassen sich in dieser Situation unschlüssige Fahrer beobachten. "Dann winke ich sie zusätzlich mit der Hand heran", berichtet der Verkehrspolizist. "Die Gestik und eine freundliche Mimik ist dabei sehr wichtig und hilft bei der Orientierung."
Die Kelle ist ein vorgeschriebenes Arbeits- utensil. Trillerpfeife und schwarz-weiß-gestreifter Regulierungsstab werden in Sachsen-Anhalt längst nicht mehr genutzt. "Schade", sagt Blanke. "Der Stab war deutlich leichter als die Kelle."
Die Einsätze mit der Kelle sind dank zahlreicher Ampeln im gesamten Bundesgebiet stark zurückgegangen. Sogar so weit, dass manch ein Kollege die Verkehrsregelung nicht mehr ausführlich kennenlernte. "Einige westdeutsche Kollegen haben das während ihrer Ausbildung nie pauken müssen", berichtet Blanke. "Wenn die eine Kreuzung regeln sollen, bricht das blanke Chaos aus", meint er lachend und augenzwinkernd. In Sachsen-Anhalt sei es zum Glück wieder fest im Stundenplan der Polizeianwärter verankert.
Vor zwei Wochen mussten die Polizisten in Burg den Verkehr an der Zerbster Kreuzung regeln. Grund war das Chaos durch den Stau auf der Autobahn 2. Anfangs blieben die Ampeln angeschaltet, was zusätzlich Verwirrung bei den Autofahrern stiftete. "Früher hatten die Verkehrspolizisten einen eigenen Ampelschlüssel", sagt Blanke. Heute sei das aus technischen Gründen nicht mehr möglich. In diesen Fällen gilt: Die Anweisungen eines Polizisten haben immer Vorrang. Nach diesen müssen sich auch Fußgänger richten.