Bürgermeisterwahl Genthin 2024 Kommunikator mit vielen Ideen
Genthin wählt einen neuen Bürgermeister. Vor der Wahl stellt die Volksstimme alle Kandidaten vor - in alphabetischer Reihenfolge. Hier: Guido Röthig.
Genthin - Guido Röthig gehört zu den überraschenden Namen im Bewerberfeld um das Genthiner Bürgermeisteramt. Doch für ihn war seine Bewerbung als parteiloser Kandidat kein plötzlicher Einfall. „Das ist lange gereift“, sagt der 55-Jährige im Gespräch mit der Volksstimme, für das er sich ein Café in der Innenstadt ausgesucht hat. Hier sei er mittendrin unter den Menschen der Stadt und für die möchte er arbeiten, findet er.
Initialzündung für die Kandidatur seien die Abgänge langjähriger Verwaltungsmitarbeiter, besonders in der Kämmerei, gewesen. „Das hat mich dazu inspiriert, aktiv einen Beitrag zu leisten.“ Das traue er sich zu.
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Seit zwölf Jahren sei er in der Verwaltung tätig, habe zahlreiche Bereiche durchlaufen, Ordnungsamt, Finanzen, die kaufmännischen Liegenschaften, aktuell sei er als Kassenverwalter der Stadt tätig und habe die Ehre, als gewähltes Mitglied des Personalrats sowie der Schwerbehindertenvertretung zu wirken.
„Diese Erfahrungen haben mir ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen vermittelt, vor denen wir stehen“, sagt Röthig, der mit seiner Familie in Roßdorf lebt, aber in Genthin zur Schule gegangen ist und hier seinen Abschluss gemacht hat. Er sagt: „Wir sind eine lebenswerte Kleinstadt, aber vieles ist in den vergangenen Jahren nicht angefasst worden.“
Projekte mit den Einwohnern
Eines der wichtigsten Themen, das ihm am Herzen liegt, ist die Kommunikation mit den Einwohnern und Betrieben. Die fehle aktuell, und das wolle er ändern. „Ich möchte die Bürger bei bestimmten Maßnahmen und Projekten mit einbeziehen, Arbeitsgruppen mit den Bürgern schaffen, um so in der Bevölkerung für Interesse für die Belange der Stadt zu sorgen.“ So könnten gemeinsame Lösungen gefunden werden, die von vielen mitgetragen werden.
Daneben sei die Digitalisierung von Rathausangeboten ein wichtiges Thema. „Auch das trägt zur Akzeptanz unserer Arbeit bei den Menschen bei“, ist er sich sicher. Wenn nicht mehr jeder Behördengang vor Ort stattfinden muss, sondern Dinge wie den Wohnsitz ummelden, eine Eheurkunde erhalten oder die Geburt eines Kindes anzeigen auch digital von zu Hause ohne Wartezeiten vor den Dienstzimmern erledigt werden können. Das sei viel Arbeit, lohne sich aber.
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Viel Arbeit sieht Röthig auch bei der ganz klassischen Infrastruktur. Straßen und Wege in Süd V, die Gehwege in der Friedenstraße, Straßen und Gehwege in Altenplathow seien nur einige Beispiele für eine äußerst sanierungsbedürftige Infrastruktur.
„Wir müssen hier auch mit Blick auf eine alternde Gesellschaft unbedingt tätig werden, auch jemand mit Rollator soll die Möglichkeit haben, sicher vor die Tür zu gehen.“ Ein besonderes Anliegen sei ihm der Volkspark. „Meine Idee ist, den Kanal mit einzubeziehen und eine Sport- und Erholungsanlage zu etablieren.“ Vielleicht könne auch ein Café oder ein Vereinshaus mit Tennisanlage entstehen, sowie ein eigener Bereich, wo die Stadtfeste gefeiert werden können.
Intensiv möchte sich Röthig um einen „Sanierungsevergreen“ der Stadt kümmern: den Wasserturm. Er wolle mit Hochdruck an der Fortführung der Sanierung arbeiten, das sei sein Versprechen.
Langer Berufsweg mit verantwortlicher Funktion
Der Roßdorfer sieht sich als erfahren genug an, um die Aufgaben angehen zu können. Er habe langjährige Erfahrung im Direktmarketing, unternehmerisches Denken und Erfahrung in der Mitarbeiterführung.
Firmen wie Bertelsmann und Nestlé stehen in seinem beruflichen Lebenslauf, der durchaus den Wandel auf dem Arbeitsmarkt der 90er und 2000er Jahre widerspiegelt. Aber schon dort war Röthig in verantwortlichen Positionen tätig. Eine Erfahrung, die ihm auch als Bürgermeister zugute käme.
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Dass sich sein Leben dann deutlich verändern würde, ist dem 55-Jährigen bewusst. Weniger Zeit für seine Ehefrau und die beiden Kinder, weniger Zeit für Freunde und Hobbys. Dabei ist er in der Stadt als leidenschaftlicher Kanusportler und Radler bekannt.
„Das sind zwei Aktivitäten, die mir nicht nur Freude bereiten, sondern auch meine Verbundenheit zur Natur stärken“, sagt er. Ganz verzichten wolle er darauf auch als Bürgermeister nicht. Aber es läge viel an. Zu allererst würde er sich als Bürgermeister um die Finanzen kümmern. Die vielzitierten Jahresabschlüsse und die Haushaltspläne für 2025 und 2026 hätten oberste Priorität.
Unternehmen ansiedeln
Daneben müsse die Stadt schauen, wie Einnahmen erhöht werden können. Etwa durch die Förderung von lokalen Unternehmen, um die Gewerbesteuereinnahmen zu steigern. Auch die Überprüfung von Gebühren und Abgaben könnte eine sinnvolle Maßnahme sein.
„Eine aktive Suche nach staatlichen und europäischen Fördermitteln für Projekte wie Infrastrukturverbesserungen oder soziale Projekte könnte zusätzliche finanzielle Einnahmen bereitstellen“, zählt er auf. Auch sei er Kooperationen mit privaten Investoren nicht abgeneigt, da so Projekte umgesetzt werden könnten, ohne den Haushalt der Stadt stark zu belasten. Das sehe er bei der Infrastruktur, erneuerbaren Energien und nachhaltigen Entwicklungsprojekte in den Dörfern.
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„Dafür ist es zwingend nötig, einen Wirtschaftsförderungsbereich in der Verwaltung zu involvieren, der Unternehmen unterstützt oder die Ansiedlung neuer Unternehmen begleitet.“ Genthin könne so seine Steuereinnahmen langfristig stabilisieren, was zu mehr Spielraum für die Stadt führt.
Wenn er einige Jahre in die Zukunft schaue, möchte Röthig am Ende seiner Amtszeit eine Stadt vorfinden, in der die Menschen respektvoll miteinander umgehen, gemeinsam Lösungen finden und die Wirtschaft stabil ist.