BÜRGERMEISTERWAHL GENTHIN 2024 Amtierende Bürgermeisterin möchte gewählt werden: Erfahrung als größtes Pfund
Am 10. November wählt Genthin ein neues Stadtoberhaupt. Die Volksstimme stellt die Bürgermeisterkandidaten im Porträt vor. Heute: Dagmar Turian
Genthin - Seit vielen Jahren in verschiedenen verantwortlichen Positionen im Rathaus tätig, setzt Dagmar Turian nun an zum Sprung an die Spitze des Hauses. Sie will das Bürgermeisteramt.
Die 62-Jährige ist nicht bekannt für Schnellschüsse und will auch so ihre Kandidatur bewertet sehen. Sie stelle sich nicht der Wahl mit der Absicht, eine große politische Karriere hinzulegen oder das Amt als politisches Sprungbrett zu nutzen, wird die studierte Bauingenieurin sehr deutlich.
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Sie habe in den letzten Jahren erleben müssen, wie so ziemlich alles in der Stadt den Bach heruntergegangen und ein Tiefpunkt erreicht worden sei. Die Stadt Genthin habe ein sehr schlechtes Image, wird die Fachbereichsleiterin ungewöhnlich emotional.
Erste positive Nachrichten aus dem Rathaus
Turian ist als amtierende Bürgermeisterin nun gefordert, die Scherben der Vergangenheit so gut es geht aufzusammeln. Dabei dringt seit einigen Wochen hin und wieder die eine oder andere positive Nachricht aus dem Rathaus an die Öffentlichkeit.
Dass es inzwischen wieder eine Zusammenarbeit der Stadt Genthin mit Nachbarkommunen und bis hin zu den Ministerien gebe und sich die prekäre Personalentwicklung langsam entschärfe, kann sich Dagmar Turian als Erfolge anrechnen. Vor diesem Hintergrund hätten sie Mitarbeiter und Bekannte ermutigt, den von ihr eingeschlagenen Weg fortzusetzen und für das Bürgermeisteramt zu kandidieren.
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Im Für und Wider dieser Entscheidung hat sich offensichtlich ihre „Genthiner Seele“ durchgesetzt. Denn sie sagt: „Mein Herz hat einfach Ja gesagt“. Sie ist mit sich und ihrer Kandidatur im Reinen. Dabei ist gerade für sie so einiges anders als bei ihren Mitbewerbern. Turian will auf große Wahlwerbung und auf öffentliche Auftritte verzichten und keine, aus ihrer Sicht, „unrealistischen Wahlversprechen“ abgeben.
Als größtes Pfund kann sie im Wahlkampf um den Bürgermeisterstuhl ihre langjährigen Verwaltungserfahrung einbringen. Sie setzt darauf, dass die Wähler wissen, woran sie bei ihr sind. Für die jetzt notwendigen Schritte, um Genthin wieder nach vorn bringen, müsse man mit ihr als neues Stadtoberhaupt das Fahrrad nicht neu erfinden, macht sie selbstbewusst klar.
Dass ihr die Wähler einen „Bernicke-Bonus“ anrechnen, lächelt sie milde weg. „Ich bin eine eigenständige Persönlichkeit, das habe ich über Jahre unter Beweis gestellt.“
Lange Wunschliste bei städtischen Maßnahmen
Was Genthin aus der Sicht Turians nun am dringendsten brauche, sei endlich Haushaltsklarheit, es müsse unbedingt Ruhe in das gesamte Verfahren kommen. Seit zwei Jahren steht die Stadt Genthin ohne Haushalt da und könne sich nicht auf verlässliche Haushaltszahlen stützen. Nur die dringendsten Pflichtaufgaben konnten so erfüllt werden.
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Der Stadtrat und die Verwaltung, appelliert sie, dürfen sich in der jetzigen, schwierigen Situation nicht wieder mit neuen Konzepten, Arbeitsgruppen und Beratungen verzetteln. Nur so könnten dringende Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur, dazu zählt Turian den Kita-Neubau in Tucheim oder den Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses in Genthin, durchgezogen werden. Die Wunschliste der Genthiner und Einwohner der Ortsteile sei dabei berechtigterweise lang, sagt sie.
Die Fachbereichsleiterin ist dafür bekannt, bedacht und viele Aspekte abwägend Entscheidungen zu treffen. Ein großes Risiko einzugehen, war bisher nicht ihr Ding. Sie stehe nach wie vor dazu und sehe darin eher einen Vor - als einen Nachteil. Sie sei in der Lage, relativ schnell Probleme zu erfassen und dabei auch Emotionen auszublenden.
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Das sei von Vorteil, um zeitnahe Entscheidungen zu treffen, die vertretbar seien. Egal wer auf dem Bürgermeisterstuhl letztlich Platz nehme, davon ist Turian überzeugt, er werde gefordert sein, die Verwaltungsmitarbeiter fachlich anzuleiten und sie auf den Entscheidungswegen mitzunehmen. Sei sei dabei auch in der Lage, andere Meinungen zu akzeptieren. Nur so könne wieder dauerhaft im Rathaus Stabilität einziehen.
Kein politisches Kalkül
Dass ein Bürgermeister kein Alleinherrscher und auf Mehrheiten im Stadtrat angewiesen ist, um Entscheidungen durchzusetzen, ist für eine Dagmar Turian eine Binsenweisheit. Dass sie für ihre Kandidatur den Rückwind der Wählervereinigung Pro Genthin erhalten hat, sei für sie überraschend geschehen. „Ich verfolge kein politisches Kalkül“, betont sie.
Dabei bleibt unausgesprochen, dass ihr als mögliche Bürgermeisterin viel Geschick und Überzeugungskraft abverlangt werden, Mehrheiten im Stadtrat zu finden, um Genthin aus der Misere führen zu können.