Musical Eine musikalische Reise im Kloster Jerichow
Ausverkaufte Veranstaltung, leichte Unterhaltung und am Ende stehende Ovationen: Die Stiftung Kloster Jerichow startet den Saisonauftakt mit dem Musical „Ich war noch niemals in New York“ gespielt vom Theater der Altmark. Und trifft damit den Nerv des Publikums.

Jerichow - Applaus brandete am Sonntagabend im Jerichower Kloster durch Kreuzgang und Innenhof. Den verspäteten Saisonauftakt gaben die Künstler des Theater der Altmark (TdA) aus Stendal mit einem Liederabend wohl passend zum Zeitgeist. „Ich war noch niemals in New York – Lieder vom Gehen und Bleiben“, so der Titel des Programms, der bekannt scheint, heißt doch so ein Evergreen von dem unvergessenen Udo Jürgens (1934 – 2014), der beim Publikum Sehnsüchte weckte. Wippende Beine, verträumte Blicke und ein leises Mitsingen, das hervorzurufen gelang Alexandra Sagurna und Sebastian Hammer vortrefflich und es lag nicht nur an der Liederauswahl. Von „Ich leck mein Eis in der Sonne“, über „I want to break free“ bis hin zu „Bettina“ von Chansonnier Bodo Wartke spannte sich der Liederreigen, den die stimmgewaltigen Künstler mit leichten Geschichten portioniert und pointiert vortrugen.
Ein Globus in der Größe eines Wasserballs flog alle drei Minuten durch die Luft, beim Auffangen reisten Sagurna oder Hammer mit dem Finger auf der Landkarte und Schwupps – war man musikalisch in „Moskau“ oder „San Francisco“. Niclas Ramdohr, musikalischer Leiter des Theaters und an diesem Abend Teil der begleitenden Band, sagt: „Wir haben aus dem anfangs angedachten Liederabend mit Klavier und zwei Sängern etwas arrangiert, das schon fast mit einem Musical vergleichbar ist.“ Kurz vor dem November-Aus lief das Stück an, in kleiner Zusammensetzung. Mit der Corona-Auszeit kamen Überlegungen dazu – „wie integrieren wir die Abstandsregelung und wie könnte eine Bühne aussehen?“.
Ramdohr schrieb das Stück um, platzierte Sänger und Musiker entsprechend den Hygiene-Vorgaben und „mit einem Mal hatten wir unser Sommer-Musical“. Zentraler Punkt der Show: die Requisite. „Wo sind wir frei und doch gefangen“, fragt der Komponist und Arrangeur, um die Antwort gleich hinterherzuschieben, „auf dem eigenen Balkon.“
Sechs Wochen dauerten die Proben des im Vorfeld von Cordula Jung und Niclas Ramdohr geschriebenen Stückes. „Wir haben heute das erste Mal vor so viel Publikum gespielt“, bekennt „Balkon-Urlauberin“ Sagurna und sie stellt dabei fest: „Die Leute sind hungrig nach Kultur.“ Sie habe die Lust der Menschen auf Unterhaltung regelrecht mit Händen fassen können und das habe sie in ihrer Rolle noch mehr angetrieben. Auch Kollege Hammer, der erst vor kurzem von Mannheim nach Stendal zog, pflichtete ihr bei: „Das Publikum war ein Traum, gerade wenn wir nach so langer Zeit wieder öffentlich auftreten dürfen.“ Der Applaus ist das Brot des Künstlers, so heißt es und anhand der Lautstärke und Länge des Zuspruchs nahmen Sagurna, Hammer und Ramdohr an einem gewaltigen Festmahl teil. Übrigens, stehende Ovationen gab es bei der überaus eigenwilligen Interpretation des AC/DC-Songs „Highway to Hell“.


