Stadtgeschehen Genthiner Volleyballer Wulf Thomas wird 80 Jahre alt
Als Spieler, Trainer und Vereinsvorstand hat er die Ballsportszene der Region seit Jahrzehnten geprägt.
Genthin - Wenn Wulf Thomas an diesem Sonntag 80. Jahre alt wird, möchte er eines nicht hören: Genthiner Volleyball-Urgestein. „Das bin ich ganz sicher nicht, denn die Anfänge des Genthiner Volleyballs gehen auf andere zurück“, findet er, obwohl ihn trotzdem viele als das Aushängeschild für die Sportart in Genthin sehen.
Zwei Namen fallen Thomas als Wegbereiter für die Sportart in seiner Heimatstadt ein: Karl-Heinz Helm und Rainer Fritzsche. Beide hätten schon in den 1960er und 1970er Jahren Volleyball-Mannschaften im Rahmen des Schulsports betreut und damit Volleyball in der Stadt bekannt gemacht. Wulf Thomas kam eigentlich vom Fußball. Erst als er 1964 sein Sportlehrerstudium begann, habe er sich mit Volleyball beschäftigt und in diesem Bereich eine Übungsleiterlizenz erworben.
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Als er 1967 nach dem Studium zurück nach Genthin gekommen sei, habe er die Leidenschaft für den Sport mitgebracht. Allein fehlte es in Genthin an geeigneten Sportstätten. „Ich war in Parchen als Lehrer tätig, da haben wir Volleyball im Freien angeboten – es gab keine Halle dafür“, erinnert sich Wulf Thomas.
Volleyballboom in den 80ern
„Bis 1973 gab es die Jahnhalle, die genutzt werden konnte, aber die war eigentlich eine Turnhalle und nicht für Ballsport gemacht.“ Erst mit dem Bau der damaligen Thälmann-Turnhalle, der heutigen Sporthalle der Sekundarschule am Baumschulenweg im Jahr 1973 und der Sport- und Schwimmhalle, einer Dreifelderhalle, im Jahr 1979 war der Weg für Volleyball geebnet. „Deshalb kann man sagen, dass die Sportart in den 1980er Jahren einen Boom in der Stadt erlebte.“
Und das war auch die Stunde für Wulf Thomas, der als Lehrer, später auch als Schulleiter immer die Fahnen hochhielt. Er protegierte die Aktion „Lehrer ran ans Netz“ und nutzte die Vorteile, der Sportart. „Jedes Sportfest, dass es damals gab, endete mit dem Spiel Schüler gegen Lehrer“, erinnert sich Thomas. Denn nur im Volleyball könne man gemischte Mannschaften zusammenstellen, die gegeneinander antreten.
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„Hier können junge Schüler gegen die wesentlich älteren Lehrer spielen und haben eine Chance, es konnten auch Mädchen und Junge in einer Mannschaft spielen und dadurch eine Spielstärke entwickeln, die es in anderen Sportarten nicht geben kann“, So Thomas. Die 1980er Jahre seien die goldene Zeit für den Volleyball in Genthin gewesen. Es war nicht mehr nur Schulsport, sondern Vereinssport bei der damaligen BSG Chemie Genthin.
1989 spielen zwölf Genthiner Teams auf Bezirksebene
1989 spielten beispielsweise von 16 Wettkampfteams, ganze zwölf auf Bezirksebene. Volleyball war so populär, dass Wulf Thomas, damals unermüdlicher Talentesammler, sogar junge Sportler vom auch seinerzeit schon populären Fußball abwerben konnte.
Einer von ihnen war Ingo Schulz, den er in den späten 1980er als Schüler zum Volleyball holte. Heute ist Schulz, der einzige Volleyballtrainer in Sachsen-Anhalt mit Genthiner Wurzeln.
Thomas war in seiner Laufbahn als Lehrer in Parchen, in der damaligen Diesterwegschule und in der Sekundarschule Brettin, tätig und blieb dem Volleyball auch nach der Wende treu. Viele Jahre war der Sport eine Domäne der BSG Chemie Genthin, später SV Chemie Genthin, doch 1995 gründete sich der Genthiner Volleyballverein (GVV) mit Wulf Thomas im Vorstand. Auch heute noch ist er im Vorstand aktiv.
Den Genthiner Volleyball Verein 30 Jahre begleitet
Er sei vom Spieler zum Trainer und dann zum Sportfunktionär geworden, sagt er. Dass sich der GVV gegründet habe, hätte etwas mit der Popularität dieser Sportart in Genthin zu tun.
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„Wir standen dadurch nicht mehr so sehr im Schatten von Fußball und Handball und wir konnten selber planen“, erinnert er sich an die Anfangszeit, die in einem ganz kleinen Büro mit bescheidenen Möglichkeiten begannen.
„Wir überstanden den Sprung in die Selbstständigkeit dank der Tüchtigkeit von Michael Willert und Wolfgang Hauser und konzentrierten uns sehr bald darauf, ein Verein für die ganze Familie zu sein.“ Tradition habe bis heute das Jedermann-Turnier nach den Weihnachtsfestagen, bei denen Spieler von früher mit neuen Sportlern des Vereins zusammenkommen – eine Herzensangelegenheit von Wulf Thomas.
Damenmannschaften bestimmen das sportliche Niveau
Die Volleyballer waren von Anfang an erfolgreich, etwa auch in den Jahren 1995 bis 2006, als der Verein bei den Damen-Mannschaften das sportliche Niveau in Sachsen-Anhalt mitbestimmte.
Immer wieder gingen die Spieler des GVV durch gute und schlechte Zeiten. Im kommenden Jahr feiert der Verein, der seit einigen Jahren in den Händen des Vorsitzenden Thilo Voigt liegt, sein 30-jähriges Bestehen. Wulf Thomas hat alle drei Jahrzehnte erlebt und mitgestaltet.
Und wenn der Verein oder das Jugendforum zu Sportveranstaltungen rufen, begleitet er auch heute noch Spiele und Turniere als Schiedsrichter und Unterstützer. Der runde Ehrentag wird aber abseits vom Sport im gemütliche Kreis mit der Familie gefeiert.