gat probt im Stadtkulturhaus das Weihnachtsmärchen "Tischlein deck dich" Im "Schwarzen Raben" schenkt der Wirt Wein aus, der Löcher ins Gedärm frisst
Am 1. Dezember hat das diesjährige gat-Weihnachtsmärchen "Tischlein deck dich" Premiere im Genthiner Stadtkulturhaus. Unter der Leitung von gat-Chef Eckhard Neumann laufen derzeit die Proben.
Genthin l Der Stuhl am rechten Bühnenrand ist ein Herd. Die beiden Stühle, die direkt vor dem schwarzen Vorhang auf der Bühnenrückseite stehen, stellen den Eingang in die Spelunke der "schlampigen Wirtsleute" dar. Der Garderobenständer ist aber wirklich dazu da, um Mäntel aufzuhängen. Auch Tisch und Schemel sind echt.
"Abfahrt!", ruft Eckhard Neumann, Regisseur des Genthiner Amateurtheaters (gat), in die gespannte Stille des großen Saals im Stadtkulturhaus.
Mit ungewöhnlichem Gepäck tritt Lorenz in die Spelunke ein und sieht sich in der heruntergekommenen Gastwirtschaft "Zum Schwarzen Raben" um. Sein Bruder Sepp folgt ihm. Lorenz trägt einen Tisch in den Händen, Sepp zieht einen Esel mit sich. Es dauert lange, bis das erste Wort fällt.
Jerome Kampe, der als relativ neues Ensemble-Mitglied nicht durch die "Spielstube des gat" gegangen ist, tastet sich als Lorenz in der Spelunke voran. "Das Spiel ohne Text fällt einem Ungeübten wahnsinnig schwer", erklärt Eckhard Neumann.
Wie selbstverständlich Jerome Kampe und Janek Hinze (als Sepp) das dreckige Geschirr auf dem Tisch beiseite räumen, gefällt Eckhard Neumann nicht. "Das will ich als Zuschauer sehen", unterbricht er die Szene. "Wie schmutzig die Becher sind."
"Tischlein deck dich" bringt das gat dieses Jahr als Weihnachtsmärchen auf die Bühne. Allein 30 Mitwirkende schlüpfen in ihre Rollen. Premiere feiert das Stück am Sonnabend, dem 1. Dezember, um 14.30 Uhr im Genthiner Stadtkulturhaus. Nach der Tournee durch das Jerichower Land sind die Genthiner Amateurschauspieler zur traditionellen Vorstellung am Heiligabend zurück in Genthin.
"Wein, der Löcher ins Gedärm frisst", setzt der Wirt (Frank Zelmanski) den Handwerksgesellen vor. "Kassieren tue ich", kommt die "schmucke Wirtin" (Rita Wagner) ihrem Mann zuvor. Mögen die Wirtsleute auch schlampig sein, auf den Kopf gefallen sind sie nicht. Dass es ein Geheimnis mit Tisch und Esel auf sich haben muss, merken sie schnell. Aber die beiden Brüder sind auch nicht gerade verschwiegen.
Tobias Albrecht muss bei dieser Probe alleine den Esel spielen. Die zweite Hälfte, dargestellt von Jan-Niklas Bäsler, hat so viele Hausaufgaben auf, dass er an diesem Abend passen muss.
"Hat mir schön gefallen", lobt Eckhard Neumann den Probenverlauf.
Beim Ruf "Tischlein deck dich" tauscht Lorenz sekundenschnell die glatt gestrichene Tischdecke gegen eine kleine Festtagstafel. Dafür hat das gat natürlich einen Trick auf Lager. "Der ist noch nicht ganz fertig, aber so lernt der Schauspieler, wie er mit der Technik umgeht", setzt Eckhard Neumann hinzu. Statt des kleinen Bratens der Probe werden die Zuschauer des Weihnachtsmärchens eine üppig gedeckte Tafel erleben.
Eckhard Neumann ermahnt seine Schauspieler, dem Publikum nicht zu viel Rücken zuzuwenden. Schleichen Lorenz und Sepp durch die Spelunke, weil sie schon vor Morgengrauen aufbrechen, dürfen Jerome Kampe und Janek Hinze nur "gedämpft spielen, aber nicht gedämpft sprechen". Die Zuschauer in Reihe 23 sollen schließlich auch etwas verstehen.
Beruf und Hobby unter einen Hut zu bekommen, ist für viele Mitwirkende am gat-Weihnachtsmärchen auf und hinter der Bühne die größte Herausforderung. "Die, die an einem Probenabend da sein müssen, sind es meistens auch", sagt Eckhard Neumann. Bei der 17. Probe arbeiten die Darsteller am dritten Bild. Weitere 14 Proben stehen noch aus. Angefangen wird mit dem bloßen Lesen des Textes. Im nächsten Schritt wird das Bild gestellt und die Gänge und Räume werden klar. "Danach folgt die szenische Arbeit, dann sollte auch der Text sitzen."
Mit Toni (Jean-Colin Bäsler) hat auch der dritte Bruder seinen Auftritt. Er klopft an die Tür des Gasthofs "Zum Schwarzen Raben" und bringt den Wirt und seine Frau bald in Erklärungsnot ...