Die Telefonseelsorge hat seit Anfang November einen neuen Leiter Pfarrer Müllers Herz schlägt für die Seelsorge - jetzt hauptamtlich am Telefon
Magdeburg l Seit Anfang November hat die Magdeburger Telefonseelsorge einen neuen Leiter: Pfarrer Matthias Müller. Er ist auch für das Jerichower Land zuständig
Rund 29000 Menschen haben im vorigen Jahr die Nummer der Telefonseelsorge gewählt, in diesem Jahr waren es bereits etwa 24000, berichtet Müller. Er ist Pfarrer, 39 Jahre alt und hatte bis vor einem halben Jahr eine Pfarrstelle in Groß Ahlsleben im Bördekreis. Er sagt von sich, dass er gerne predige, was er ab und zu auch weiterhin tun werde. Seine neue Aufgabe ist aber eine ganz andere als die, eine Kirchengemeinde zu führen. Seelsorge an vorderster Front, so könnte man sie etwas drastisch beschreiben. Müller leitet die Magdeburger Telefonseelsorge. Er hat es von Pfarrer Michael Rafalski übernommen, der viele Jahre lang "das Gesicht" der Magdeburger Telefonseelsorge war und in den Ruhestand gegangen ist.
"Mein Herz schlägt für die Seelsorge", sagt Müller. Und er weiß, worauf er sich eingelassen hat. "Bei uns rufen Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft an und das immer dann, wenn sie in einer sehr tiefen Lebenskrise stecken", sagt er. Dabei gerieten die Telefonseelsorger oft in durchaus kritische Situationen, müssten besonnen und ruhig reagieren, versuchen, den Gesprächspartner zu beruhigen. Darauf müssen die ehrenamtlichen Telefonseelsorger gut vorbereitet werden. Das ist die Aufgabe von Müller. Er muss die Telefonseelsorge technisch und organisatorisch leiten, vor allem aber für die 85 Mitarbeiter als Ansprechpartner zur Verfügung stehen - als Seelsorger auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite auch als Psychologe. "Wir dürfen die Mitarbeiter auf keinen Fall mit der Situation allein lassen", sagt Müller. Dafür gibt es Gesprächsrunden, Seminare, natürlich eine fundierte Ausbildung zum Telefonseelsorger und vieles mehr. "Die Telefonseelsorge ist immer ein Sofort-Ansprechpartner", sagt er. "Ungefiltert, ohne Anlaufzeit, ganz direkt." Der Pfarrer aus Groß Ahlsleben hat sich selbst mit einem Theologie- und zusätzlich noch mit einem Psychologiestudium darauf vorbereitet. Er ist nicht nur Pfarrer, sondern auch Familientherapeut und -berater.
In seinem neuen Team habe er sich sofort "sehr wohl gefühlt", sagt Müller. "Es ist keine Floskel, wenn ich sage, dass ich hier sehr herzlich aufgenommen wurde." Die Mitarbeiter der Magdeburger Telefonseelsorge seien sehr freundlich, sehr interessiert an ihrer durchaus schweren Arbeit und das Team sei "richtig lebendig". Das sei natürlich das Verdienst von seinem Vorgänger Michael Rafalski, dem er dafür dankbar ist, dass er von ihm diese sehr angenehme Situation übernehmen konnte. Darum winkt Müller auf die Frage, was er denn neu oder anders machen wolle, auch ab. Es sei alles gut, er wolle weiterführen, was und wie es Pfarrer Rafalski aufgebaut habe. Der Rest finde sich.