Geschichte Auf den Spuren einer Romanfigur in Zerben
Elisabeth von Plotho, die historische Vorlage für Fontanes „Effi Briest“, wurde 1853 auf dem Gut Zerben geboren

Bettina SchützeZerben
Nicht nur die Familie von Plotho, sondern auch der Roman „Effi Briest“, werden häufig in Verbindung mit der kleinen Ortschaft Zerben gebracht. Die Gemeinde Elbe-Parey wirbt damit, dass Theodor Fontanes Roman „Effi Briest“ ein Schlüsselroman sei und dass mit Effi Briest „in Wirklichkeit“ Elisabeth von Plotho gemeint sei. Sie wurde am 26. Oktober 1853 in Zerben geboren. Ihre Eltern sind dort begraben. Demnach sei mit dem Gut Hohen-Cremmen das Schloss Zerben gemeint, wo heute regelmäßig Führungen auf den Spuren von Effi Briest durchgeführt werden. Elisabeth Freiin von Plotho wächst sie mit drei Schwestern und einem Bruder auf dem Gut Zerben bei Parey an der Elbe auf. Ihre Lebensgeschichte diente Theodor Fontane als Grundlage für seinen berühmtesten Roman.
Sie heiratete Armand von Ardenne am 1. Januar 1873 in der Zerbener Kirche. Nach einer Affäre mit Emil Hartwich, von ihrem Ehemann entdeckt, wird die Ehe am 15. März 1887 geschieden. Elisabeth Freiin von Plotho ließ sich zur Krankenschwester ausbilden und wendet sich speziell der Nervenpflege zu. Als Pflegerin half sie im Ersten Weltkrieg im Lazarett. Über 50 Jahre lang pflegte sie Margarethe Weyersberg, die nervenkrank war. Während Elisabeth mittlerweile am Bodensee wohnte, übernahm die Familie von Margarethe Weyersberg ihre Versorgung.
Elisabeth von Plotho kehrte mehrmals nach Zerben zurück und besuchte dort ihren Bruder Wolfgang. Der hatte das Gut von Mutter Maria übernommen und ließ ab dem Jahr 1878 mehrfach Umbauten vornehmen. Aufgrund wirtschaftlicher Zwänge musste er das Schloss aufgeben und verpachtete es an Amtmann Friedrich Heinze. Er kaufte es 1911 und war bis 1945 Eigentümer. Zu den ersten Nutzern danach gehörten sowjetische Besatzer und Flüchtlinge aus dem Osten. Im Jahr 1948 wurde der baufällige Mittelteil zur Materialgewinnung abgerissen.
Altes, hochfreies Adelsgeschlecht
Plotho ist der Name eines alten, hochfreien Adelsgeschlechtes aus dem Erzbistum Magdeburg. Der Stammsitz der Herren von Plotho war die Wasserburg Plothe in Altenplathow. Zweige der Familie bestehen bis heute. Die Familie ist vermutlich wendischer Abstammung und war ein alteingesessenes slawisches Herrengeschlecht. Die sichere Stammreihe beginnt erst 1378 mit dem Edlen Gebhard von Plotho auf Parey, Jerichow und Plote.
Gebhard war der Stammvater der Linien mit Stammsitzen in Parey und Grabow. Aus der Pareyschen Linie kam Ludwig Otto von Plotho, Herr auf unter anderen Parey und Gerbstedt. Die dritte Johannische Linie gelangte nach Holland. Aus diesem Zweig stammte Wolfgang Edler von Plotho, der am 13. September 1643 zu Wien von Kaiser Ferdinand III. für sich und seine Nachkommen in den Reichsfreienherrstand erhoben wurde. Er trug nun den Titel „Freiherr von Engelmünster auf Parey und Wilzensandt“. Am 15. Oktober 1840 erhielt Wilhelm Heinrich von Plotho die Erbkämmerwürde im Herzogtum Magdeburg, die durch allerhöchsten Erlass vom 6. November 1846 an das alte „plothosche Mannlehn“ Parey geknüpft wurde. 1878 erfolgte im Königreich Preußen die Anerkennung als Edle Herren und Freiherren für alle Mitglieder der Familie.
Das Stammwappen zeigt in Silber eine rote Lilie mit goldenen Bund. Auf dem Helm die rote Lilie zwischen zwei nach außen gelehnten Mohrenrümpfen, mit silberner Federkrone und grünem Kleid mit goldenem Kragen. Die Helmdecken sind rot-silbern. Die Lilie aus dem Familienwappen der Herren von Plotho erscheint noch heute in einigen Kreis-, Stadt- und Gemeindewappen im nördlichen Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
