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Bügermeisterwahl Genthin 2024 Bewerberin Sarah Wöhling: Jung, selbstbewusst und mit Zielen

Am 10. November wählt Genthin ein neues Stadtoberhaupt. Die Volksstimme stellt die Bürgermeisterkandidaten im Porträt vor. Heute: Sarah Wöhling

Von Mario Kraus 22.10.2024, 11:45
Sarah Wöhling vor dem Genthiner Rathaus, in das sie gern einziehen möchte.
Sarah Wöhling vor dem Genthiner Rathaus, in das sie gern einziehen möchte. Foto: Mario Kraus

Genthin - „Eines muss man schon sagen: Sie sind nicht nur außergewöhnlich jung, sondern auch sehr selbstbewusst, um für das Bürgermeisteramt zu kandidieren.“ Das wollte Peter Staats, ein interessiertes Genthiner Urgestein, am Freitag auf dem Marktforum der Volksstimme im Gespräch mit Sarah Wöhling unbedingt loswerden.

Dass die 21-Jährige auf ihr Alter für dieses – gelinde gesagt – nicht einfache Amt angesprochen wird, ist für sie nicht neu und auch „völlig normal“. Damit habe sie überhaupt kein Problem. Im Gegenteil. „Für mich ist es wichtig, dass neben der mittleren und älteren Generation die Jugend beziehungsweise jüngere Menschen endlich mitgenommen werden und sich vertreten fühlen. Sie werden derzeit kaum angesprochen.“

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Das aber sei ein großer Fehler, weil der demografische Wandel auch vor Genthin nicht Halt mache und deshalb Bedingungen für eine lebenswertere Stadt geschaffen werden müssten. „Deshalb stoße ich bei den 20- bis 35-Jährigen und auch bei den über 76-Jährigen auf großen Zuspruch.“

Die Tucheimerin traue es sich auch deshalb zu, die in den vergangenen Jahren entstandenen Blockaden zwischen Verwaltung und Stadtrat aufzulösen und für frischen Wind zu sorgen. „Ich habe mich schon immer für Politik und speziell Kommunalpolitik interessiert und das Geschehen im Rathaus sowie in den Ortschaftsräten intensiv verfolgt“, begründet sie. Ihr Fazit: Ohne einen konsequenten und auch personellen Neuanfang werde die Stadt den Anschluss verlieren und immer weniger wahrgenommen. Auch in der Landeshauptstadt.

Orte zu wenig im Blick

Eines der größten Probleme sei die Tatsache, dass die Ortschaften in den zurückliegenden Jahren nicht ausreichend berücksichtigt worden seien. Viele Einwohner in den Dörfern fühlten sich vergessen, sagt die Tucheimerin. Die Tatsache, dass Paplitz beispielsweise über keinen Ortschaftsrat mehr verfüge, sei ein großer Nachteil für die Einwohner der Fienergemeinde und die demokratische Mitbestimmung.

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Und überhaupt: Mehr Akzeptanz für die Entscheidungen von Verwaltung und Rat könnten nur erreicht werden, wenn die Einwohner in die Prozesse und Vorhaben konsequent einbezogen würden, „ihre Stimmen auch Gehör finden“. Sei es in Form von Bürgerversammlungen und auch auf verschiedenen digitalen Plattformen. „Viele Bürger können Beschlüsse gar nicht konkret nachvollziehen.“ Aus diesem Grund müssten altersübergreifend neue Gesprächsformate entwickelt werden. „Dass man es am Ende nicht jedem Recht machen kann und Entscheidungen treffen muss, ist logisch.“

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Fakt sei auch: Genthin stehe vor einem Berg voller Aufgaben, um wieder Fahrt aufnehmen zu können, sagt Sarah Wöhling. Deshalb müssten klare Prioritäten gesetzt werden.

An erster Stelle stehe für sie deshalb eine solide Finanzplanung, die sich bei Vorhaben auf das Machbare konzentriert.

Nahverkehr verbessern

Schwerpunkte seien zudem die Stadtentwicklung, eine kostenbewusste Lösung für die weitere Sanierung des Wasserturms oder die Schaffung einer medizinischen Notfallversorgung für die Stadt mit Anreizen für junge Mediziner, hier ihre berufliche und familiäre Zukunft zu finden, und bessere Verkehrsanbindungen an die Dörfer. „Mir ist klar, dass sich vieles nicht von heute auf morgen umsetzen lässt, weshalb neue Ideen und neuer Elan unersetzlich sind.“ Das alles seien auch Voraussetzungen, um Fördertöpfe – ob nationale oder EU-weite – für neue Projekte anzapfen zu können. Immerhin hänge die Zukunft Genthins auch von so genannten weichen Standortfaktoren ab, „die ein lebenswertes Umfeld schaffen“.

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Auch die Ausweisung neuer Wohngebiete in der Kernstadt und in den Ortschaften gehöre unbedingt dazu. „Wir haben teilweise einen hohen Leerstand und auch zahlreiche Brachflächen. Dieses Potenzial muss endlich genutzt oder vermarktet werden.“ Davon würden auch junge Leute und Familien profitieren. Denn: Genthin und die Dörfer könnten mit ihrer verkehrstechnisch günstigen Lage durchaus punkten. „Wir stehen hierbei im Wettbewerb mit anderen Kommunen und müssen dementsprechend überregional auf uns aufmerksam machen.“

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Viele von den erwähnten Punkten hat die Tucheimerin während des Markt-Gespräches mit Besuchern erörtert. Wie selbstverständlich bleibt dennoch die Frage, ob sie denn als eventuelle Stadtchefin dann noch studieren möchte. Die Antwort: „Nicht sofort, aber in den kommenden Jahren würde ich natürlich ein berufsbegleitendes Fernstudium aufnehmen. Ich bin jung und habe die Energie dafür.“