Stadtrat Krankenhaus und kein Ende
Die Schließung des Genthiner Krankenhauses haben sich Stadträten noch einmal auf den Tisch gezogen.
Genthin l Die Umstände der Schließung des Krankenhauses hat bei den Genthinern Narben hinterlassen. Die laufende Entkernung der Rettungsstelle und die Ankündigung der Johanniter, die Gebäude abzureißen, war für neun Stadträte der Grünen, der CDU, der Linken, Pro Genthin und der FDP Anlass, eine Sondersitzung des Stadtrates zu beantragen. Zu dieser Sondersitzung ist es nicht gekommen. Initiator Lutz Nitz (Grüne) spricht von „bürokratischen Hindernissen“, die die Verwaltung aufgebaut hätte.
Für die Runde der „neun Unterzeichner des Antrages, das sind Wilmut Pflaumbaum, Heinrich Telmes , Birgit Vasen, Karl-Heinz Rutkowski, Willi Bernicke, Norbert Müller, Gerd Mangelsdorf, Günter Sander und Lutz Nitz, waren immer noch viele Fragen zur Schließung offen, die beantwortet und klargestellt werden müssten. Sie beklagt eine schlechte Informationspolitik der Johanniter seit dem Jahr 2004, die den Stadtrat stets nur vor vollendete Tatsachen gestellt habe. Auch darüber, was jetzt laufe, sei man wieder nicht informiert. Ihren Frust wollten die Stadträte nun allerdings eine andere Zielrichtung, in Richtung Landesregierung, geben.
Unglücklich: Zu spät kam für Genthin die Ansage von Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) in einem mdr-Interview Ende Mai, dass zukünftig keines der knapp 50 Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt geschlossen werden soll. Sie plädierte dafür, dass benachbarte Krankenhäuser mehr zusammenarbeiten. Und wichtig für Genthin: Eine Notfallversorgung solle es überall geben.
„Der Stadtrat sollte nun einfach aufzeigen, welche Auswirkungen eine Schreibtisch-Entscheidung des Landes hat, ein Krankenhaus zu schließen. Deshalb sollten wir uns bemühen, Konsequenzen der Ministerin vor Ort vor Augen zu führen“, zeigte sich Nitz im Namen der „Neun“ entschlossen.
Nach der abgestürzten Sondersitzung kam mit dem Besuch des grünen Landtagsabgeordneten Olaf Meister aus Magdeburg auf Nitz‘ Einladung noch einmal frischer Wind in die Debatte speziell zum Abriss der historischen Bausubstanz. Er sicherte zu, sich dazu mit der Oberen Denkmalschutzbehörde in Halle ins Benehmen zu setzen, um einen genauen Sachstand über den angekündigten Abriss zu erfragen. Klärungsbedürftig aus seiner Sicht sei die Frage, ob den Gebäuden Denkmaleigenschaften zukommen, die einen Abriss unter Umständen erschweren könnten. Bürgermeister Matthias Günther (parteilos) sprach davon, dass die alten städtebildprägenden Gebäude des Krankenhaues unbedingt erhaltenswert seien. „Ich werde jeden verflixten Stein umdrehen, um noch eine Krankenhauslösung für Genthin zu finden. Aber ich brauche Hilfe, um die richtigen Steine anzupacken“, sagte er in einem Gespräch im Anschluss an die Vor-Ort-Besichtigung mit dem grünen Landtagsabgeordneten. Am Donnerstag-Abend thematisierte Günther die Krankenhaus-Problematik auf einer eigens einberufenen Sitzung der Fraktionschefs, deren Ergebnisse bei Redaktionsschluss noch nicht vorlagen.
Zu den Abrissplänen der Johanniter teilte Landkreis-Sprecherin Claudia Hopf-Koßmann auf Volksstimme-Anfrage mit, dass eine Abrissgenehmigung der Krankenhausgebäude entsprechend geltender Rechtslage nicht notwendig sei. Der Abbruch von Gebäuden sei von den Johannitern nur anzuzeigen. Das betreffe auch die als Krankenhaus genutzten Baulichkeiten des ehemalige Johanniter-Krankenhauses. Hierzu würden der Kreisverwaltung keine Abrissanmeldungen vorliegen. Unter Denkmalschutz stünde nur das Gebäude der ehemaligen Berufsschule. „Sowohl die alten als auch die neuen Gebäude des ehemaligen Krankenhauses haben keinen Denkmalstatus und können durch den Eigentümer abgerissen werden“, erklärte die Pressesprecherin.