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Große Überraschung in kleiner Kirche

Von Sigrun Tausche 21.07.2015, 20:54

Es war ein Konzert, das beim Publikum und Chor die Erwartungen weit übertraf - das Konzert des "Collegium Pedale Cantorum" in der kleinen Steinitzer Dorfkirche.

Steinitz l "Damit hätten wir nicht gerechnet!" war von Musikfreunden gleich nach dem Konzert zu hören, noch ganz unter dem Eindruck des Erlebten. Die Neugier hatte aus etlichen Orten der Umgebung Zuhörer nach Steinitz gelockt, und wohl niemand hat den Ausflug bereut. Denn das Ensemble unter der Leitung von Friedemann Lessing, Kreis- und Propsteikantor im Pfarrbereich Osterburg, lieferte mit seinen mehrstimmigen Gesangsdarbietungen als auch mit Instrumentalstücken hohe Qualität. Das Zuhören war einfach eine Freude.

Eine besondere Freude für die Gastgeber von der Kirchengemeinde Steinitz war es zudem, schon zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit eine so volle Kirche zu haben, sagte Kirchenälteste Claudia Braunschweig bei der Begrüßung. Denn Ende Juni war gerade erst das 300. Jubiläum der Kirche gefeiert worden.

Sehr angenehm für die Zuhörer waren bei dem Konzert auch die Erläuterungen von Friedemann Lessing sowie anderen Ensemblemitgliedern zu den einzelnen Stücken und den Komponisten. So waren die musikalischen Ausflüge in mehrere Nachbarländer und Zeitetappen noch eindrucksvoller erlebbar. Es waren natürlich etliche kirchliche Gesänge dabei, aber auch Lieder, in denen es um Liebesfreud und Liebesleid ging.

"Es gab keinen Eintritt, wir nehmen auch keinen Austritt", sagte Friedemann Lessing nach dem kräftigen Schlussapplaus scherzhaft und ging dann auf das sehr ernsthafte Anliegen des Chors ein, dem dieser seine Benefizkonzerte widmet: Spendensammeln für "German Doctors", für deutsche Ärzte, die ehrenamtlich, bis zur Erschöpfung, Menschen in der Dritten Welt behandeln. Er nannte ein Beispiel: Ein Krankenhaus in Sierra Leone, das für die Versorgung von fast 50 000 Menschen zuständig ist. Es habe keinen Strom- und Wasseranschluss, nur eine Pumpe und ein Aggregat für das Nötigste. Um überhaupt arbeiten zu können, brauchen die Ärzte Medikamente und medizinisches Gerät wenigstens in der Grundausstattung.

Jeder Euro zählt

Ein paar Beispiele für Behandlungskosten nannte Lessing auch noch: Eine ambulante Malariabehandlung für ein Kind: 5,20 Euro, bei Lebensgefahr 26,50 Euro, eine Spontanentbindung 4,30 Euro, ein Kaiserschnitt 80 Euro, eine lebensrettende Operation 72 Euro - Preise, die für hiesige Verhältnisse unvorstellbar niedrig sind. Man könne also dort schon eine ganze Menge ausrichten mit vergleichsweise wenig Geld - und dafür bat Friedemann Lessing um Spenden. Mit Erfolg: Mehr als 500 Euro kamen zusammen.

Der Einladung zum geselligen Beisammensein auf Braunschweigs Hof folgten sehr viele der Gäste, und auch das ganze Ensemble war dabei. Dort haben die Gäste noch begeistert von dem Konzert erzählt. "Sie fanden es toll, dass man mit dem Chor auch noch beim gemütlichen Zusammensein ins Gespräch kommen konnte", berichtete Claudia Braunschweig später. Zuhörer und Chormitglieder haben diese Atmosphäre genossen - so gemütlich im Garten und in relativ kleiner Runde. "Es hatte etwas vom Grillen mit Freunden!" Die Chormitglieder wurden so "verwöhnt" und fanden es so schön, dass sie noch bis halb zehn am Abend geblieben sind.

Dass die Spendenaktion zugunsten der Kirche diesmal etwas im Hintergrund blieb, findet Claudia Braunschweig angesichts dieses Erfolgs und der schönen Erlebnisse nicht schlimm. Denn bei der Feier zum 300. Jubiläum konnten bereits 1500 Euro Spenden gesammelt werden. Von den kleinen "Spendensteinchen", aus denen, mit Namen versehen, die Kirche nachgebaut werden soll, sind bereits 64 Stück verkauft. Mindestens ebenso viele sollen noch Käufer finden.

Beim Dorffest am 19. September werde diese Spendenaktion weitergehen, und natürlich auch beim Krippenspiel im Advent, kündigte Claudia Braunschweig an. "Auch die restlichen gesponserten Bilder von Herrn Siwek werden dort noch zu erwerben sein."