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Trockenheit Kiefer leidet an Wassermangel

Große Teile der Kiefernwälder an der Altenplathower Hasenholztrift sind abgestorben, tote Bäume bleiben unberäumt.

Von Simone Pötschke 14.04.2020, 08:00

Genthin l Margit Hopp ist erschrocken und betroffen zugleich, wenn sie die vielen braunen, abgestorbenen Kiefern im Bereich Hasenholztrift/ B 1 bei einem ihrer Spaziergänge sieht. Ein Vorbeikommen gibt es da nicht mehr. Der Anblick sei schlimm, es werde höchste Zeit, etwas dagegen zu unternehmen, meint sie. Der Altenplathower Arno Zachäus hat Baumfällungen in Größenordnungen beobachtet. Ob das alles seine Richtigkeit habe, fragt der besorgt. Dass die Kiefernbestände in der Meierei ein schlimmes Bild abgeben, stellen auch Andreas Kriebel, Forstbetriebsleiter des Landesforstbetriebes Altmark, und Carsten Bergholz als zuständiger Revierförster nicht in Abrede.

Kein Zweifel: Das Kiefernsterben ist in der Region Genthin längst angekommen. Und das nicht nur auf Flächen des Landesforstbetriebes. Schadflächen wie an der B 1 zwischen Altenplathow und Genthin-Wald sind mittlerweile in Sachsen-Anhalt weit verbreitet: Wenigstens 30 bis 40 Prozent der Altkiefern, das sind 80-jährige und ältere Bäumen, sind krank und müssen damit der Kettensäge beziehungsweise dem Harvester anheimfallen. Aufgrund der Trockenheit sind darüber hinaus mehr oder weniger alle Baumarten, auch Laubhölzer wie Eichen, Buchen, Eschen und Ahorn, in allen Altersklassen betroffen.

Seit Jahren hat die Forstwirtschaft an Nadelbäumen mit Diplodia, einem gefährlichen Pilz, der sich in die Bestände einnistet, zu kämpfen. Er hat leichtes Spiel mit den Kiefern, die durch die Trockenheit der vergangenen Jahre vorgeschädigt sind. Klimatische Veränderungen, aber auch Frühjahrs- und Herbststürme ebneten dem Pilz den Weg. Diplodia ist tückisch: Einmal im Baum angekommen, sucht er den Weg in Wasser- und Nahrungsleitungen und verschließt sie. Die Folge: Der Baum geht zugrunde. Kranke Kiefern, erklärt Andreas Kriebel, seien auch für Laien wie Margit Hopp oder Andreas Zachäus gut erkennbar an ihren braunen Kronen, die der wärmeliebende Pilz verursacht. Problematisch sei Kriebel zufolge allerdings auch für die Forstleute, dass der Befall von Diplodia erst relativ spät erkennbar sei. Fatal, denn einmal vom Pilz befallen, hätten dann auch so genannte Sekundärschädlinge, wie beispielsweise der Blaue Kiefernprachtkäfer und andere Borkenkäfer, ein leichtes Spiel, sich in und unter der Baumrinde zu vermehren und so das Ende der Kiefer noch zusätzlich zu beschleunigen.

Für die Landesflächen steht der Landesforstbetrieb in der Pflicht, das kranke Holz schnellstmöglich zu fällen und bei Prachtkäferbefall die Rinde als möglichen „Ausbreitungsherd“ zu entsorgen.

Forstbetriebsleiter Andreas Kriebel zeichnet davon ein dramatisches Bild, das auch die Lage der Kiefernbestände im Raum Genthin wiedergibt: „Wir kommen mit diesen Sanierungsarbeiten mitunter nicht mehr hinterher, die Situation droht, nicht mehr beherrschbar zu sein.“ Der normale Hiebsatz in einem Revier liege Kriebel zufolge jährlich bei 13 000 Festmeter (ein Festmeter Holz entspricht einem Kubikmeter). Dem Wald musste im vergangenen Jahr insgesamt die doppelte Menge an so genanntem Schadholz entnommen werden. Eine kritische Menge: Um nachhaltige Forstwirtschaft zu betreiben, sollten nicht mehr Bäume gefällt werden als nachwachsen.

Forstbetriebsleiter Kriebel und Carsten Bergholz als zuständiger Revierförster gehen für den Bereich der Reviere Meierei und Fiener davon aus, dass die toten Kiefern, die jetzt für Unmut sorgen, bis zum Sommer „beräumt“ werden. Weitere Kahlschläge seien durchaus möglich.

Sowohl Naturverjüngung als auch Wiederaufforstungen, jeweils nach den konkreten Bodenverhältnissen, stellen den Landesforstbetrieb vor große Herausforderungen. Alle Schadflächen sollen wieder mit standortgerechten Baumarten aufgeforstet werden. Die Waldstruktur müsse, so die Forstleute, im Verhältnis zwischen Laub- und Nadelbäumen in einem ausgewogen Verhältnis bleiben, andererseits müsse der Waldumbau zugunsten von widerstandsfähigeren Baumarten fortgesetzt werden, die dem Klimawandel besser gewachsen sind. Sie sollten anhaltender Hitze und Trockenheit gewachsen sein. Für den Bereich Meierei und Fiener sind für Andreas Kriebel und Revierleiter Carsten Bergholz perspektivisch Baumarten wie Eichen, Linden, Douglasien und Küstentannen denkbar. Um Risiken zu streuen, setzen die Förster schon seit Längerem auf die Erziehung von Mischbeständen mit mehreren Baumarten.

Bereits jetzt gehen die Forstleute unter anderem davon aus, dass der Grundwasserspiegel durch die zurückliegenden regenarmen Sommer um etwa einen Meter gefallen ist. Die Niederschläge der vergangenen Wochen konnten dieses Defizit bei weitem nicht kompensieren. Ein schnelles Ende des Kiefernsterbens in den Revieren ist nicht in Sicht, daran lassen die Forstleute allerdings auch keinen Zweifel.