Historie Erinnerungen an Eisenbahngeschichte in der Region Genthin
Autor Dirk Endisch berichtet über das einstige Bahnbetriebswerk in Brandenburg. Einst war es ein wichtiges Bindeglied auf der Strecke von Berlin nach Magdeburg.
Genthin - Mike Fleske
Über ein Stück vergangene Eisenbahngeschichte berichtete der Autor und Bahnexperte Dirk Endisch in dieser Woche im Genthiner Kreishaus aus Anlass von 175. Jahren Eisenbahn zwischen Berlin und Magdeburg. Denn an der Strecke Potsdam-Genthin-Magdeburg lag ab dem Jahr 1846 auch das Bahnbetriebswerk (Bw) Brandenburg. In diesem Betriebswerk seien seinerzeit kleinere Reparaturen durchgeführt und die Züge gewartet worden, erklärte Endisch.
Ab 1913 entstanden die Anlagen für eine neue Stationsschlosserei und ganz innovativ eine Gelenkdrehscheibe für das Versetzen der Dampflokomotiven. 560 000 Mark musste die preußische Staatsbahn seinerzeit an die ausführende Firma berappen. In Betrieb war die Drehscheibe für mehrere Jahrzehnte.
Ein kleines aber doch wichtiges Betriebswerk
Mit seinen später 120 Mitarbeitern sei das Werk in Brandenburg eher eines der kleineren gewesen. Durch die Übernahme der ehemaligen Brandenburgischen Städtebahn AG (BStB) durch die Deutsche Reichsbahn (DR) am 1. April 1949 gewann die Dienststelle erheblich an Bedeutung. Aber einige Arbeitsplätze waren nicht angenehm.
So hätten die Dampflokomotiven für ihre Bremsen Sand an Bord gehabt. Dieser Sand musste in spezielle Kästen der Lok gefüllt werden. „Lange Jahre musste per Hand geschippt werden, das war eine schwere körperliche Arbeit“, erzählte Endisch. Genau wie das Entfernen der Brennrückstände aus den Kohlebehältern. Für Fotofreunde seien die alten Dampflokomotiven natürlich immer ein Muss gewesen. Legendär sei die Baureihe 52 gewesen.
Zeitalter der Dampfloks endete 1987
Diese bildete ab 1965 das Rückgrat in der Zugbeförderung. Eine der Lokomotiven dieser 52-Baureihe war bis zum Jahr 1987 auf der Strecke unterwegs. Am 16. Oktober 1987 endete im Bahnbetriebswerk Brandenburg offiziell die Dampflokzeit. 1988 gab es nochmal eine kurze Übergangszeit mit Dampflokomotiven, bevor diese aus dem Zugverkehr verschwanden.
Das Zeitalter der Dieselloks hatte bei der DDR-Reichsbahn bereits Jahrzehnte früher begonnen. Doch auch dieses sollte sich bald zu Ende neigen, trotz bei Zugfreunden beliebter Baureihen wie der 118, die auch heute noch ein begehrtes Fotomotiv ist. Nach der Wende verlor das Brandenburger Betriebswerk schnell an Bedeutung.
In den 1990er Jahren kommen die E-Loks
1994 wurde die Bundesbahn zur Bahn AG und baute einen Betriebshof in Magdeburg Rothensee auf. Zudem schritt die Elektrifizierung der Strecke voran. Die Dieselloks ereilte dasselbe Schicksal wie einst die Dampfloks. Und auch der Eisenbahnverkehr in Brandenburg veränderte sich.
Das einstige Betriebswerk wurde zur Personaleinsatzstelle mit nur noch 40 Beschäftigten. Bald werde die Geschichte nach rund 176 Jahren zu Ende gehen. Die Fläche ist verkauft und soll anderweitig genutzt werden.
Das Buch „Das Bahnbetriebswerk Brandenburg“ ist im Buchhandel erhältlich. Eine Ausstellung über 175 Jahre Eisenbahngeschichte in der Region, ist bis Ende Oktober im Kreismuseum Jerichower Land in Genthin zu sehen.