Am Genthiner Gotteshaus wurde 15 Jahre gebaut, weil immer wieder das Geld knapp wurde / Von Otto Schulze St. Trinitatis: Eine Stadt und ihre Kirche
In der "Kurzgefaßten Beschreibung der Stadt Genthin von Johann August Christoph von Einem, Pastor, daselbst und zu Roßdorff" geblättert.
Nachdem Genthins vorige Kirche so schadhaft war und ihr täglich der Einsturz drohte, wurde im Jahre 1707, am 4. Juli, der Grundstein für einen Neubau gelegt. Der Bau stand unter der Leitung des königlichen Baumeisters Georg Preußer.
An Geld mangelt es nicht nur heute, sondern auch zu damaliger Zeit. König Wilhelm I. hatte zur Aufbringung der Kirchengemeinde eine Kollekte genehmigt, die aber bei weitem die Bausumme nicht aufbrachte. Das war auch der Grund, dass dieser Bau 15 Jahre dauerte. Zu dieser Zeit wurde der Gottesdienst in der Schule, die sich auf dem Gelände des heutigen Kinder- und Jugendzentrums, Ecke Große Schulstraße/Seminarstraße befand, abgehalten. Nach und nach kam doch die Bausumme zusammen.
Im Jahre 1722, am Fest der Heiligen Dreifaltigkeit, wurde vom damaligen Inspektor Johann Friedrich Christoph Hahn aus Burg in einer Predigt das Gotteshaus eingeweiht und gesegnet. Es wurde gleichzeitig auf den Namen der Dreifaltigkeit geweiht. Das erste Kind, welches in dieser neuen Kirche getauft wurde, war von Küster Georg Daniel Weißenborn. Die Tochter erhielt den Namen Johanna Luise. Die Taufe war am 7. Juni 1722. Am gleichen Tag fand auch eine Trauung statt.
Getraut wurden der Böttchermeister Joachim Bendier mit Jungfer Elisabeth Säger aus Nielebock.
Die gespendete Bausumme reichte zwar für den Kirchenbau, aber für den Kirchturm fehlte noch das Geld, so dass dieser nur bis zur Höhe des Kirchendaches gebaut werden konnte. Man hängte nun die Glocken und die Uhr in einem Holzschuppen auf dem Kirchhof auf.
Im Jahre 1744 fertigte der königliche Baumeister Johann Christian Rieß für den Bau des Turmes eine Bauzeichnung an. Das Geld, welches dafür benötigt wurde, fehlte immer noch. Dazu kam, dass 1756 der Siebenjährige Krieg ausbrach.
1763 konnten durch eine Privatkollekte erste Bauschritte eingeleitet werden. Erst durch eine vom Preußenkönig Friedrich II. genehmigte allgemeine Kollekte konnte der Bau wieder in Angriff genommen werden. Der Zimmermeister Johann Andreas Müller legte das Gerüst an, welches nach Plänen vom königlichen Landbaumeister Johann Gottfried Meinicke gefertigt wurde.
Die Bauarbeiten führten der Maurermeister Daniel Ahbmann und der Zimmermeister Müller durch, die sich hierbei verdient gemacht haben.
Durch eine abermalige - auf Fürsprache des damaligen Magdeburgischen Kammerpräsidenten und Etat-Kriegs- und regierenden Ministers, Graf von der Schulenburg - 1770 bewilligten Kirchen- und Haus-Kollekte, aber auch durch einen ansehnlichen Vorschuss einiger bemittelter Einwohner der Stadt, der durch Holzverkauf wieder zurückgezahlt werden musste, war es möglich, dass am 4. September 1770 die beiden Glocken im Turm der Kirche untergebracht werden konnten.
Eine weitere Privatkollekte ermöglichte, dass 1771 das Mauerwerk vollendet, das Holzwerk aufgesetzt und am 21. September die Spitze aufgerichtet werden konnte. Erneut war eine Privatkollekte nötig, damit der Turm durch den Magdeburger Schieferdeckermeister Johann Heinrich Heynemann sein Schieferdach im Jahre 1772 erhielt.
Am 20. August des selben Jahres konnten auch der Knopf und die Wetterfahne aufgesetzt werden. Gefertigt wurde diese vom Kupferschmiedemeister Andreas Henkel aus Burg. Die Baukosten beliefen sich auf 4696 Taler, 21 Groschen und drei Pfennig.
Blitzeinschlag am Fest der Heiligen Dreifaltigkeit
Am 18. Mai 1798, am Fest der Heiligen Dreifaltigkeit, gab es in Genthin ein heftiges Gewitter, und der Blitz schlug in den neuerbauten Turm ein. Das Dach wurde stark beschädigt, aber zum großen Glück brannte es nicht.
Als nun der Turmbau zu Ende war, wünschte man sich eine bessere und richtig gehende Uhr, die die Zeit nach allen vier Seiten anzeigt. Der Uhrmacher Horch in Brandenburg lieferte im Jahre 1776 eine Turmuhr für 199 Taler, zehn Groschen und sechs Pfennig.
Die alte, aus der baufälligen Kirche gerettete Orgel war für die neue Kirche nicht mehr zu gebrauchen. Der Wunsch nach einer neuen Orgel wurde immer stärker. Man beschloss, sich mit einem Orgelbauer zu beraten. Auf den Brandenburger Orgelbauer Johann Wilhelm Grünberg fiel die Wahl.
Nach einigen Beratungen versprach Grünberg, ein achtfüßiges Orgelwerk mit 24 klingenden Stimmen zu liefern.
Um Martini 1798 wurde auf dem Wasserweg die neue Orgel angeliefert. Sie kostete 1550 Taler. Um sie äußerlich zu verschönern und ihr mehr Dauerhaftigkeit zu geben, sollte sie eine Farbe bekommen.
Der Maler, ein Herr Schmager aus Brandenburg, erhielt den Auftrag und gab der Orgel einen weißblauen Anstrich mit einiger Goldverzierung für 57 Taler und 16 Groschen. Da nun die angestrichene Orgel kräftig auffiel, bestand der Wunsch, dass die ganze Kirche auf diese Art ausgemalt werden sollte. Im Jahre 1799 bekam den Auftrag ein Maler aus Wolmirstedt, Daniel Friedrich Salzmann, der schon in der Stadt bekannt war. Der ganze Anstrich kostete 320 Taler.
Der Taufstein, der sich noch heute in der Kirche befindet, wurde 1730 von dem Kaufmann Joachim Klüver und seiner Frau Anne Dorothee, geborene Güssefeld, gestiftet. An diesem Taufstein wurde seine Tochter Anna Katharina Dorothee am 4. August zuerst getauft. Eine Damastdecke über den Stein schenkte Katharina Elisabeth Krankemann, geborene Pasewald. Ein Klingelbeutel, der von Herrn von Prinzen geschenkt wurde, wurde von Dorothea Elisabeth Klüver 1796 mit schwarzem Manchester überzogen. Den Mantel für den Klingelherrn schenkte Glasermeister Johann Karl Wilhelm Rückart.
Viele Turbulenzen hat es um die Kirche im Herzen Genthins schon gegeben und immer und zu jeder Zeit hat sie allem getrotzt.