Radwegenetz Radeln nach Zahlen auch in Jerichow
Elf neue Orientierungstafeln ermöglichen in Jerichow Radfahrern, anhand von Zahlen ihre ganz individuelle Strecke zusammenzustellen.
Jerichow l Bürgermeister Harald Bothe und Bauamtsmitarbeiter Ralf Demann nahmen am Donnerstag in der Einheitsgemeinde Jerichow das Projekt „Radeln nach Zahlen“ in Betrieb. Zeitgleich stellte Ralf Lamm von der ausführenden Baufirma die erste vom elf Orientierungstafeln „Groß“ auf, die zusammen mit 14 kleinen Übersichtskarten einen Überblick über die umliegenden Knotenpunkte und die verbindenden Radrouten geben soll.
Mit dem Radeln nach Zahlen oder wie es im planerischen Amtsdeutsch heißt - „Knotenpunktbezogene Wegweisung“ – wird laut Bothe das Radwegenetz strukturiert und vereinheitlicht. „Damit gestalten wir unsere Einheitsgemeinde für den Tourismus noch attraktiver.“ Alle Knotenpunkte in der Einheitsgemeinde stehen, sagt Ralf Demann, so, dass sich die Radfahrer anhand der Zahlen ihre ganz individuelle Strecke zusammenstellen können. Das sei auch der Zweck dieses Systems, so der Jerichower Projektleiter, „denn jetzt ist es möglich, kleine oder größere Rundkurse zu planen – je nach Lust und Laune“.
Derzeit sei das Wegenetz noch sehr grobmaschig, da Demann und sein Mitarbeiter, der „Fahrrad-Ranger“ Wolfhardt Fuhrmann darauf Wert legen, dass die gekennzeichneten Radwege „wenigstens einigermaßen befahrbar sein müssen“. So kommt es, dass viele Strecken, die altherkömmlich mit Hinweispfeilen aus Holz beschildert sind, noch nicht in die Übersichtskarten aufgenommen wurden. Demann nennt auch den Grund: Zahlreiche ältere Radwege führen über aufgeschlämmten Sand und wurden vor teilweise Jahrzehnten angelegt. „Ohne an den Erhaltungsaufwand von zehn Prozent zu denken, der nie durchgeführt wurde“, betont Ralf Demann und hat deswegen entschieden, „solche Wege bieten wir nicht an.“
Ortsnamen merken, an jeder Weg-Verzweigung absteigen und in die Karte gucken, gehört dann ebenfalls der Vergangenheit an. „Bisher konnte jede die Wegweiser anbringen, das führte zu einem großen Durcheinander und sieht auch nicht vernünftig aus“, erklärt Demann die Idee dahinter. Der Wirrwarr sei dann vorbei und die Leute könnten entspannter radeln.
Die in die Knotenpunktbezogene Wegweisung zugelassenen Routen fuhr ein vom Planungsbüro beauftragter Radfahrer ab und überprüfte diese auf Tauglichkeit. „Der Wegeprüfer stammt aus Holland und wenn er bei einer Strecke den Daumen hoch hielt, nahmen wir sie auf“, so Demann. Künftig sollen sich Radtouristen und heimische Ausflügler im gesamten nördlichen Jerichower Land bis hoch nach Havelberg und in die Altmark an dem Knotenpunktenetz orientieren.
An dem Leader-Kooperationsprojekt beteiligen sich insgesamt zwölf Kommunen aus der Altmark und dem Jerichower Land: Jerichow, Genthin, Elbe-Parey, Tangermünde, Tangerhütte, Elbe-Havel-Land, Havelberg, Stendal, Osterburg, Seehausen, Arneburg-Goldbeck und Bismark. Wer von Jerichow aus erst die Patronatskirche in Scharteucke erkunden und dann am Klietznicker Weinberg in die Elbauen blicken möchte, richtet seine Route einfach nach den Ziffern 44, 60, 57 und 79 aus und tritt in das Pedal.
Die entsprechende Radwanderkarte oder ein Routenblatt eines Abrissblocks bekommt man in der Touristinfo, im Hotel oder Restaurant, oder man stellt sich via Internet selbst die Tour zusammen. Orientieren kann man sich an Infotafeln mit einer Übersichtskarte, die nochmals extra gekennzeichnet sind. Die stehen praktischerweise an jedem Knotenpunkt einer Orientierungstafel, entweder in Großformat oder in der Größe eines Fahrplans an Bushaltestellen. Welche konkret installiert werden, hänge von der jeweiligen Kommune ab. „An den Kreuzungen von mindestens drei Radrouten befindet sich jeweils gut sichtbar auf der Spitze eines Wegweises ein Knotenpunkt mit einer Nummer“, erklärt Rad-Ranger Fuhrmann, der Ansprechpartner für alle „Angelegenheiten rund um das Rad“, in der Einheitsgemeinde Jerichow.
Insgesamt 71-000 Euro kostete die erste Projektphase 2018/19 für die Konzeption und Marketingmaßnahmen für alle zwölf Kooperationspartner. Das wurde mit 90 Prozent Fördermittel unterstützt, so dass pro Kommune 670 Euro Eigenanteil zukam. 55.000 Euro sind durch die Stadt veranschlagt, darin enthalten sind die Kosten für die Schilder, Infotafeln, Wegweiser und das Aufstellen. Gefördert wird das Projekt mit 75 Prozent, 25 Prozent der Kosten, also 8000 Euro bringt Jerichow selbst auf.