Geschichte Auf den Spuren der Napoleonischen Kriege
Neue Informationstafeln zu den Napoleonischen Kriegen wurden in Jerichow durch Freunde der Historienwanderer aufgestellt.
Jerichow l Die Zeit der Napoleonischen Kriege zwischen 1792 und 1815 ging auch im Elbe-Havel-Winkel nicht spurlos vorbei. Im Vierten Koalitionskrieg von 1806 trat mit Preußen ein neuer Mitspieler im Bund gegen den korsischen Feldherren und seine grenzenlosen Machtansprüche an und wurde in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 gleich wieder aus dem Rennen genommen. Preußen erlitt eine schwere Niederlage – Napoleon zog am 27. Oktober als Sieger in Berlin ein.
Das und noch viel mehr ist aktuell auf den Informationstafeln zu lesen, die in Jerichow gegenüber dem Gasthaus Heinemann stehen und durch die Freunde der Historienwanderer aus Berlin und Brandenburg um Stefan Hückler aufgestellt wurden. Eine Infotafel berichtet über den Marsch der Preußen 1806 unter Hohenlohe nach Prenzlau. Friedrich Fürst zu Hohenlohe-Ingelfingen und Öhringen am 22. Oktober 1806 bezog Hauptquartier in Genthin, seine drei Kavalleriebrigaden machten Quartier in Jerichow.
Der General der Infanterie hatte während des Vierten Koalitionskrieges – auch bekannt als Dritter Napoleonischer Krieg oder Feldzug gegen Preußen – in der Schlacht bei Jena am 14. Oktober 1806 mit der von ihm geführten Nachhut der verbündeten preußisch-sächsischen Abteilung eine schwere Niederlage erlitten.
Nun war er mit dem Oberbefehl über die restlichen, sich Richtung Stettin über Magdeburg zurückziehenden Truppen betraut, seine Reitertruppen deckten dabei den Marsch. Der Standort der Info-Tafel wurde durch die Historienwanderer bewusst gewählt. Das Gasthaus Heinemann war um 1800 eine Bäckerei und versorgte die einquartierten Truppen mit Brot, außerdem fanden die Soldaten für ihre Pferde in der Klosterdomäne ausreichend Futter für ihre erschöpften Tiere.
Doch nicht nur in Jerichow, sondern für viele in diesem Marsch wichtige Orte, über die sich Hohenlohes Truppen damals nach Prenzlau zurückgezogen haben, werden auf der Tafel erwähnt: Groß- und Kleinwulkow, Mangelsdorf, Redekin, Wust und Melkow – um nur einige zu nennen. Das hatte seinen Grund, Tausende Pferde und Reiter mit Hafer, Heu, Fleisch und Brot zu versorgen, überstieg die Leistungskraft des kleinen Ackerbürger-Städtchens Jerichow bei weitem.
Mit den Informationen zu den Ereignissen aus der Zeit vor zweihundert Jahren entsteht für Touristen und historisch Interessierte ein weiteres Angebot, die Stadt mit ihren Ortsteilen zu besuchen und ein wenig länger zu verweilen. Bisher sind entlang des Marschweges 16 solcher Tafeln, sieben Kreuze und Gedenksteine an Orten, an denen Soldaten damals gefallen sind, angebracht und aufgestellt worden.
Laut den Aussagen der Historienwanderer, sollte dazu ein offizieller Fahrradwanderweg gestaltet werden“. Daran aber seien derart viele Bedingungen geknüpft, dass die Idee, diesen Titel anzustreben, wieder aufgegeben wurde. Gleichwohl, so die Hobbyhistoriker Hückler aus Berlin und Thomas Knöffel aus Cottbus, seien der Weg von Magdeburg über Burg, Genthin, Rathenow, Neuruppin, Gransee, Fürstenberg, Lüchen bis Prenzlau beziehungsweise seine Abschnitte allesamt fahrradtauglich und stützen sich auf ein gut ausgebautes Wegenetz.
Was die wenigsten heute noch wissen, dass der Poet und Patriot Theodor Körner (1791 in Dresden; † 26. August 1813 im Forst Rosenow bei Lützow) als Leutnant im Lützowschen Freikorps in Jerichow weilte. Über Halle, Genthin, Jerichow und Havelberg zog er zum Verfolgen der französischen Truppen nordwärts Richtung Hamburg. Hier, im Elbe-Havel-Dreieck, entstanden die ersten Zeilen seines „Bundesliedes vor der Schlacht“, welches er dann in Altmark zu Papier brachte: „Treue Herzen sehn sich wieder, Lebewohl für diese Welt. Nun, mit Gott! wir wollen‘s wagen. Fest vereint dem Schicksal stehn. Unser Herz zum Altar tragen. Und dem Tod entgegen gehen. Vaterland! Dir woll‘n wir sterben.“
Sein Vater setzte ihm im Jahr 1814 ein Denkmal mit „Leyer und Schwert“, das ihn zum „Sänger und Held“ erhob. Nach seinem Tod wurde das Leben des bekannten Schriftstellers für politische Zwecke immer wieder instrumentalisiert. So stilisierten zum Beispiel die Nationalsozialisten den Dichter zum Kriegshelden und Kämpfer für das Vaterland und missbrauchten ihn öffentlichkeitswirksam für ihre eigene Propaganda: 1938 errichteten sie ihm in Wöbbelin ein Museum und einen „Heldenhain“.
Mit den Infotafeln erwächst Jerichow so nach und nach zu einer „Wissens“-Stadt. Erst im Frühsommer stellte der Förder- und Heimatverein Stadt und Kloster Jerichow Informationstafeln an ehemaligen Standorten von Mühlen auf. Insgesamt werden es acht Tafeln sein, informiert Vereinsmitglied Rolf Naumann, die darauf verweisen, welche die Bedeutung das Mühlenwesen früher für die Stadt besaß. Neben dem Schusterhandwerk spielten die Mühlen seit je her eine große Rolle und zogen ein vielfältiges Bäckerwesen nach sich. Weitere Tafeln finden sich am Topfmarkt der Stadtkirche und dem Burgwall.