Jugendprojekt Kostümzauber am Elbe-Havel-Kanal in Genthin
Das Kunst- und Medienprojekt „Projektion ins Leere“ ist zu Gast auf dem Werftgelände. Jugendliche werden in futuristischen Kostümen gefilmt. Die Clips sollen im Spätsommer in leerstehende Geschäften zu sehen sein.
Genthin - „Bewegen und nicht in die Kamera sehen“, ruft Annette Witt. Die Jugendlichen und Tanzmentorin Anja Schäplitz beginnen mit fließenden Bewegungen. „Freeze“, bremst Kamerafrau Witt die Aktion. Alle Teilnehmer bleiben in ihrer aktuellen Bewegung stehen.
Jetzt werden Standbilder erstellt, ganz besondere Szenen eingefangen. Und es sind schon starke kunstvolle Bilder. Denn alle gefilmten Teilnehmer sind entweder in schwarzen futuristischen Kostümen mit Ringen an den Ärmeln oder in roten Ganzkörperanzügen gekleidet. Weiße Gesichtsmasken verstärken den Effekt.
Kunstvolle Inszenierungen und Interviews werden verküpft
Anders als man vermuten könnte, ist hier kein Theaterensemble am Werk, um Bilder für das nächste Programmplakat zu schießen. Sondern es sind die Mitglieder des Vereins „Tänzer ohne Grenzen“ aus Berlin mit Jugendlichen aus Genthin. Gemeinsam arbeiten die Mitwirkenden seit einigen Wochen an Clips, mit denen aktuelle Befragungen von jungen Leuten und kunstvolle Inszenierungen verbunden werden sollen.
Diesmal gab es eine solche Inszenierung auf dem Gelände der Set-Werft in Genthin, wo Teile der Werftanlage sowie der Elbe-Havel-Kanal oder das Grün des Altenplathower Volksparkes in die Motive einbezogen werden konnten. Michael Hupka, Betriebsleiter der Genthiner Werft, hatte dem Team ein Zeitfenster von 90 Minuten außerhalb der Hauptarbeitszeit eingeräumt. Mit Interesse verfolgen nicht nur einige Mitarbeiter das Treiben auf dem Gelände, auch Schiffsführer auf dem Kanal warfen einige Blicke auf die kostümierte Truppe.
Regenschauer unterbricht Dreharbeiten nur kurz
Die musste die Zeit stringent nutzen, sogar während kurzer Regenschauer wurde weiter gefilmt und fotografiert, denn die Mischung aus Kunst und Industrieanlagen würde man so schnell nicht wieder zusammenbekommen. Und die Jugendlichen machten mit, überwanden ihr Befremden über die merkwürdige Kostümierung, zeigten darstellerisches oder pantomimisches Talent.
„Ist das warm“, stöhnte mal einer unter der Maske oder „Ich kann mich kaum noch bewegen“, eine andere. Aber an diesem Nachmittag wurde weitergemacht, bis die Speicherkarte der Film- und Fotokameras mit Material gefüllt waren.
Genutzt werden diese für eine ganz besondere Aktion, die es so noch nie gegeben hat. „Wir wollen leerstehende Geschäfte für ein Kunstprojekt nutzen“, erläutert Ideengeberin Bärbel Jahn. In diesen sollen die Filme im Rahmen eines dreitägigen Lichterfestes als Installation zu sehen sein. Je nach Gegebenheiten könnten bis zu drei Filme an einem Ort laufen.
Mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen
Jugendliche sollen dort sein, um mit Passanten ins Gespräch zu kommen, und auch Lokalpolitiker sollen die Möglichkeit zum Austausch mit jungen Leuten bekommen. Auf Interesse ist die Aktion bereits in den vergangenen Wochen gestoßen.
Während einer Filmaufnahme im Genthiner Wasserturm, wo es bereits in den verschiedenen Etagen kunstvolle Inszenierungen gab, schaute Bürgermeister Matthias Günther (parteilos) vorbei. Während Aufnahmen im früheren Elektrogeschäft in der Brandenburger Straße kamen die jungen Leute mit Anwohnern ins Gespräch, wurden selbst befragt und entwickelten unter anderem Ideen, was in einem leerstehenden Geschäft (sofern man es nutzen dürfte) gemacht werden könnte.
Gedanken aus jungendlicher Sicht über die Heimatstadt Genthin
Die Mitglieder des Berliner Vereins haben in den vergangenen Wochen an verschiedenen Orten zahlreiche solcher Gespräche geführt und dabei zahlreiche zum Teil sehr reflektierte, sehr durchdachte Antworten bekommen.
Zu sehen sind die fertigen Clips voraussichtlich an einem Veranstaltungswochenende im September. Es dürfte für viele Genthiner aufschlussreich sein, wie die jungen Menschen von heute über ihre Heimatstadt denken, was sie sich wünschen und was sie selbst gestalten wollen.
Finanziert wird das Jugendprojekt mit Mitteln aus dem Programm „Demokratie leben“.