Krankenhaus Genthiner fordern Alternativen
Nach der Schließung des Genthiner Johanniter-Krankenhauses fordern die Genthiner Alternativen.
Genthin l „Ich habe den Eindruck, dass die Genthiner unzufrieden nach Hause gegangen sind. Sie sind mit einer großen Erwartungshaltung gekommen, möglicherweise haben sie sich mehr erhofft“, sagte Ministerin Grimm-Benne nach der mehr als zweieinhalbstündigen Diskussionsrunde am Freitag. Mit Franz Caesar, Geschäftsführer des Johanniter-Krankenhauses Stendal, und dem Kuratoriumsvorsitzenden Curt von Goßlar waren die Johanniter, die sich über weite Strecken der Diskussionsrunde einem Rechtfertigungsdruck für die Schließung des Krankenhauses ausgesetzt sahen, prominent vertreten. Ministerin Grimm-Benne setzte neben Gesprächsbereitschaft vor allem auf Argumentation, die es schwer hatte, gegen Emotionen anzukommen. Sie vollzog noch einmal die komplette Zeitschiene von 2004 bis zur Schließung des Krankenhauses im September vergangenen Jahrs nach.
Bereits im August 2004 hatte der Krankenhaus-Planungsausschuss einen Beschluss über die Investitionsförderung des Krankenhauses Stendal über knapp 30 Millionen Euro unter der Bedingung gefasst, dass der Außenstandorte Genthin und Stendal-Bahnhofstraße geschlossen werden. Das Ausscheiden des Genthiner Krankenhauses aus der Akutversorgung wurde im Krankenhausplan 2008 an den Abschluss der Baumaßnahme in Stendal gekoppelt.
Für Aufhorchen sorgte die Ministerin mit der Aussage, dass ein Antrag vom Februar der Johanniter auf Förderung des Standortes Genthin aus dem Strukturfonds des Bundes immer noch nicht beschieden sei. Raunen setzte im Publikum auch ein, als die Ministerin anhand der Auslastungszahlen für die Jahre 2015 bis 2017, die von 77 auf 37 Prozent abgesackt waren, feststellte, dass das Krankenhaus wirtschaftlich nicht mehr haltbar gewesen sei.
Die Ministerin versuchte, Bürgermeister, Stadtrat und Bürger zu bewegen, ein Konzept zu erarbeiten, das aufzeigt, wie der tatsächliche Bedarf an medizinischer Versorgung ist, um so zu tragfähigen Lösungen zu kommen, die durch das Land auch gefördert werden können. Darauf lief die Diskussionsrunde auch letztlich hinaus.
Der Vorsitzende des Stadtrates, Gerd Mangelsdorf (CDU), räumte ein, dass dem Stadtrat die Formulierung aus dem Krankenhausplan wohl bekannt gewesen sei, dass das Krankenhaus aus der Akutplanung ausscheiden sollte. Aber mit den scheinbar positiven Meldungen, etwa die Anschaffung eines Computertomografens oder die Arbeitsaufnahme von drei jungen Chirurgen, wäre immer wieder der Eindruck erweckt worden, dass das Krankenhaus Bestand habe. Es gab Beifall, als Mangelsdorf sagte, dass mit dem Zeitpunkt, als das Stendaler mit dem Genthiner Krankenhaus fusionierte, es mit dem Genthiner Standort immer mehr bergab gegangen sei.
Gordon Heringshausen gab nach einer Reihe von teilweise heftigen Schuldzuweisungen an die Adresse der Johanniter der Diskussionsrunde dann doch eine Wende. Die Verantwortung für die Krankenhausplanung liege beim Land. „Ich dachte, wir sprechen heute über Lösungen. Gibt es Ideen des Landes, wie die medizinische ambulante Versorgung nach der Schließung des Krankenhauses verbessert werden kann?“
Heringshausen ging auf Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung zur prozentualen vertragsärztlichen Versorgung ein, die die Ministerin angeführt hatte. Demnach gibt es keine Versorgungslücke im Jerichower Land, was ihr Kopfschütteln im Publikum einbrachte.
Fritz Mund ging die Johanniter scharf an, als er sagte, dass man mit den Johannitern nicht die Probleme lösen könne, die sie selbst in Genthin verursacht hätten.
„Ich bin betrübt, dass wir als Johanniter hier soviel Fett abbekommen“, entgegnete daraufhin Curt von Goßlar.
Moderator und Volksstimme-Redakteur Mario Kraus wandte sich an die Johanniter mit der Frage, ob es für sie vorstellbar wäre, eine von den Genthinern seit Monaten geforderte Notfallversorgung in das mögliche Seniorenzentrum (Johanniterquartier), das auf dem ehemaligen Krankenhausgelände entstehen soll, zu integrieren. Franz Caesar sperrte sich nicht gegen den Vorschlag, machte aber geltend, dass ein solches Modell die Zustimmung der Kassenärztlichen Vereinigung und der Kassen bedürfe.
Daraufhin regte Bürgermeister Günther an, gemeinsam mit Johannitern, Stadträten und auch interessierten Bürgern zunächst ein entsprechendes Konzept in Angriff zu nehmen.