Handwerk Korbflechter gibt es im Jerichower Land kaum noch
Viele Menschen entdecken das Korbflechten als Hobby
Jerichow
Jerichow (tsk) l Korbflechter gab es früher in so gut wie jedem Dorf. Das war auch notwendig, denn lange bevor es Plastiktüten oder Papp-Kartons gab, packte man die Waren in Körbe. Besonders Glasbehälter wurden so vor dem Zerdrücken bewahrt.
Korbflechter brauchen gerade einmal sechs Werkzeuge: Schere, Zollstock, Messer, Schlageisen sowie einen Ausstecher – das ist ein spezielles Messer mit breiter Spitze – und einen Pfriem, eine Art Dorn. „Das wichtigste sind fähige Hände“, sagte vor mehreren Jahren Lutz Heidbüchel aus Niegripp, einer der letzten Korbflechter im Jerichower Land.
Das wichtigste Arbeitsmittel fehlt aber noch – die heimische Korbweide, auch Kopfweide, Bindeweide, Flechtweide genannt. Diese wurde neben der Haselnuss oder Schilfrohr, für das Flechten von Körben und anderen Gerätschaften früher hauptsächlich verwendet. Die langen, dünnen, einjährigen Triebe sind das Ausgangsmaterial für die besagten Flechtarbeiten.
Früher hatte fast jeder Bauer einige von diesen Weiden stehen, denn das Laub lieferte in Hitzeperioden im Frühsommer notfalls auch Futter, wenn die Wiesen nichts hergaben. Eine dritte Verwendung war die der stärkeren Äste als schnell nachwachsendes Brennholz. Korbweiden müssen regelmäßig zurück geschnitten werden, auch wenn das Material nicht mehr zum Flechten verwendet wird, so prägen solch alte Exemplare das Bild unserer Kulturlandschaft.
Heute sind sie noch rings um Jerichow in den Elbauen zu finden. Das Allerwichtigste beim Korbflechten ist die Geschmeidigkeit der Weidenruten. Damit diese Eigenschaft bestehen bleibt, werden die Ruten vor der Verarbeitung gewässert. Das Korbflechten ähnelt von der Technik her der des Webens. Durch eine Reihe von Staken werden Flechtruten rechtwinklig dazu verwebt, doch zuerst wird ein Bodenkreuz als Fundament geflochten.
Als kreatives Hobby beliebt
Dann kann mit mehreren Flechtruten zugleich gearbeitet und damit auch hübsche Muster erstellt werden. Heutige Korbflechter stellen nicht nur Körbe her und vertreiben diese, sie reparieren auch allerlei Geflochtenes und geben oftmals Seminare. Das Handwerk gilt als entspannend – und kreativ. Viele Menschen wollen das Flechten als Hobby erlernen. Eine Marktlücke für die wenigen noch aktiven Korbflechter. Neben Körben in allen erdenklichen Formen und Größen stellen sie nämlich auch Trennwände für den Innenraum und geflochtene Zäune her.
Immer mehr an Popularität gewinnt die sogenannte Lebendflechterei. Dabei werden lebendige Weiden, die gerade geerntet wurden und noch nicht getrocknet sind, wieder in den Boden gesteckt und anschließend verflochten. Die Weiden treiben dann wieder aus und bilden eine Art lebende, miteinander verflochtene Hecke.
Den Ausbildungsberuf des Korbflechters gibt es immer noch, die Lehrzeit beträgt drei Jahre. Bundesweit gibt es mit der staatlichen Berufsfachschule für Flechtwerkgestaltung in Lichtenfels in der Nähe von Bamberg aber nur noch eine Schule, die ausbildet. Nach der Ausbildung kann eine Weiterbildung zum Meister absolviert werden.