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Selbst gemacht Urgroßmutters Eierlikör-Rezept

Marika Schröder aus Parchen blättert zu Ostern im Familienkochbuch

02.04.2021, 03:00

Parchen | Simone Pötschke

Marika Schröder  bleibt unschlüssig, ob sie zu diesem Osterfest wieder kleine Aufmerksamkeiten an ihre Lieben verschenken wird. Fest steht für sie jedoch, dass es  keine aus einem Geschenkeladen sein werden.  Sie  hat da ihre Ansprüche. Nichts „von der Stange“ soll es sein, sondern etwas Kreatives, Unverwechselbares.  Die ehemalige Wirtin der Gaststätte Herget  hat sich so auf den  guten alten Eierlikör nach einem alten Rezept besonnen, der solche Kriterien durchaus  erfüllt.   „Eierlikör soll wieder total in sein, vor allen Dingen jetzt zu Ostern“, erzählt  die Ruheständlerin, in deren Spirituosensortiment der Eierlikör schon vor Jahrzehnten  einen festen Platz hatte.  Aber das ist für die  gestandene Köchin und Konditorin eine Binsenweisheit, Eierlikör ist nicht gleich Eierlikör. Wenn es  um Genuss geht, schwört sie auf das wiederentdeckte alte  Familienrezept ihrer Urgroßmutter Elise Möhring.  

Udo Lindenberg ohne Wirkung

Marika Schröder schätzt, dass es um das Jahr 1900 datiert  sein könnte.  Sorgsam und zugleich respektvoll  hält sie ein in gestochener Handschrift   beschriebenes  A5-Blättchen  zwischen  Daumen und Zeigefinger in die Höhe. In den vielen Jahrzehnten, die die Familie diese Niederschrift aufbewahrt hat, hat es keinerlei Schaden genommen. Kein Fleckchen, kein einziger Knick.   Als Gebrauchsanleitung  für das Zusammenrühren des Eierlikörs in der Küche kann das Rezept, das Elise Möhring  der Nachwelt überließ, jedenfalls kaum  gedient haben. Sein  Zweck bestand  wohl  mehr in  der Bewahrung. Seine Wiederentdeckung verdankt es nun dem Osterfest. Der Hype um Deutsch-Rocker Udo Lindenberg, der mit Eierlikör malt, blieb in Parchen zumindest wirkungslos.  Hier war es der örtliche Geflügelverein, der dem Eierlikör in besonderer Weise zugetan war. Seine Mitglieder  prosteten sich in der Gaststätte stets mit Eierlikör den Trinkspruch des Vereins zu. Auch deshalb  durfte  der Eierlikör hier  nie ausgehen, erzählt Marika Schröder. VEB-Ware wich nicht selten Uroma Möhrings Hausmacher-Likör.  Da zu DDR-Zeiten auch Waffelbecher knapp waren,  musste er deshalb gleich  mehrere Eierlikör-Runden überstehen. Schon deshalb musste der Becher  möglichst schnell geleert werden. 

Früher, erinnert sich Marika Schröder, sei es durchaus in der Familie üblich gewesen, zu Ostern kleine Fläschchen mit selbst gemachten Eierlikör im Verwandten- und Bekanntenkreis  zu verschenken.  Dieser Brauch sei auch noch in ihrer Familie gepflegt worden, schlief  aber dennoch nach und nach ein.  Problematisch ist aus der Sicht der Parchenerin nicht die eigene Zubereitung des Eierlikörs.  Schwieriger dürfte es jedoch sein, dafür die geeigneten kleinen Fläschchen aufzutreiben.

Zutaten einfach und günstig zu haben

 Die Zutaten für das süffige Getränk nach dem Rezept von Elise Möhring sind weder extravagant noch kostenintensiv. Marika Schröder macht auch Ungeübten Mut, sich im Eierlikör-Ansetzen zu versuchen.  Nach dem Rezept ihrer Großmutter  verrühre man  acht Eigelb mit einem Pfund (500 Gramm) Puderzucker  eine halbe Stunde!  „Um wirklich ganz bei dem historischen Rezept zu bleiben, müsste man dies mit einem Holzlöffel  tun und nicht etwa mit einem Mixer “, unkt die Wirtin im Ruhestand.

Wobei sie  freilich einräumt, dass ein Mixer ungemein diese Arbeit erleichtern würde. Unter ständigem Umrühren sind dann nach und nach ein halber Liter Vollmilch und ein Viertel Liter Sprit zu dieser Masse zu geben.  Das Ganze müsse dann drei bis vier Tage ruhen.  Früher, als Marika Schröder mit ihrer Mutter den  Likör nach diesem Rezept ansetzte, wurde dazu ein Steintopf genutzt, der in der Küche seinen Platz fand.  „Wer dann an dem Steintopf vorbeigegangen ist, hat dann mal schnell den Likör umgerührt. Das tut dem Geschmack gut“, weiß Marika Schröder.  Es wäre sicherlich im Sinne meiner Urgroßmutter gewesen, sagt Marika Schröder, das Eiweiß, das für den Eierlikör vom Eigelb abgetrennt werden musste, weiter zu verwenden. „So etwas wirft man nicht weg“, sagt sie. Das Eigelb könnte beispielsweise für eine Baisermasse verwendet werden.