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Eindrucksvolles Konzert mit "Fahrradkantor" Martin Schulze und Hobby-Sängerin Martina Schulze Sportlicher Organist brilliert in Klietznicks Kirche

Von Sigrun Tausche 15.07.2011, 06:29

Einen ganz besonderen Konzertabend erlebten die Besucher am Mittwoch in der Klietznicker Kirche. "Fahrradkantor" Martin Schulze (Orgel) und seine Frau Martina Schulze (Sopran) erfreuten mit einem vielseitigen Programm. Die Orgel der kleinen Dorfkirche war dabei in ihrer ganzen Klangbreite zu hören.

Klietznick. Es war eine zufällige Begegnung mit dem "Stammspieler" der Klietznicker Orgel, Heinz Cayler, die die Schulzes hierher nach Klietznick brachte. Ungefähr ein Jahr liege das schon zurück, berichtet Martin Schulze. In einem kleinen Dorf in der Schönhausener Region, Kabelitz war es wohl, trafen sich die beiden. Cayler spielte dort auf seinem Keyboard und erzählte, dass die Klietznicker Orgel gerade restauriert werde. Die Einladung, sich diese mal anzuschauen, nahm der vielgereiste "Fahrradkantor" gern an und kam bei nächster Gelegenheit nach Klietznick. "Da war innerhalb von zehn Minuten die Idee geboren, dass ich hier mal ein Konzert gebe", sagt er.

Auf Orgeln der verschiedensten Größen hat Martin Schulze schon gespielt, hat so manches große Konzert auf einem stattlichen Instrument gegeben. Trotzdem freut er sich über jede spielbare Orgel, die er in einer kleinen Dorfkirche noch findet. Denn das sei nicht selbstverständlich, weiß er. "Ich habe auch schon mal vor einem Konzert zwei Stunden bauen müssen", berichtet er.

Bei der Klietznicker Orgel hätte das vor einigen Jahren auch nichts genützt - nur dank des großen Engagements vieler Klietznicker und großer Unterstützung von verschiedenen Seiten ist das Instrument überhaupt wieder spielbar.

Im wahrsten Sinne des Wortes "alle Register gezogen" hat der Organist bei diesem Konzert. "Es ist ein schönes Instrument, man kann mit den fünf Registern was machen", sagte er und betonte, es sei sehr wichtig, dass ein solches Instrument auch regelmäßig gespielt werde.

Die Gesangsdarbietungen mit Orgelbegleitung ergänzten das Programm ganz wundervoll. Mit ihrer schönen Sopranstimme und dem ausdrucksvollen Vortrag beeindruckte Martina Schulze die Zuhörer. Später verriet sie, dass der Gesang "nur" ihr Hobby ist - allerdings eines, dem sie sich schon sehr lange intensiv widmet. Bereits seit Jahren habe sie Gesangsunterricht, sagt sie. Von Beruf aber ist sie Tierärztin, und seit ihrer Anstellung beim Veterinäruntersuchungsamt Frankfurt/Oder hat sie auch die Möglichkeit, hin und wieder gemeinsam mit ihrem Mann durch die Lande zu radeln und Konzerte zu geben.

Zum Auftakt des Konzerts spielte Martin Schulze von Vincent Lübeck (1654 bis 1740) ein Präludium in E-Dur. Es folgte "Nun ruhen alle Wälder", vier Strophen gesungen, ergänzt durch eine Improvisation an der Orgel. Von Jan de Lublin (1490 bis 1550) erklangen sieben altpolnische Tabulaturen, die sich sehr gut dazu eigneten, die unterschiedlichen Register der Orgel vorzustellen. Es folgte die "Evening Hymn" von Henry Purcell (1659 bis 1695), dann von dem tschechischen Komponisten Jan Krtitel Kuchar (1751 bis 1829) die Fantasie g-moll. Dies sei ein klassisches Orgelwerk - bezogen auf die eigentliche Zeit der Klassik, die mit 1770 bis 1820 festgelegt ist, erläuterte Schulze. "Damals wurde viel für das Klavier komponiert, die Orgel war rar bestückt." Rein klassische Orgelwerke finde man entsprechend nicht so viele. Auch diese Fantasie war gut geeignet, das Instrument in seinem ganzen Umfang vorzustellen. Im Gegensatz zum ersten, sehr polyphonen Stück erklangen hier nun viele Akkorde, ergänzt von Melodiestimmen.

Martina Schulze sang dann, begleitet von ihrem Mann, drei Choräle aus dem Schemellisches Gesangbuch von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750), und zum Schluss spielte Martin Schulze von Nicolaus Bruhns (1665 bis 1697) das Präludium e-moll. Mit reichlich Applaus ließen sich die beiden auch gern noch zu einer Zugabe überreden.

Im Namen der Klietznicker dankte Andreas Dertz, stellvertretender Vorsitzender des Verschönerungsvereins, den Künstlern und richtete gleichzeitig die Bitte an die Zuhörer, mit einer Spende dazu beizutragen, dass die Orgel auch künftig noch erklingen kann. Denn das Deckengebälk über der Orgel ist marode und im Moment nur provisorisch abgestützt. Die Deckensanierung wird viel Geld kosten.

In der Spendenbüchse waren 250 Euro, berichtete Andreas Dertz gestern und freute sich sehr darüber, zumal nur etwa 50 Zuhörer einschließlich der Gastgeber anwesend waren. Auch mit der besucherzahl ist er im Grunde recht zufrieden - immerhin war es mitten in der Woche, und Schulzes hatten für die nächsten Tage noch weitere Konzerttermine in Schönhausen, Kläden, Stendal und Kloster Neuendorf.

Nach Klietznick wollen sie im nächsten Jahr gern noch einmal kommen, versicherten sie zum Abschied.