1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Postmeilensteine sind Zeitzeugen der Verkehrsgeschichte

EIL

Je nach Größe zeigen sie eine viertel, halbe oder ganze Meile an / Form einer kleinen oder großen Glocke sowie Obeliske Postmeilensteine sind Zeitzeugen der Verkehrsgeschichte

Von Günther Schulenburg 23.08.2012, 03:23

Postmeilensteine und Meilenobeliske sind ein Stück Kulturgeschichte des ehemaligen preußischen Staates. Die Bundesstraße 1 ist reich an diesen Zeitzeugen.

Parchen l Besonders im Jerichower Land, von der Brandenburger Grenze bis nach Magdeburg und weiter bis an die sächsische Landesgrenze, sind diese historischen Zeitzeugen zu beobachten. Sie waren in früherer Zeit die ersten Verkehrsschilder, schon mit Kilometerangaben versehen. Meilensteine sind Denkmale der Verkehrsgeschichte.

Der Begriff Meile stammt aus der lateinischen Sprache. "Mille" bedeutet tausend Schritte. So betrug die preußische Meile 752,48 Meter (7,5 Kilometer). Meilensteine gab es schon an den Fernstraßen des Römischen Reiches.

Die ersten Meilensteine wurden um 1700 in Kurbrandenburg, ab 1710 im Königreich Preußen zwischen den Residenzen Berlin, Potsdam und Oranienburg aufgestellt. König Friedrich Wilhelm I. reiste 1728 durch Kursachsen und sah die aufgestellten Meilensteine. So ordnete er für Preußen ein ähnliches Vorhaben an. Ab 1730 wurden an den Straßen von Berlin bis in die Mark einige Meilensteine aufgestellt. Sie wurden nach ihrer Größe Viertel-, Halb- und Ganzmeilensteine genannt. Die Viertel- und Halbmeilensteine haben die Form einer kleinen und großen Glocke. So versah man die Post- und Reichsstraße Magdeburg-Berlin, die von 1810 bis 1823 ausgebaut wurde, mit Meilensteinen.

Die Ganzmeilensteine waren Meilenobeliske mit seitlichen Sitzbänken. Das Material bestand aus Sandstein, der leicht zu bearbeiten war. Durch eine Anweisung von 1814 wurden an der Bundesstraße im ehemaligen Kreis Jerichow II Meilenobeliske mit straßenseitigem Adler und seitlichen Sitzbänken errichtet. Die Sitzbänke dienten Wanderern zum Ausruhen. Sie wurden nach der Umstellung auf das metrische System nach 1872 auf je zehn Kilometer von Magdeburg aus umgesetzt.

So ein Obelisk stand an der Bundesstraße 1, Kilometer 185,8 (alte Kilometerangabe) gegenüber dem Polizeiamt Genthin. Er wurde 1820 gesetzt, 1988 abgebaut und verschwand für immer.

Ein weiterer Obelisk steht rechts an der Bundesstraße zwischen Parchen und Hohenseeden im Meilengrund oder im tiefen Tal am Kilometer 195,8 und bezeichnete den Kilometer 40 vor Magdeburg. Die Säule besteht aus einem drei Meter hohen grauen Granitblock, gesetzt auf einen Sandsteinsockel. Rechts und links vom Sockel befinden sich sitzähnliche Steine. Die Vorderseite der Säule trägt eingemeißelte Meilenangaben und darüber folgt die Plastik des preußischen Adlers. Die Inschrift ist, nach dem der Obelisk einen weißen Anstrich bekam, nur bruchstückhaft erhalten geblieben. Sie lautet: ... Alt...in Meilen von Magdeburg, 1 1/4 Meilen von Genthin, 2 1/4 Meilen nach Burg, 5 1/2 Meilen nach Magdeburg.

Am Obelisk im Meilengrund war schon eine starke Verwitterung des Sandsteins zu beobachten. Die sitzähnlichen Steine lockerten sich und durch die Erschütterungen des Straßenverkehrs senkte sich der Untergrund. Bei einem Verkehrsunfall im Juli 2002 wurde der Meilenobelisk zerstört. Die Reste sicherte die Straßenmeisterei Parey. Am 27. September 2002 wurde er durch eine Firma aus Salzwedel wieder aufgestellt. Er steht an gleicher Stelle im Meilengrund, Kilometer 195,8, aber vier Meter von der Fahrbahnkante entfernt am Waldrand.

Auch der Meilenobelisk, 30 Kilometer vor Magdeburg, kurz hinter der Ortschaft Reesen, halb verdeckt hinter den Leitplanken, zeigt starke Verwitterungserscheinungen des Sandsteins auf. Im ehemaligen Kreis Genthin wurden 1985 die Viertel- und Halbmeilensteine von ihren alten Standorten aufgenommen, gesäubert und auf 2,5 Kilometer und 5 Kilometer gesetzt.

Kurz vor Wiechenberg steht am Kilometer 188,2 ein Viertelmeilenstein. Die Glocke wurde 1995 bei Straßenbauarbeiten der Bundesstraße leicht beschädigt. Am Kilometer 190,8 kurz vor Parchen, steht ein Halbmeilenstein. Er hat eine quadratische Grundplatte aus Sandstein, die in Glockenform übergeht. In mittlerer Höhe befinden sich plastisch eingearbeitete Rosetten. Zwischen diesen ist in lateinischer Schrift "1/2" Meile eingemeißelt. Ein Viertelmeilenstein steht am Ausgang des Dorfes in Richtung Hohenseeden unterhalb der Bockwindmühle am Kilometer 193,3.

Weitere Viertel- und Halbmeilensteine stehen rechts der Bundesstraße bis zur Kreisstadt Burg. 1992 wurden die Meilensteine, die in der Parchener Gemarkung stehen, von der ABM-Gruppe gesäubert und mit dem Logo "Denkmalschutz" versehen.

Ziel muss es sein, die Meilensteine zu erhalten, stellen sie doch wertvolles Kulturgut der Vergangenheit und Gegenwart dar.