Katzen Immer mehr Streuner

In Genthin und Umgebung müssen immer mehr wilde Katzen eingefangen werden, um sie vom Tierarzt kastrieren zu lassen.

Von Simone Pötschke 26.09.2020, 01:01

Genthin l Lokaltermin für Ute Müller vom Genthiner Tierschutzverein und Elke Suhl an der Kleingartenanlage „Am Mühlenfeld“. Ute Müller hat eine Katzenfalle im Gepäck, deren Handhabung sie der Inhaberin des Vereinslokals detailreich erklärt. Mit einem kleinen Appetithäppchen werden die scheuen Tiere in den massiven Drahtkorb gelockt. Möglichst schonend sollen die wilden Freigänger die Prozedur überstehen.

Dass Ute Müller mit Katzenfallen durch die Region tourt, ist schon längst nicht mehr ungewöhnlich. „Leider“, wie die Tierschützerin sagt. Die zwölf Katzenfallen des Tierschutzvereins seien stets in Betrieb. „Und das bei stetig steigender Nachfrage“, weiß Ute Müller. Ein Hilferuf führte den Tierschutzverein aktuell auch in die Genthiner Kleingartenanlage „Am Mühlenfeld“. Hier sind durch einen Gartenfreund wilde Katzen „angefüttert“ worden, die sich inzwischen an ihrem Futterplatz regelmäßig einfinden.

Wie viele Katzen es genau sind, die sich an der „illegalen“ Futterstelle ein Stelldichein geben, weiß keiner so genau. Es mögen 20 oder auch mehr sein, vermutet Elke Suhl. Sie hat sich in Absprache mit dem Futterstellen-Gartenfreund des Katzenproblems angenommen und nimmt die Einfang-Aktion in ihre Hände Dankenswerter Weise, wie Ute Müller findet.

Denn die wachsende Zahl wild lebender Katzen ist nicht nur ein latentes, sondern auch ein stetig wachsendes Problem. Wobei „wachsend“ durchaus wörtlich verstanden werden kann, denn Katzen bringen zweimal im Jahr Nachwuchs zur Welt.

Eine solche unkontrollierte Vermehrung der Freigänger will der Verein stoppen. Und dies wird immer schwieriger. „In letzter Zeit werden wir immer häufiger gerufen, um die wilden Freigänger einzufangen. Die Situation ist schon brisant“, resümiert Ute Müller. Dem Verein bliebe dabei nur die Möglichkeit, an dem Problem „dranzubleiben“. Bei jeweils zehn Katzen in Reesdorf und Paplitz und weiteren 20 Streunern in Tucheim klappte die Falle erst vor wenigen Wochen zu.

Katzenfallen stünden mittlerweile längst nicht mehr ungenutzt in irgendwelchen Räumlichkeiten herum. Dabei hat sich die Kommune schon vor etlichen Jahren aus der Katzenproblematik ausgeklinkt.

Eine Kennzeichnungs-, Registrierungs- und Kastrationspflicht für alle Katzen in der gesamten Stadt, die Freigänger sind, gibt es in Genthin in Vergleich zu manch anderen Städten nicht. Eine solche wurde von der Verwaltung und dem Stadtrat nach längerem Hin und Her abgelehnt. Die Population wild lebender Katzen habe noch nicht überhand genommen, hieß es seinerzeit.

Aktuelle Erhebungen, wie groß die Zahl der im Stadtgebiet lebenden Freigängerkatzen inzwischen ist, gibt es allerdings nicht.

Solange amtlicherseits die Katzenproblematk nicht wieder auf die Tagesordnung gehoben wird, bleibt dem Tierschutzverein nur die Möglichkeit, an das Verantwortungsbewusstsein der Menschen zu appellieren. „Wer wilde Tiere anfängt zu füttern, geht eine Verantwortung ein. Darüber sollte man sich im Klaren sein“, sagt Ute Müller.

Es sei auch eine weit verbreitete, fehlerhafte Annahme, dass wilde Katzen, einmal eingefangen und kastriert, vom Tierschutzverein in private Hände weitervermittelt werden könnten, klärt sie auf. Eine Freigängerkatze reagiere panisch und extrem gestresst, wenn sie nicht mehr ihre gewohnte Freiheit habe.

Wilde Katzen müssten deshalb nach der Kastration wieder in die freie Natur entlassen werden.