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Bau der Chip-Fabrik gestoppt

Teilnehmerzahl wächst Mit Video: Seifenkisten werden in Schopsdorf an der Autobahn 2 zum Markenzeichen

Sie sind Hingucker der Marke Eigenbau und die Stars des Rennens: In Schopsdorf an der Autobahn 2 startet ein Seifenkistenrennen, bei dem es nicht auf Zeit, sondern Weite ankommt.

Von Mike Fleske und Marco Papritz Aktualisiert: 14.08.2023, 17:22
„Harrr Harrr“, schrie diese bissige Seifenkiste den Besuchern in Schopsdorf entgegen. Fahrerin Pia Römer ging als Titelgewinnerin vom Jahr 2022 an den Start. So manche eine Seifenkiste sauste mit Tempo 20 die kleine Anhöhe der Hinichte hinunter.
„Harrr Harrr“, schrie diese bissige Seifenkiste den Besuchern in Schopsdorf entgegen. Fahrerin Pia Römer ging als Titelgewinnerin vom Jahr 2022 an den Start. So manche eine Seifenkiste sauste mit Tempo 20 die kleine Anhöhe der Hinichte hinunter. Foto: Mike Fleske

Schopsdorf - Mit einem Seifenkistenrennen haben Bewohner von Schopsdorf einen Steinwurf von der Autobahn 2 entfernt eine Spaßveranstaltung geschaffen, die auf immer mehr Resonanz trifft. Mittlerweile gehen 20 Fahrer im Kinder- und Erwachsenenalter an den Start, um bei der Vergabe eines Wanderpokals mitzumischen. Es soll nicht das letzte Rennen gewesen sein, heißt es vom Organisationsteam.

Lesen Sie zum Seifenkistenrennen den passenden Kommentar: Mit Einsatz zum Markenzeichen

Die Piste ist blankgefegt. Die Reifen bekommen noch eine Extra-Portion Luft. Und schon rollt der Eigenbau die Hainichte hinab. „Hier wird nichts dem Zufall überlassen, der Ehrgeiz wächst von Rennen zu Rennen“, merkt Michel Schulz schmunzelnd an, ehe er wieder unter seiner Kiste verschwindet. Ein zusätzliches Gewicht muss noch in Position gebracht werden, ehe der Organisator selbst ins Geschehen eingreift.

Benjamin Lozyk griff mit diesem Gefährt in das Rennengeschehen in Schopsdorf ein. Die Weite war zwar ausbaufähig, der Spaß aber groß.
Benjamin Lozyk griff mit diesem Gefährt in das Rennengeschehen in Schopsdorf ein. Die Weite war zwar ausbaufähig, der Spaß aber groß.
Foto: Marco Papritz

Das Seifenkistenrennen der Marke Schopsdorf ist nicht auf eine schnelle Zeit ausgelegt – hier kommt es auf die Weite an. Über 330 Meter rollen die Eigenbauten den schmalen Weg in Richtung Dreibach – vorbei am Publikum, das mit Tröten und Applaus für Atmosphäre sorgt.

Im Video: Seifenkistenrennen in Schopsdorf

 
Das Seifenkistenrennen in Schopsdorf erfreut sich immer größerer Beliebtheit. (Bericht/Kamera: Marco Papritz, Schnitt/Sprecher: Christian Kadlubietz)

Funke springt auf Erwachsene über

Die Entwicklung des Rennens ist erstaunlich. Zunächst als interne Dorfmeisterschaft auf die Beine gestellt, ist es nun ein offener Wettstreit von Einzelpersonen und Vereinen. Bei Sven Römer ist der Funke von Tochter Pia auf ihn übergesprungen. „Ihr Start im Vorjahr hat mich so begeistert, dass ich es selbst einmal probieren möchte“, so Römer, der sich aus Blech einen Renner zusammengezimmert hat, der wie jeder andere Flitzer den Augen der Rennleitung sowie der Waage standhalten muss. Nicht mehr als 150 Kilogramm dürfen Fahrer und Seifenkiste zusammen wiegen, zudem muss jedes Gefährt auf vier Rädern stehen.

Die Kiste vom Burger Wasserturmverein mit Benjamin Schmidt als Pilot war ein echter Hingucker.
Die Kiste vom Burger Wasserturmverein mit Benjamin Schmidt als Pilot war ein echter Hingucker.
Foto: Mike Fleske

Ansonsten darf viel Kreativität in die Gestaltung der Fahrzeuge gesteckt werden. So geht etwa Schüler Benjamin Schmidt in einer Seifenkiste des Burger Wasserturmvereins auf die Strecke. Diese ist mit den markanten Türmen der Stadt verziert. Ursprünglich sei das Modell 2017 mit einem Turm entstanden, für das Schopsdorfer Rennen wurde sie mit fünf weiteren Bauwerken erweitert. Allerdings erlebt sie den zweiten Durchgang des Rennens nicht – Plattfuß, wie man sagt. Und kein Ersatzrad dabei.

Dieses Gefährt ist vom Feuerwehrverein der Feuerwehr in Mützel ins Rennen geschickt worden.
Dieses Gefährt ist vom Feuerwehrverein der Feuerwehr in Mützel ins Rennen geschickt worden.
Mike Fleske

Eine pfiffige Seifenkiste bringt auch die Feuerwehr aus Mützel an den Start: Ein Feuerwehrauto in knallroter Farbe und mit Blaulicht obenauf. „Wir hatten die Seifenkiste für einen anderen Wettbewerb für drei Fahrer gestaltet und für Schopsdorf umgebaut, damit sie nicht zu schwer ist“, berichtet Henryk Lambert. Er sieht die Teilnahme als Werbung für die Feuerwehr und als Unterstützung der Schopsdorfer Aktion.

Vor den Erwachsenen sind Kinder und Jugendliche auf die Piste in Schopsdorf gegangen.
Vor den Erwachsenen sind Kinder und Jugendliche auf die Piste in Schopsdorf gegangen.
Foto: Mike Fleske

Ähnliches ist im Fahrlager des Genthiner DMD Racing Teams zu hören. Eigentlich eine Truppe, die beim 24-Stunden-Rennen mit einer Simson beheimatet ist. In Schopsdorf hat das Rennfahrzeug vier Räder und besteht aus Holz. Unverkennbar: Das Logo „Kermit der Frosch“, der nun erstmals bei einem Seifenkistenrennen zu sehen ist.

Bei zuviel Reifendruck hielt das Material nicht Stand. Reifenplatzer sorgten vor den Starts für Hektik bei den Fahrern.
Bei zuviel Reifendruck hielt das Material nicht Stand. Reifenplatzer sorgten vor den Starts für Hektik bei den Fahrern.
Foto: Marco Papritz

Eine echte Familien-Seifenkiste fahren Alwin, Theo und Jan Michelmann aus Schopsdorf – der Vater startet mit den Söhnen. „Klar haben wir an der Kiste mitgeschraubt und unserem Vater geholfen“, berichten Alwin und Theo.

Das Rennen bringe den Ort - jüngst durch ein verheerendes Feuer in einer Werkstatt in den Schlagzeilen - auch abseits der Feuerwehr zusammen, freut sich Michael Schulz: „Es ist ein tolles Gemeinschaftsprojekt, das Verbindungen schafft und über die Dorfgrenze hinaus begeistert“, so der Organisator. Dafür nehme man gern eine wochenlange Vorbereitung auf sich. Neben ehrenamtlichen Einsatz gehe es allerdings auch nicht ohne Sponsoren. „Wir sind sehr glücklich, die nötige Unterstützung zu erfahren“, so Schulz.

Zwei Reifenplatzern zum Trotz hat es noch mit einer wilden Fahrt beim Seifenkistenrennen geklappt.
Zwei Reifenplatzern zum Trotz hat es noch mit einer wilden Fahrt beim Seifenkistenrennen geklappt.
Foto: Mike Fleske

Die wird auch im nächsten Jahr nötig sein – es soll eine fünfte Ausgabe geben. Wer selbst einmal eine Seifenkiste zimmern möchte, für den hat das Orga-Team ein paar Tipps: Leichtes Holz oder Kunststoff, diesmal waren sogar Seifenkisten aus Mülltonnen am Start, schmale Räder und ein flaches windschnittiges Design machen eine erfolgreiche Teilnahme sehr wahrscheinlich.