Licht, Platz, Mensa Mit Video: Nach dreijähriger Bauzeit - So modern ist der Schulneubau in Genthin
Gucken, wie die Kinder und Enkelkinder heute lernen, das war beim Tag der offenen Tür im Neubau des Bismarck-Gymnasiums angesagt. Ulrich Eckhardt inspiziert für die Volksstimme-Leser die Räume.
Genthin - Die Schulzeit von Ulrich Eckhardt ist schon etwas her. Der 51-Jährige, zu Besuch bei einem Freund in Genthin, ist neugierig, als er hört, dass der Förderverein des hiesigen Bismarck-Gymnasiums gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern gerade alle einlädt, sich ein Bild vom gerade eingeweihten Ersatzneubau zu machen.
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In der neuen Mensa, durch deren offene Tür Ulrich den Neubau betritt, duftet es nach frisch gebrühtem Kaffee und selbst gebackenem Kuchen. Künftige Abiturienten stehen hinter dem Ausgabeschalter und bedienen die vielen interessierten Besucher. Sie machen das auch für sich selbst, denn der Erlös an diesem Nachmittag dient der Finanzierung ihres Abi-Balles.
„Das haben wir auch so gemacht“, erinnert sich Ulrich. „Wenn wir Geld für Aktivitäten brauchten, haben wir einen Kuchenbasar veranstaltet.“ Bei Kaffee und Kuchen erfährt er, dass in der Mensa mit den raumhohen Fenstern gleichzeitig 70 Leute Platz finden. 90 von knapp 500 Schülerinnen und Schülern würden derzeit an der angebotenen Schulspeisung (Mittagessen) teilnehmen. Ganz modern über eine App. Vorbei die umständliche, wöchentliche Zettelwirtschaft mit dem Ankreuzen. Auch die Rechnung kommt per App.
Wie aus einem weißen Kunststofffaden ein Würfel wird
Nach der Kaffeepause führt Ulrichs Weg in den Kunstvorbereitungsraum. Da strömen alle hin. Dort hat Johannes, bereits fertig mit dem Abitur und für den Förderverein im Dienst, das neueste Highlight der Schule aufgebaut: einen nigelnagelneuen 3-D-Drucker. Er hat ihn so programmiert, dass dieser innerhalb von 20 Minuten einen weißen Kunststofffaden in einen Würfel verwandelt, wie wir ihn von Brettspielen kennen.
Auch Ulrich bückt sich, um genau beobachten zu können, wie sich der Faden Schicht für Schicht in den kleinen weißen Würfel verwandelt. Johannes erläutert immer wieder aufs Neue, wie das Gerät funktioniert. Dass die Genthiner Gymnasiasten (und ihre Lehrer) hier das Neueste finanziert bekommen, findet Ulrich „cool“. Das sei ja nun nicht die Norm.
Überhaupt strahle der Ersatzneubau aus, dass hier nicht gespart wurde. Nirgendwo mehr eine der bekannten grünen Tafeln, die Schüler und Lehrer einst im Frontalunterricht mit Kreide vollkritzelten. Kein nasser Schwamm mehr zum Abwischen. „Kein Dreck mehr“, das findet Ulrich gut und testet einen der weiß lackierten Stühle. „Bequemer als ich dachte“, befindet er. Denn die Rückenlehne schwingt mit, wenn man sich anlehnt.
An viele Einzelheiten ist bei der Ausstattung der Räume gedacht worden, meint Ulrich. Das große Lehrerzimmer im Erdgeschoss hat eine Küchenzeile. Ulrich kann jene Lehrer verstehen, die sich noch an die große Fensterfront gewöhnen müssen. Denn durch die können die vorübergehenden Schüler jederzeit hineinsehen und schauen, was die Lehrer da so machen.
Digital und analoge Kunst
Im modern ausgestatteten Computerkabinett ist die vormittags durch die großen Fenster hereinstrahlende Sonne manchmal ein Problem - sie blendet ungemein auf einigen der Bildschirme. In diesem Kabinett tummeln sich vor allem Informatik-Freaks. Auf hohem Niveau wird das Wahlfach hier unterrichtet. Ergebnis auch schon bei den jüngeren Schülern: sie haben einen kleines computergesteuertes Fahrzeug so programmiert, dass es wie von Geisterhand gesteuert durch den Raum fährt - ohne irgendwo anzustoßen. Das war die Aufgabe.
Im Fachraum für Kunst präsentiert Kunstlehrerin Franziska Janeck die in ihrem Unterricht entstandenen Kunstwerke der Schüler - analog. Über die große Videokonferenztafel läuft eine digitale Präsentation. Ulrich fällt auf, dass in diesem Raum hier für jeden ein Einzeltisch bereitsteht - mit höhen- und neigungsverstellbarer Tischplatte. Aus dem Musikraum klingt es nach der US-Rockband Imagine Dragons. Geprobt wird gerade deren Titel „Daemon“. Mit Ukulele- und Gitarrenbegleitung.
Ulrich guckt sich noch die schöne Aula im Altbau an. Dass extra zwischen Alt- und Neubau eine barrierefreie Verbindung gebaut wurde, findet er beachtlich. Man sähe, dass das technisch nicht einfach gewesen sein muss. Schulleiter Volker Schütte fährt darüber eine einstige Kollegin in den Neubau, die jetzt auf den Rollstuhl angewiesen ist. Dieser fällt auf, dass das Lehrerzimmer nicht mehr Lehrerzimmer heißt, sondern Teamstation. Die verschiedenen Sitzgruppen auf den breiten Fluren nennt Ulrich eine „gute Erfindung“. Schon renne und rempele kaum noch einer herum, sondern „chille“ dort lieber.