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Lokale Wirtschaft Mit Video: Wie zwei in Sachsen-Anhalt gebaute Arbeitsschiffe den Bodensee sauberhalten

Ende Dezember 2021 bekamen die Genthiner Schiffsbauer den Auftrag für drei Alu-Arbeitsboote für den Bodensee. Vor drei Wochen wurde das erste Boot getauft, jetzt wurden die beiden anderen zu Wasser gelassen.

Von Susanne Christmann Aktualisiert: 20.09.2023, 18:54
Die frisch getaufte "Biber" hängt am Kranhaken, um zu Wasser gelassen zu werden. Sie wird einmal vor allem Holz aus dem Bodensee fischen.
Die frisch getaufte "Biber" hängt am Kranhaken, um zu Wasser gelassen zu werden. Sie wird einmal vor allem Holz aus dem Bodensee fischen. Foto: Susanne Christmann

Genthin - Jetzt ist das in Genthin gebaute Trio komplett. Zur „Seegras II“, dem ersten Aluminiumboot, das der Genthiner Teil der SET-Werft Tangermünde für den Bodensee gebaut hat und das bereits dort in Betrieb genommen wurde, sind jetzt die „Biber“ und die „Seekuh“ hinzugekommen.

 
Alu-Boote sind für ihre Bodensee-Säuberungs-Arbeit in Genthin zu Wasser gelassen wurden. (Kamera: Susanne Christmann, Schnitt: Alexander Pförtsch)

Sie wurden gestern in Genthin erst getauft und dann zu Wasser gelassen. Taufpatin Johanna Brehm lässt mit dem Taufspruch die obligatorischen Sektflaschen am jeweiligen Schiffsrumpf zerschellen. Ganz bewusst spricht sie den sonst üblichen Wunsch für ein neues Schiff „..und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“ nicht aus. Denn diese Arbeitsboote liegen mit lediglich 65 Zentimetern Tiefgang bewusst nur sehr flach im Wasser, sollen auch mal kontrolliert auflaufen und anlanden können.

Boote aus Genthin: Mit Ladekran und Fördergreifer ausgerüstet

Also sprach die Flussmeisterin - so ihre Berufsbezeichnung - die Taufspruch-Worte: „Allzeit eine gute Fahrt, gewolltes, kontrolliertes Auflaufen ohne Beschädigung und gute Schwimmeigenschaften nach Verlassen der Kiesbank bei voller Beladung.“ Denn die „Biber“ soll den Bodensee künftig vor allem von Holz befreien, die „Seekuh“ von Seegras.

Einen besonderen Farbtupfer zu Stapellauf und Bootstaufe steuern die Knirpse der Vorschulgruppe aus der Kita „Parkspatzen“ Parchen bei. Sie tanzen zu Volker Rosins Kinderlied „Der Pirat“, in dem es unter anderem heißt: „Er trägt die schwarze Augenklappe im Gesicht/Wer kann so böse grinsen, wenn man mit ihm spricht/ Der Pirat im Entern ist er groß/Fragt ihn doch mal, wie machst du das bloß.“

Alle drei Alu-Boote sind für ihre Bodensee-Säuberungs-Arbeit sowohl mit einem Ladekran als auch mit einem Fördergreifer am Bug ausgestattet. Und, eine besondere technische Herausforderung für die Genthiner Schiffsbauer, sie sind mit einem hydraulischen Schaufelrad-Heckantrieb ausgestattet. Neben dem Schaufelradantrieb ist auch die Förderanlagentechnik zur Aufnahme und Beseitigung von Treibholz und Seegras aus dem Bodensee hydraulisch ausgelegt.

Technische und globale Herausforderungen

Das Auftragsvolumen umfasst 1,5 Millionen Euro pro Boot. Diesen bekamen die Genthiner nach einer europaweiten Ausschreibung Ende Dezember 2021 zugesprochen. Am 30. Mai 2022 konnten sie mit dem Bau der Boote beginnen. SET-Geschäftsführer Fabian Karbe betont, dass der Krieg Russlands gegen die Ukraine, Energiekrise und Inflation für zusätzliche Herausforderungen gesorgt haben.

Mit Lieferschwierigkeiten für Schiffskomponenten und bei der Inanspruchnahme von diversen Dienstleistungen in Ausmaßen, die sie bis dato nicht gekannt hätten, musste umgegangen werden. Durch die gute Zusammenarbeit mit den Auftraggebern vom Bodensee konnte so manches Problem umschifft, sprich geklärt werden.

Die Knirpse der Kita "Parkspatzen" waren bei der Schiffstaufe mit einer Seeräuber-Lied-Performance dabei.
Die Knirpse der Kita "Parkspatzen" waren bei der Schiffstaufe mit einer Seeräuber-Lied-Performance dabei.
Foto: Susanne Christmann

Fabian Karbe kann zur Zeit von vollen Auftragsbüchern sprechen. „Um das kommende Jahr brauchen wir uns keine Sorgen machen. Wir haben definitiv weiter gut zu tun.“ Die Werft Schiffbau- und Entwicklungsgesellschaft Tangermünde mbH (SET) mit ihrem Standort in Genthin stemmt sich gegen den Trend, der da heißt: Sterben der Binnenwerften in Deutschland.

Die "Seekuh" wurde von Flussmeisterin Johanna Brehm bereits im Wasser liegend getauft.
Die "Seekuh" wurde von Flussmeisterin Johanna Brehm bereits im Wasser liegend getauft.
Foto: Susanne Christmann

Das könnte auch dadurch abgemildert werden, wenn es denn auch für die Genthiner, die Schiffswerft Bolle in Neuderben und die Barthel-Werft in Derben eine Möglichkeit gäbe, 110 Meter lange Großmotorgüterschiffe, die europapolitisch gewollt sind, aus dem Wasser zu bekommen.

Die Slipanlage in Genthin ist für Schiffe bis 82 Meter Länge, die in Derben bis 80 Meter ausgelegt. Hierbei zu unterstützen, haben die Genthiner Schiffbauer Anfang August Sachsen-Anhalts Infrastruktur-Ministerin Lydia Hüskens mitgegeben. Die hatte als FDP-Landtagsabgeordnete den Genthiner Schiffsbauern einen Besuch abgestattet.