Landwirtschaft Scharfzüngig, selten und lecker
In Parchen baut Henning Hoffheinz aus Genthin seit kurzem Kiwibeeren an. Bei der Ernte ist Geduld gefragt.
Genthin l Henning Hoffheinz setzt einige Hoffnung in den Scharfzüngigen Strahlengriffel. Nein, es geht nicht um ein Detail aus einem Science-Fiction-Film. Der Spargelbauer aus Genthin pflanzt neuerdings die in Deutschland seltene Kiwibeere (Actinidia arguta). Die Bezeichnung Strahlengriffel entlockt ihm ein Lachen. „Die Kiwibeere kommt eigentlich aus Asien, sie ist eine Pflanze aus der Familie der Strahlengriffelgewächse. Daher auch die kuriose deutsche Bezeichnung‘“, erklärt der Bauer.
Nach Aussage von Hoffheinz werden von der Kiwibeere in Deutschland nur 50 Hektar gepflanzt. „Was wir hier sehen, ist also ein Fünfzigstel des deutschen Bestandes“, erkläutert er gutgelaunt. Ein befreundeter Landwirt hatte ihn auf die Idee gebracht. Wie Wein am Spalier wird die Pflanze mit den gezackten Blatträndern erzogen. Sie ist frosthart und sei auf dem humusreichen Sand auf einem seiner Felder in Parchen perfekt aufgehoben. Für die Zukunft stellt sich der Bauer eine Tropfberegung für seine Kiwibeeren vor. Wenn alles gut läuft, kann in drei Jahren die erste Ernte eingefahren werden. „Geerntet wird immer im September und Oktober“, sagt Hoffheinz.
Obwohl der erste Ertrag noch etwas auf sich warten lässt, sei es den Aufwand wert, findet der Bauer. Denn die daumennagelgroßen Früchte schmecken fantastisch. Sie seien sehr süß und können im Gegensatz zu ihrer größeren Schwester, der Kiwi, mit Schale verzehrt werden. „Der Verbraucher mag heutzutage Gemüse und Obst in kleinen Ausführungen.“ Ob Physalis, Cocktail-Tomate – alles, was sich ohne großen Aufwand essen lässt, komme gut an.
Gegen Schädlinge ist die wohlschmeckende Mini-Kiwi wenig anfällig. Nur die Kirschessigfliege könne ihr gefährlich werden, sagt Hoffheinz. Die Fliege kommt ursprünglich ebenfalls aus Asien und legt ihre Eier in reifen Früchten ab. Doch das bereitet ihm kein Kopfzerbrechen. Seine Beeren möchte er in unreifem Zustand ernten und sie im Kühlhaus noch etwas nachreifen lassen.
Doch das ist im Augenblick Zukunftsmusik. Im Moment lässt der gebürtige Niedersachse einen Brunnen unweit des Feldes bohren. Auf diesem Wege wird er die grüne Frucht später bei Trockenheit mit bis zu 12 Kubikmetern Wasser pro Stunde versorgen. In den vergangenen Tagen sind an den Spaliergestellen schon Dutzende Pflanzen, Sorte: Ananasnaya, gesetzt worden. Die Kiwibeere ist eine Schlingpflanze. Zu Beginn sollten die Triebe hochgebunden werden. Das Verzweigen übernimmt die Pflanze dann von ganz allein.
Außerdem benutze er die zweihäusige Variante der Pflanze, so Hoffheinz. Das bedeutet, der Bauer setzt alle drei Meter weibliche Gewächse und nach zwölf Metern ein männliches. Auf diesem Wege gewährleistet der Agrarwirt, dass sich seine Kiwibeeren befruchten. Ansonsten ist die Vorbereitung relativ anspruchlos. Da „Actinidia arguta“ ein Flachwurzler ist, muss der Boden nur bis zu 30 Zentimeter Tiefe gelockert werden. Die Pflanze könne dann etwa 20 bis 40 Jahre alt werden, erläutert Henning Hoffheinz.
Jetzt ist allerdings zunächst Warten angesagt – bis der Scharfzüngige Strahlengriffel in drei Jahren sein wahres Gesicht zeigt.