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Großes Interesse an Film über Genthiner Silva-Werke

Fast 150 Zuschauer sehen Wiederaufführung der Dokumentation „Erfüllt ihr Vermächtnis“. Veröffentlichung geplant.

Von Mike Fleske 04.10.2023, 04:00
Der Film „Erfüllt ihr Vermächtnis“ lief im Genthiner Kino und soll auf DVD erscheinen.
Der Film „Erfüllt ihr Vermächtnis“ lief im Genthiner Kino und soll auf DVD erscheinen. Foto: Mike Fleske

Genthin - Auf großes Interesse beim Genthiner Publikum stieß die Wiederaufführung der Dokumentation „Erfüllt ihr Vermächtnis“. Fast 150 Zuschauer sahen die überarbeitete Fassung des Filmes über die Silva-Munitionswerke in Genthin-Wald.

Der aus Genthin stammende Filmemacher Matthias Paeper erzählt in seiner rund 35-minütigen Dokumentation die Geschichte des Außenlagers des KZ Ravensbrück in Genthin-Wald während der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Die nun aufgeführte Version des Filmes hat Matthias Paeper mit Zeitzeugenaussagen angereichert.

Zeitzeugen reichern mit Aussagen historisches Material an

Die 1924 geborene Martha Schulze berichtet, dass sie sich seinerzeit für eine Arbeit in den Silva-Werken beworben hatte, da diese eigentlich nicht unangenehm gewesen sei. Die heute 94-jährige Gisela Koehne erzählt hingegen, dass sie mit 15 Jahren zur Arbeit dienstverpflichtet wurde und dort schwierige Arbeit verrichten musste, da ihr Vater kein Parteimitglied der damals herrschenden NSDAP gewesen ist.

Der Genthiner Heimatforscher und Bürgerpreisträger Dieter Rohr forschte über die Arbeitsbedingungen in den Silva-Werken. Diese unterschieden sich sehr stark. Denn neben den dienstverpflichteten Frauen gab es auch Frauen aus den Konzentrationslagern Ravensbrück oder Sachsenhausen, die in Genthin-Wald zur Zwangsarbeit gezwungen wurden. Diese Frauen standen in der Hierarchie ganz unten und seien regelmäßig von den Aufseherinnen drangsaliert worden. Die Frauen hätten unter unwürdigen Bedingungen leben und arbeiten müssen.

Schicksal von Zwangsarbeiterinnen in Genthin-Wald vor 1945

Paeper erinnert an das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen durch zahlreiche historische Belege, die sich in den Arbeiten des ehemaligen Genthiner Bürgermeister Wolfgang Bernicke, des früheren Museumsleiters Klaus Börner und in einer Facharbeit der Roßdorferin Janett Kliemann finden. Sie empfand die Überarbeitung als sehr gelungen. Die Zeitzeugen gäben dem Film nun eine persönliche Note.

Denn vieles von dem, was Paeper zeigt, lässt sich nicht mit Originalmaterial aus Genthin belegen, sondern muss mit allgemein verfügbaren Archivmaterial erklärt werden. Das Geschehen in Genthin-Wald wird mit den deutschlandweiten Entwicklungen ab dem Ende der Weimarer Republik bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg verknüpft. Paeper schlägt die Brücke in die Jetztzeit, indem er an die Schändung des Mahnmals im Jahr 2013 erinnert.

Weitere Vorstellungen könnten folgen

Nach der Wiederaufführung, kam der Filmemacher mit Besuchern ins Gespräch. Es habe dabei einige weitere Aspekte gegeben, die interessant für eine Einarbeitung in das bestehende Material sein könnten, so der Filmemacher nach der Veranstaltung. Die Nachfrage nach einer erneuten Aufführung sei ungebrochen, berichtet Elke Förste, Koordinatorin des Bundesprogrammes „Demokratie leben“, das den Film finanzierte. Daher werde eine weitere Vorstellung in Erwägung gezogen.

Unabhängig davon plant Paeper die Dokumentation auf Blue-Ray und DVD zu veröffentlichen, damit der Film auch an Schulen und andere Bildungseinrichtungen gegeben werden kann.