Zu wenig Katholiken Letzte Messe in Parey
Jetzt fand der vorläufig letzte Gottesdienst der katholischen Gemeinde Parey in der evangelischen Kirche Parey statt.
Parey l „Alles hat seine Zeit“, machte Pfarrer Stephan Donath aus Genthin im Gottesdienst deutlich. „Die Gemeinde vor Ort hat sich entschieden, heute ihren letzten Gottesdienst in Parey abzuhalten. Ab sofort können die Gottesdienste in Genthin und Ziesar besucht werden“, so der Pfarrer. Die Gemeinde wurde in den letzten Jahren immer kleiner. Mitglieder sind verstorben oder ausgetreten. Vor der Corona-Pandemie fand der letzte Gottesdienst am 15. März mit zwei bis drei Mitgliedern statt. Am Freitag waren zehn anwesend. Pfarrer Stephan Donath: „Aber wir sind froh, dass wir hier sein durften. Seit 2012 waren wir im Sommer in dieser Kirche und im Winter im Gemeinderaum zu Gast.“
Der Pfarrer erinnerte anlässlich des vorläufig letzten Gottesdienstes an den Gedenktag des Tages, an Niklaus von der Flühe. Niklaus von der Flühe oder Bruder Klaus war ein einflussreicher Schweizer Bergbauer, Soldat, Einsiedler, Asket und Mystiker. Er gilt als Schutzpatron der Schweiz und wurde 1947 heilig gesprochen. Er erlangte weithin Bekanntheit als Seelsorger und geistlicher Berater. Und das nicht allein für die Landbevölkerung, sondern auch als Ratgeber für ausländische Staatsoberhäupter im Europa des 15. Jahrhunderts. So berichtet ein Sondergesandter des Herzogtums von Mailand in einem Brief an Ludovico Sforza von Besuchen beim Einsiedler, wo er politische Fragen diskutierte, und der Herzog bedankt sich in der Antwort für dessen liebenswürdige Grüße. Niklaus von der Flühe war als Mystiker also auch an weltlichen Dingen interessiert. Er beobachtete die politischen Ereignisse und wurde in solchen Angelegenheiten um Rat gefragt. (Quelle: Wikipedia)
Bernhard Melchert betonte noch einmal, dass es kein Abschlussgottesdienst, sondern eine Danksagung sein soll und blickte auf die Anfänge der Gemeinde zurück. Nach Kriegsende kamen 46 Aussiedler aus West- und Ostpreußen, Schlesien und dem Sudetenland als Flüchtlinge nach Parey. Pfarrer Horn war damals in Genthin. Etwa 150 Katholiken durften 1946, als die Zeit der Flucht und Vertreibung zu Ende war, ihren Gottesdienst in der evangelischen Kirche feiern. „Pfarrer Horn kam mit dem Fahrrad und wechselte zwischen Bergzow, Parey und Güsen“, so Bernhard Melchert. Die Flüchtlinge waren voller Dankbarkeit und froh, die Schrecken und das Leid des Krieges überlebt zu haben.
1954/55 wurde zur Feier der Heiligen Messe durch die Familien Prange und Franke ein Klassenraum in der alten Schule hergerichtet. Zuständig für Gemeinde war jetzt Pfarrer Fromme. In den 60er Jahren wurde in der Hauptstraße eine kleine Scheune erworben, die im Jahr 1970 als Gottesdienstraum geweiht wurde, ebenso die Kapellen in Ferchland und Güsen.
Nach der politischen Wendezeit wurden durch Pfarrer Kraning Grundstücke erworben. Nach dem Weggang von Pfarrer Kraning übernahm Pfarrer Vornewald. Im Jahr 2001 kamen die Pallottiner nach Genthin, die den Kapellenraum modernisierten. Bernhard Melchert: „Finanzielle Probleme und der Rückgang der Gläubigen zwangen dann zum Verkauf des Grundstücks und der Kapelle.“ Dann kam Pfarrer Stephan Donath nach Genthin und man kehrte in die evangelische Kirche zurück.
Zuletzt wurden durchschnittlich vier Gottesdienstbesucher gezählt, so dass ein Gottesdienst nicht mehr gerechtfertigt war. Kirchen innerhalb der Genthiner Pfarrei gibt es in Genthin, Kirchmöser und Ziesar. Das Erhalten erfordert viel Engagement und Zeitaufwand. „Alles ist der Zeit unterworfen. Und so dürfen wir heute Abschied nehmen von diesem Ort, zumindest in der Regelmäßigkeit“, so Pfarrer Stephan Donath abschließend.